Weilheim. Ansprechende und zudem auch gut gehängte Aquarelle, handgemachte Musik aus dem Kreis der versammelten Familie und ein gut gelaunter und sehr ironiefähiger Laudator, der zugleich auch langjäh-
riger künstlerischer Begleiter und „Lehrmeister“ ist, verliehen der offiziellen Ausstellungseröffnung mit den eindrucksvollen Arbeiten von Maria Neugebauer im Weilheimer Rathaus den verdienten Glanz.
Auch der Gastgeber und Hausherr Bürgermeister Züfle konnte mit dieser Veranstaltung mehr als zufrieden sein. So ausnehmend gute Stimmung herrscht schließlich nicht immer im Weilheimer Rathaus. Im von Freunden und Fremden ergänzten Familienkreis hätte es entspannter eigentlich nicht zugehen können. Jonas und Daniel Neugebauer hatten daher trotz eines vollen Rathaus-Foyers erkennbar keinen Grund für aufkommende Nervosität und spielten entsprechend souverän auf.
Mit den gut ausgewählten Titeln „Let her go“, „Pompeii“ und „Little Talker“ machten es die stimmlich und mit ihren virtuosen Gitarrenkünsten beeindruckenden Enkelkinder der ausstellenden Künstlerin dem aus Nürnberg angereisten Laudator freilich nicht leicht,++ gegen ihren Heimvorteil anzukommen. Glücklicherweise war aber auch er sehr gut aufgestellt, bestens vorbereitet und kam beim offensichtlich sehr ironiekompatiblen Publikum erfreulich gut an.
Zum Auftakt setzte sich Dr. Fritz Schuber so mutig wie kritisch mit den angeblich „von Event zu Event und Ausstellung zu Ausstellung reisenden Publikums-Karavanen“ auseinander und zu dem ernüchternden Ergebnis kam, dass man bei einer Vernissage mit den versammelten Gästen eigentlich nie über die dort zu sehenden Bilder reden sollte.
Er nannte gleich noch einen weiteren Grund, der seine polarisierenden Ausführungen eigentlich an den Rand der Absurdität bringen und im Grunde „rednerische Abstinenz“ geradezu einfordern. Die Gegenständlichkeit der ausgestellten Aquarelle Maria Neugebauers bedürfe grundsätzlich kaum einer Erklärung. Ein klar als solches erkennbares „Stillleben mit Früchten“ müsse nun einmal nicht mit einem wohlformulierten und kennerhaften „Stillleben mit Früchten“ zusätzlich erklärt werden.
Bei ungegenständlichen Bildern hat der ausgewiesene Kenner der Kunstszene wohl schon häufig die schmerzhafte Erfahrung gemacht, dass „Vorworte in Katalogen und Ansprachen von Laudatoren“ oft „Texte und Wortgebilde“ entstehen lassen, „die man eher einem Psychiater, Psychologen oder Esoteriker zuordnen möchte als einem kunstverständigen Fachmann“.
Da sich Maria Neugebauer aber mit vielen Exponaten auf die Vergangenheit ihrer schönen Wahlheimat Weilheim und vor allem auch auf die immer wieder von ihr in Bildern künstlerisch festgehaltene Erinnerung auf deren städtebauliche Vergangenheit konzentriert, bestehe hier durchaus Erklärungsbedarf. Wichtig ist schließlich zu wissen, auf genau welche Stellen der Stadt die in Budapest geborene und immerhin schon seit 1945 in Weilheim lebende Maria Neugebauer in ihren Arbeiten zurückblickt.
In seiner faszinierend leichten Einführung in die hohe Kunst des Aquarellierens mahnte Dr. Schuber, dass bei einem falschen Beginn das Blatt verdorben und daher wie beim Schachspiel Vorausdenken absolute Pflicht sei. Das Gelingen eines Blattes stehe und falle mit der raschen Fixierung, da leider nun einmal die verwendete „flüssige Farbe nicht unbedingt dahin fließt, wo man sie haben will“.
Die Qualität von Aquarellen misst der Experte an der Kunst, „möglichst viele gesteuerte aber spontan wirkende Zufälle einzubauen ohne die Gegenständlichkeit der Arbeit zu verlieren“. Daher gelte auch hier die allgemeine Lebensweisheit „Spontanität will gut überlegt sein.“
Für die über 40 ausgestellten Arbeiten gab er auch ein klares Raster vor. Zur „Gruppe spontan wirkender lockerer, flotter, mit viel Wassereinsatz hingeworfener Arbeiten“ zählt er Bilder wie etwa die Limburg, das Weinberghäuschen oder die Bürgerseen, bei denen der großzügige Duktus des Pinselstrichs den Betrachtern viel Interpretationsfreiheit einräumen.
Eine ganz andere Maria Neugebauer erkannt er in den Arbeiten mit topografisch-historischen Motiven wie etwa der Weilheimer Löwenscheuer oder der Alten Mühle in Oberlenningen. Hier ist der Malduktus einfühlsam, zurückhaltend und der Wiedererkennbarkeit wegen stärker um Details bemüht.
Bei den ausgestellten Kirsch- und Apfelblütenbildern lobte er die mit Grandezza hingesetzten Pinselstriche und Tupfer, „die den Betrachtern die Illusion einer Baumblüte vermitteln, ohne auch nur eine einzige Blüte konkret darzustellen“. Seine Einladung zur eigenen Betrachtung der ausgestellten Arbeiten verband Laudator Dr. Fritz Schuber mit dem dezenten Hinweis, dass die Bilder selbstverständlich auch erworben werden können.