Kirchheim. Auf große Orchester und viele teure Instrumente zu verzichten ist offensichtlich relativ leicht. Wenn man die „füenf“ als Freunde hat, kann man sich mit et-
was Glück von ihnen sogar in den eigenen vier Wänden allerbestens musikalisch-kabarettistisch unterhalten lassen.
Wer auf ihrem Newsletterverteiler steht, hat sie vielleicht bald im eigenen Wohnzimmer, denn ein Privatkonzert ist der Hauptpreis des Gewinnspiels für ihre Freunde. Dass die A-cappella-Formation „füenf“ nicht zuletzt auch durch ihr mimisches und choreografisches Talent locker eine ganze Stadthalle füllen kann, zeigte ihr fulminanter Auftritt.
Das zwar auf Instrumente niemals aber auf Gesang verzichtende Quintett tingelt schon seit vielen Jahren höchst erfolgreich über die Dörfer. Es hat dabei nicht nur viele Brücken überwunden und besungen, sondern auch der offensichtlich sehr verlässlichen Fangemeinde immer wieder viele Anreisekilometer „zugemutet“.
Das ungewöhnlich Experiment, nur mit Mikrofon und Stimmbändern einen kabarettistischen Konzertabend zu gestalten, geht erstaunlich gut auf, denn viele Bands wären froh, so begeistert verabschiedet zu werden, wie die „füenf“ in der Stadthalle schon empfangen wurden.
Im ersten Song zeigten sie dem von Anfang an mitziehenden Publikum, wie man die Krise locker in den Griff bekommt. Beim „Tag der offenen Türen im Kopf“ bewiesen sie mit vielstimmiger Überzeugungskraft: „voll lustig da drin.“
Wie es sich für die angepassten Kinder eines strengen „Überwachsungsstaats-Papa“ gehört, ist bei ihnen nicht nur „von Geburt bis zum Tod alles im Lot“, sondern auch „alles geregelt und eingepegelt“. Flächendeckende Überwachung macht es ja auch leicht, den Ehepartner suchen zu lassen oder auch nur zu beschatten. Im Internet finden sich unter A bis Z dann auch nicht nur eigene Kontoauszüge und Zahnarzttermine, sondern auch die Mails an die Blondine aus der Kantine.
Mit „Gras am Schuh“ und „Renés Schnee“, „Janas Marihuana“ und der „Amphetamine von Tine“ sorgen sie für flächendeckende Horizonterweiterung, die offensichtlich auch ihre eigene Sensibilität für feinste Sprachnuancen deutlich erhöht hat. In bestem Truck-Stop-Sound legten die fünf singenden Cowboys stets größten Wert auf die richtige Ausdrucksweise, denn die sollte schließlich niemand „scheißegal sein“ oder gar „am A . . . . vorbeigehen .“
Mit Freuden erinnerten sie an die „Gute alte Zeit“ als Nena noch Teenager und die Jungs Popper oder Rebell, ansonsten aber alle „Extrabreit“, krampfhaft anders und vor allem individuell gleich waren. Voll Nostalgie registrierten sie, dass sie schon siebzehn Jahre gemeinsam unterwegs sind und merkten beim Blick in die vordersten Reihen, dass das auch an ihrem Publikum nicht spurlos vorbeigegangen ist.
Voller Patriotismus lobten sie den Süden, wo nicht nur die hochwertigeren Autos gebaut, sondern auch das beste Bier gebraut wird. „Wir haben nicht so viel Esprit wie die Berliner, aber dafür sind die Treppenhäuser cleaner“. Auch hätten die Schwaben zwar nicht die längste Theke der Welt, sie aber immerhin hergestellt.
„Ungefähr genau“ wollten die Musik-Kabarettisten wissen, wie lang ein Witz ist und was zuerst da war, Ketchup oder die Pommes frites? Wie stark ein „Shakesbier“ ist, bewegt sie genauso wie die Frage „Wie viel Miete zahlt die Fliege in meinem Kaffee?“
Bei allen Erfolgen, die „Justice“ (Christian Langer), „Pelvis“ (Jens Heckermann), „Karuso“ (Andreas Karus), „Memphis“ (Patrick Bopp) und „Dottore Basso“ (Francesco Cagnetta feierten, konnten sie ihr Publikum partout nicht davon überzeugen, dass sie „vor allen Dingen überhaupt nicht singen“ können. Schlimm war das aber nicht weiter, denn „Versagen ist machbar“ und so forderten die „füenf“ alle auf, zum Scheitern bereit und ihres eigenen Glückes Henker zu sein.
Als Zugabe hauten sie ein fetziges Weihnachts-Potpourri raus, dass es nur so krachte und durch den immer dichteren Bühnennebel bis „in die eierlose Zeit“ hineinführte. Zum Nachtisch reichten sie noch etwas mit schwungvollen südamerikanischen Rhythmen angereicherten „Beila-, Beila-, Beilagensalat.“ Der frenetische Applaus zeigte, dass das Melodien-Menü offensichtlich allen gemundet hat.