Kirchheim.
Seit dem 13. Dezember des vergangenen Jahres rollt sie endlich: die S-Bahn, die Kirchheim im Halbstundentakt mit Stuttgart und Herrenberg verbindet. Pendler, Schüler und Touristen können ohne umzusteigen in die Landeshauptstadt oder hinaus ins Grüne fahren – eine Option, die viele Menschen nutzen. Verlässliche Zahlen gibt es erst nach der Verkehrserhebung im nächsten Jahr, doch der Verkehrsverbund (VVS) geht nach einer ersten Bestandsaufnahme von 37 Prozent mehr Fahrgästen allein zwischen Kirchheim und Wendlingen aus. „Das erste Jahr hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagen die VVS-Geschäftsführer Horst Stammler und Thomas Hachenberger.
Beide räumen jedoch ein, dass es im ersten Jahr Startschwierigkeiten gegeben hat. Zum einen beschwerten sich Eltern in Weilheim und im Lenninger Tal über Probleme mit den Busanschlüssen, die Fahrpläne mussten nachgebessert werden. „Seit Februar haben wir aber keine Beschwerden mehr bekommen“, so Horst Stammler.
Zum anderen gab es Behinderungen im Berufsverkehr, weil die Deutsche Bahn im Zuge der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 die Signaltechnik umgestellt hatte. Die Konsequenz: Die Züge mussten vor der Einfahrt in den Tunnel größere Abstände einhalten, weshalb es zu Verspätungen kam. „Kirchheim hat es dabei noch am wenigsten getroffen“, sagt Horst Stammler. In Böblingen oder Herrenberg habe es wegen der knapperen Vertaktung weit mehr Probleme und Beschwerden gegeben.
Stammler ist jedoch zuversichtlich, dass sich diese Ärgernisse nicht wiederholen. „Die Bahn hat versichert, dass die Probleme bei der Signaltechnik bis Ende des Jahres behoben sind“, sagt er. Ein weiteres Versprechen haben die Geschäftsführer der Bahn erst gestern abgerungen: Dass das Erscheinungsbild der Kirchheimer Bahnhofshalle verbessert und der Schalter so bald wie möglich wieder geöffnet wird, voraussichtlich am 13. Dezember. „Der Bahnhof
muss Visitenkarte sein“, sagt Horst Stammler. Einen Beitrag will der VVS in der Vorweihnachtszeit dazu leisten: In der Halle soll ein sogenannter Weihnachtswunschbaum aufgestellt werden, mit dem Fahrgäste Kinder aus der Paulinenpflege beschenken können.
„Die neue S-Bahn hat für Kirchheim einen Marketingeffekt gebracht.“ Davon ist Eberhard Dannenmann, Geschäftsführer des Omnibusverkehrs Kirchheim (OVK), überzeugt. Auch sein Unternehmen spürt die Effekte: Der OVK hatte bis einschließlich Oktober 30 Prozent mehr Einnahmen. Das Hauptsegment sind nach wie vor Einzelfahrscheine bei Erwachsenen. Viele lösen jetzt schon im Bus drei oder vier Zonen, um dann Richtung Stuttgart weiterzufahren.
Auch die Fahrplanumstellung hat größtenteils funktioniert, bis auf die Anlaufschwierigkeiten im Lenninger Tal und in Weilheim. „In Kirchheim haben wir fast schon zu viel Puffer“, sagt Eberhard Dannenmann. Selbst bei den Verspätungen im Berufsverkehr verpassten nur wenige ihren Bus. Einziger Wehrmutstropfen: Am Ötlinger Bahnhof werden die Anschlüsse nicht erreicht, weil alles auf den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) ausgerichtet ist. „Mir fällt dazu bisher keine Lösung ein“, sagt Dannenmann, verspricht aber: „Wir sind an dem Problem dran.“