Basketball
Sorgt für frischen Atem, befreit den Kopf

Basketball Die Knights finden in Karlsruhe das richtige Rezept gegen die drohende Krise. Was fehlt, ist ein probates Mittel gegen den Heim-Komplex. Von Bernd Köble

Mancher überzeugte Europäer wünschte, es wäre so einfach. Geschlossen auftreten, gemeinsam stark sein. Ein simples Basketballspiel strahlt mitunter mehr Symbolkraft aus als die große politische Bühne. Die Karlsruher Europahalle jedenfalls war am Samstag der passende Ort für den erhofften Schulterschluss. „Du kannst gebrochen in so ein Spiel gehen oder wütend“, hatte Kirchheims Trainer Mauricio Parra seiner Mannschaft nach dem Frusterlebnis gegen Rostock als Denkanstoß mit auf den Weg gegeben.

Sie entschied sich für Letzteres und Parra leistete dabei im wörtlichen Sinne Starthilfe, indem er das Aufwärmprogramm, anders als sonst üblich, zur Chefsache erklärte. Der Kirchheim-typische Kaltstart blieb diesmal aus. Anders ausgedrückt: Die Knights waren heiß. Heißer als der Gegner - zumindest in den entscheidenden Phasen des Spiels, das die Ritter vor allem in der Zone klar dominierten. 40:26 Rebounds zugunsten der Kirchheimer sprechen eine klare Sprache, und weil zweite Bälle fast immer mit Bereitschaft und Entschlossenheit zu tun haben, fand ein genervter Lions-Coach Michael Mai nach dem Spiel: „Darüber müssen wir reden.“

Also alles im Lot unter der Teck? Tatsache ist: Die Knights hatten das passende Erfolgsrezept an diesem Abend und einen Kevin Wohlrath, der zum dritten Mal in der Startfünf stand und dabei das Spiel zum zweiten Mal als Matchwinner beendete. Rhondell Goodwin ging leicht angeschlagen in die Partie, Tim Koch fehlte erneut ganz. Zwar sind brandgefährliche Würfe aus der Distanz nicht gerade das, was Kirchheim in dieser Saison bisher auszeichnete, doch ohne eine Exekutive in Vollbesetzung war klar, wo sich dieses Spiel entscheiden würde: unterm Korb. Dort, wo Keith Rendlemann seit Saisonstart einen erstklassigen Job macht und mit Dajuan Graf, der am Samstag mit 15 Punkten und zehn Rebounds sein erstes Double-Double auflegte, den passenden Ideengeber findet.

Graf als Stabilitätsanker

Dabei hatte der US-Spielmacher zu Beginn der Saison einige Kritik einstecken müssen. Seine unauffällige, mannschaftsdienliche Spielweise kam beim Kirchheimer Publikum nicht immer an. Dort wo man nach Spielertypen wie Williams, Collins oder Love die große Show als Regel kannte. Die liefert Graf nicht. Dafür ist die Ruhe und Sicherheit, die der 25-Jährige ausstrahlt, ein wesentlicher Grund dafür, weshalb die Knights mit 10,8 Turnover im Schnitt die Mannschaft mit den wenigsten Ballverlusten in der Liga ist. Und inzwischen auch in der Lage ist, einen knappen Vorsprung in der Crunchtime klug über die Zeit zu bringen. Am Stabilitätsanker im Spielaufbau lässt sich der schleichende Fortschritt im Team der Kirchheimer vielleicht am deutlichsten ablesen. „Die dreiwöchige Verletzung in der Vorbereitung war für Dajuan ein Rhythmus-Killer“, sagt der Sportliche Leiter Christoph Schmidt, und Parra unterstreicht: „Wer ihn nach diesem Spiel in Karlsruhe noch immer in Frage stellt, hat von Basketball keine Ahnung.“

Am Samstag heißt der Gegner Hanau. Der Tabellenletzte - ausgerechnet. Dass daraus keiner die falschen Schlüsse zieht, dürfte diese Woche die Hauptaufgabe des Trainers sein, der auch gegen die Hessen auf Tim Koch verzichten muss. Für einen anderen wird der Kampf um den ersten Heimsieg zum Schicksalspiel: Caleb Oetjens Tryout-Vertrag läuft kommende Woche aus. Für den Backup-Guard, der bisher nur wenig Akzente setzen konnte, also die letzte Chance, um seinen Arbeitsplatz zu kämpfen.