Bestens gewappnet präsentierte sich „Geli“, als lautstarke Guggenmusik das Unweigerliche ankündigte: Die Stadtchefin hatte ihr Rathaus längst in eine „gelbe Hölle“ umfunktioniert und erwartete die Kloster-Deifel im Kreise ihrer kompletten Mannschaft, alle stilecht als Knights-Fangemeinde kostümiert. Zwei leibhaftige Knights-Hünen, Neuzugang Justin Stommes und Marcus Smallwood, versuchten noch beherzt, die kommunale Macht durch ein Basketball-Kanonenfeuer zu schützen. – Vergebens. So fügte sich die mittlerweile narrensturmerprobte Oberbürgermeisterin dem Diktat der Hästräger, und ab ging‘s in einen großen Wasserzuber als Vorboten des erhofften neuen Hallenbades. Den ersten Ziegel dafür bekam die Stadtchefin schon mal um den Hals gehängt.
Ermutigt von Beifall und viel Humbahumba-Täterä, stellte Angelika Matt-Heidecker ihre Trinkfestigkeit unter Beweis. Kredenzt wurde schwäbischer Tequila, Hochprozentiges mit Schwarzwurst und Senf. Nach zwei Runden ließ sich die honorige OBin zwar nicht zu großen lokalpolitischen Versprechen hinreißen, gab aber kleine Geheimnisse preis: So hatte sie als Kind Zauneidechsen, die bekanntlich in Kirchheim zum Politikum geworden sind, am Schwanz gepackt. Außerdem sieht sie jetzt, nach 34 Ehejahren, Großmutterfreuden entgegen.
Der Rathaussturm in Lenningen fiel zwar nicht ins Wasser, dafür mussten die Narren dichtem Schneegestöber trotzen. Je näher der Abmarsch des Kinderumzugs an der katholischen Kirche in Richtung Markplatz rückte, desto dichter schwebten die Flocken vom Himmel. Da fiel es selbst den edlen Prinzessinnen schwer, den Zuschauern ein Lächeln zu schenken. Wohl dem, der sich für einen Bösewicht entschieden hatte: Das grimmige Gesicht stellte sich ganz von selber ein.
„Lust auf Lenningen – mehr als nur ein Ort“ lautete das Thema in Anlehnung an die Haushaltsrede von Bürgermeister Michael Schlecht. Letzterer schien jedoch nur mäßig Lust auf den Rathaussturm zu verspüren, weigerte er sich doch mannhaft, auch nur einen Fuß auf die herrschaftliche Rathaustreppe zu setzen. Doch der ganze Protest nutzte dem Schultes herzlich wenig, denn die Lenninger Hexa zeigten, was in ihnen steckt und dass sie echte Powerfrauen sind. Kurzerhand griffen sie beherzt zu und trugen ihr Gemeindeoberhaupt nach draußen.
Von dort hatte er dann aber die beste Sicht auf das Schautanzteam des TSV Oberlenningen. Zu heißen Rhythmen zeigten die Kinder und Jugendlichen, was sie so draufhaben und unter erschwerten Bedingungen zu leisten fähig sind. Auch die Zuschauer wippten und hüpften eifrig mit, war es doch eine willkommene Gelegenheit, sich so die Füße zu erwärmen.
Nicht nur die Witterungsbedingungen trübten etwas die ausgelassene Fasnetsstimmung: Den Lenninger Hexa ist es heuer nicht gelungen, eine Guggen-Gruppe ins Tal zu locken. „Do fehlt echt d’Musik“, bedauerte nicht nur eine Lenninger Hex.
Fotos: Jean-Luc Jacques und Jörg Bächle
Stürmisches Narrentreiben