Kirchheim. Anruf genügt: Ist ein Platz frei, wird eine Frau in Not schnell und unbürokratisch im Kirchheimer Frauenhaus aufgenommen. Das Haus hat zwölf Plätze in fünf bis sechs Zimmern. Die Frauen versorgen sich und ihre Kinder selbst und leben in einer Art Wohngemeinschaft. Dopatka sagt, dass die Sicherheit gewährleistet sein muss. Besteht Gefahr, dass der gewalttätige Partner den Kindern von der Schule oder der Frau von der Arbeit zum Haus folgt, wird diese Frau an ein anderes Frauenhaus vermittelt. Im Jahr 2013 kamen die Frauen im Kirchheimer Haus nicht nur aus dem Kreis Esslingen, sondern teilweise sogar aus anderen Bundesländern.
Wegen Überfüllung des Frauenhauses wurden 32 Frauen abgelehnt, bei drei waren die Voraussetzungen nicht gegeben und bei vier konnte die Sicherheit nicht gewährleistet werden. Die 30 aufgenommenen Frauen waren zwischen 18 und 49 Jahre alt, für jüngere ist noch das Jugendamt zuständig. Neun Frauen hatten kein Kind, zwölf Frauen kamen mit einem Kind, fünf mit zwei, zwei Frauen kamen mit drei Kindern und zwei weitere mit vier Kindern. 16 der Frauen haben einen Migrationshintergrund. Sie kommen aus aller Welt: aus der Türkei, aus Brasilien, Kirgisistan oder Algerien. Die Atmosphäre sei von Solidarität geprägt, trotz der unterschiedlichen Herkunft der Frauen, ihren unterschiedlichen Vorstellungen und den seelischen Wunden, die sie mitbringen, so Renate Dopatka.
Im vergangenen Jahr sei eine neue Klientel auf das Frauenhaus aufmerksam geworden: Junge Frauen zwischen 18 und 21 Jahren, die ihre Familien verlassen, weil sie eine andere Vorstellung von ihrer Lebensgestaltung haben. Diese Frauen, so Dopatka, seien oft mit der Haushaltsführung überfordert. Die Sozialpädagoginnen versuchen, dass sich die jungen Frauen dem Lebensrhythmus im Haus anpassen. Dazu gehört auch, sie bei der Berufsfindung oder der Suche nach einer Schulausbildung zu unterstützen. Für einige war es nach einigen Wochen möglich, mit ihren Familien Kontakt aufzunehmen, sie konnten wieder zurückkehren, nachdem Absprachen getroffen wurden, die ihnen mehr Freiheiten einräumten.
Zu manchen Frauen besteht nach dem Aufenthalt noch Kontakt, einige lassen sich weiterhin beraten. Ein großes Problem ist der leer gefegte Wohnungsmarkt. Die Frauen tun sich schwer damit, eine Wohnung zu finden. Nur zwei konnten nach dem Frauenhaus in eine eigene Wohnung ziehen, zehn kehrten in die gewaltgeprägte Lebenssituation zurück.
Manchmal, wenn beide Partner von Hartz IV leben, kann die Wohnung der Frau mit den Kindern zugesprochen werden, weil das Amt die Miete für den Mann alleine nicht übernehmen würde. Der Vorteil ist, dass die Kinder nicht aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden. Renate Dopatka hofft, dass sich die Kommunen wieder stärker im sozialen Wohnungsbau engagieren.
Solange die Frauen im Haus sind, werden sie vom Team des Vereins „Frauen helfen Frauen“ betreut. Die Hauptamtlichen, drei Sozialpädagoginnen und eine Verwaltungsangestellte mit Stellenumfängen von 50 bis 55 Prozent, eine Praktikantin von der Hochschule für Sozialwissenschaften sowie die Ehrenamtlichen machen Angebote, begleiten bei Behördengängen und organisieren Ausflüge am Wochenende. Spenden ermöglichen den Kindern eine Reittherapie, auch Kunsttherapie wird angeboten.
Ein pädagogischer Mitarbeiter unternimmt als positives männliches Rollenvorbild regelmäßig etwas mit den Kindern. Für ihn sucht der Verein derzeit einen Nachfolger. Gesucht wird auch noch ein Ehrenamtlicher, der den Wohnungsmarkt im Blick hat und auf die Anzeigen in den Samstagszeitungen reagiert.
Anrufen können bei „Frauen helfen Frauen“ übrigens alle Frauen, die in Not sind, auch wenn sie keine Aufnahme ins Frauenhaus wünschen. Der Verein hilft auch telefonisch und berät nach einem Platzverweis.
Frauen helfen Frauen, Telefon 0 70 22/4 65 53, E-Mail info@frauenhaus-kirchheim.de.