Kirchheim. Stapelweise türmen sich Teigfladen auf der Arbeitsfläche. Ein paar Salatblätter, Paprikastreifen, Gurken-, Tomaten- und Mozzarellascheiben darüber gestreut, den Fladen aufgerollt und in eine Tüte gesteckt. Statt Deutsch und Mathe zu büffeln, bereiten einige Neunt- und Zehntklässler zusammen mit Müttern knusprige Wraps, Bananenmilch, Beerenshakes, Schnitzelweckle, Veggie-Burger und Obstbecher vor. Wie jeden Freitag bleibt in der Mensa des Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasiums die Küche kalt. Stattdessen können sich Schüler und Lehrer in den Pausen mit vitaminreichen, knackigen Snacks versorgen.
„Den Stein ins Rollen brachten die Projekttage am Ende des letzten Schuljahrs“, sagt Karen Lutz, die zusammen mit ihrer Kollegin Nina Vanek als Bindeglied zwischen Lehrern und Schülern, die in der Mensa mit anpacken, fungiert. Eines der Projekte war das in der Lugeria installierte Café am Milcherberg. Während der Projekttage diente es als Drehscheibe und Anlaufstelle für hungrige Mägen. „Das war der absolute Renner“, so Karen Lutz. „Viele haben nach den Projekttagen gefragt, ob man das Café nicht regelmäßig einrichten könnte. Die Idee war geboren, Ähnliches im Schulalltag anzubieten.
Weil im zweiten Halbjahr freitagnachmittags kein Unterricht mehr stattfindet, seit zwei Jahren aber freitags das Projekt „Schüler kochen für Schüler“ läuft, wollten die Lehrer die motivierten Jugendlichen nicht ausbremsen. „Inzwischen sind 150 Schüler dabei. Sie müssen hier Verantwortung übernehmen und machen es bravourös“, lobt Karen Lutz. Ein- bis zweimal pro Schuljahr bindet sich jeder der Schüler, die in der Lugeria helfen, die Kochschürze um. Gehen in der Mensa normalerweise um 8 Uhr die Lichter an, müssen die Teams am Freitag jetzt bereits um 7.30 Uhr anrücken. Bis zur ersten großen Pause ist gerade mal zwei Stunden Zeit, um Obst und Gemüse zu schnippeln, Kuchen aufzuschneiden, Smoothies zu mixen, Wraps und Brötchen herzurichten und alles in die Auslage zu schichten beziehungsweise in die Kühlung zu bringen. „Die Jugendlichen müssen richtig schaffen und sehen so vielleicht auch eher zu Hause, was ihre eigenen Eltern leisten“, meint die Vorstandsvorsitzende des Vereins Lugeria, Sabine Bonfert. Hauswirtschafterin Petra Latzel bestätigt: „Zur zweiten großen Pause sind alle platt.“
Im Nu baut sich nach dem Klingeln um 10.55 Uhr eine lange Schlange an der Essensausgabe auf. Wie mittags entpuppt sich die Kasse als Nadelöhr. Unbürokratisch hat Petra Latzel deshalb eine zweite Zahlstelle eingerichtet. Manche Lehrer und Schüler holen sich auch mehrfach einen Imbiss. „Die Mithilfe der Schüler hat anziehende Wirkung auf die Klassenkameraden", erklärt Nina Vanek. Und nicht nur das: Der Blick auf die bunt gemischte Schlange beweist: Sie hat anziehende Wirkung auf die ganze Schulgemeinschaft.
