Dettingen. Wenn vier Musiker einen ganzen Saal zum Beben bringen, dann muss es sich dabei schon um außergewöhnliche Exemplare ihrer Zunft handeln. In diesem speziellen Fall handelte es sich um „Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle“, unter Fans auch einfach kurz „Stumpfes“ genannt. Dank des Dettinger Kulturvereins „ecce“ machten die Aalener Manfred „Manne“ Arold, Michael „Flex“ Flechsler, Marcel „Selle“ Hafner und Benny „Banano“ Jäger vergangenen Samstag im Rahmen ihrer aktuellen „Jubeltour“auch in der Dettinger Schlossberghalle Halt.
Schon das vor dem Konzert auf der Bühne aufgebaute Instrumentarium versprach dabei musikalische Vielfalt: Neben gewöhnlichen Instrumenten wie Gitarren, Schlagzeug und Keyboard fanden sich da unter anderem noch Kontrabass, Banjo, Tuba, Posaune, Akkordeon, Klarinette und sogar ein Waschbrett. Und tatsächlich kam jedes Instrument mindestens einmal gekonnt zum Einsatz und wurde gezupft, geblasen, geflötet oder getrommelt, und manchmal sogar noch während eines Songs mit einem Bandkollegen getauscht. Dabei holten die „Stumpfes“ Musik der verschiedensten Stilrichtungen in ihre schwäbische Welt und gaben einige ihrer Glanzlichter aus 20 Jahren Bühnenerfahrung zu Gehör.
Egal, ob es sich dabei um bekannte Stücke oder Eigenkreationen handelt – das sympathische Quartett bedient sich bei Jazz, Blues, Folk, Rock und den Liedern seiner ostälbischen Heimat und belebt das Ganze mit der bodenlosen Tiefe schwäbischer Mundart und einem eigenen Humor, der auch zwischen den Stücken zum Vorschein kommt.
Mit viel Klamauk, Witz und Musik präsentierte die selbst ernannte Kapelle einen musikalischen Querschnitt ihrer Bandgeschichte und legte dabei mit Leichtigkeit den ganzen Saal in Lachfalten. So wurden im Lauf des Abends mit einem Augenzwinkern die „Schmach und Schande“ so mancher Dorfgemeinde ebenso unterhaltsam besungen wie die „Handdascha“ der Frau, während aus „You shook me all night long“ von AC/DC schließlich „Shuck mi jo net om“ wurde. Den Dialekt ihrer Heimat verwenden die „Stumpfes“ dabei nicht nur als bloßen Gag, sondern als Stilmittel, das selbst einem Hochsprachler Gelächter entlocken kann.
Mit der Kraft ihrer Stimmen und dem abgefeuerten schwäbischen Singspektakel eroberten die „Stumpfes“ das Publikum jedenfalls im Sturm – es wurde geschunkelt und gelacht, auf die Schenkel geklatscht und dem Nebensitzer mit dem Ellenbogen blaue Flecken hinzugefügt. Die Mundartvirtuosen packten während des Konzerts sogar selbst geschmierte Vesperbrote aus und luden die Zuschauer zum Mitvespern ein – mit so viel sympathischer Nähe zum Publikum konnten sie sowohl ihre alten Fans begeistern als auch neue Fans gewinnen.
Die Konzertbesucher bedankten sich mit tosendem Beifall und brachten das Quartett zu mehreren Zugaben, bis die vier Musiker schließlich mit den Stumpfe-Klassikern „I ben am Schreiner sei Gsell“ (AC/DC: Highway To Hell) und „Mei Bemberle tut weh“ (The Lion Sleeps Tonight) den gelungenen Abend besiegelten, von der Bühne sprangen und händeschüttelnd durch das Publikum gingen. Ob wie an diesem Abend „allein zu viert“, mit Hannes und dem Bürgermeister im SWR oder in der Mäulesmühle: Die „Stumpfes“ tragen ihr Herz und ihre Musik ins Land, ehrlich, herzhaft und sympathisch bis zum Schluss.