Kirchheim. Im Juli 1963 wagten Peter und Renate Hintz, die aus Düsseldorf kamen, in Kirchheim den Sprung in die Selbstständigkeit und eröffneten zentral in der Max-Eyth-Straße ihre Stadt-Parfümerie. Zuvor hatte in dem schmalen Gebäude die Metzgerei Langenbuch residiert. Im Laufe der Jahrzehnte baute sich das Drogisten-Ehepaar einen festen Kreis an Stammkundschaft auf und deckte mehr und mehr den Bereich exklusiver Kosmetika und Behandlungsmethoden ab. Neu entdeckt wurde auch die Zielgruppe der Männer.
Im April 2002 übergab das Ehepaar Hintz den Betrieb an eine langjährige Mitarbeiterin: Anke Blind. Sie hatte in der Stadtparfümerie bereits ihre Ausbildung zur Drogistin mit Einzelhandelskauffrau gemacht. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt sie noch heute, nach 30 Jahren Berufserfahrung. Entsprechend herzlich und vertraut ist der Umgang mit der Stammkundschaft.
Doch die Stammkunden werden ebenso wie alle anderen, die gelegentlich der Stadtparfümerie einen Besuch abstatten, bald auf die kompetente Kosmetik-Fachfrau und ihr Team verzichten müssen: Die Stadt-Parfümerie schließt zum 30. April. Die Gründe dafür sind vielfältig. Unter anderem war die Parfümerie mit ihren hochwertigen Luxusartikeln wiederholt Ziel von Einbrechern. Nach dem dritten Einbruch im Jahr 2013 ist nun die Geduld der Inhaberin erschöpft.
Zudem ist die Lage auf dem Kosmetikmarkt nicht gerade einfacher geworden. Wie überall im Handel wächst der Anteil, der übers Internet läuft. Edelmarken stellen außerdem harte Bedingungen an die Geschäfte, mit denen sie vor Ort zusammenarbeiten. Last not least wären auch bauliche Maßnahmen im betagten Haus erforderlich geworden. Zumindest zeitweise wäre zeitweise Auslagerung des Geschäfts unumgänglich geworden.
Kurzum: Anke Blind hat sich zu einem Neuanfang entschlossen. Mit Mitte 40 fühlt sich die Mutter zweier mittlerweile erwachsener Kinder, die ihr den Rücken stärken, voll Tatendrang. „Ich werde meine lange Berufserfahrung und meine Freude im Umgang mit Menschen weiter in der Parfümerie-Branche einsetzen“, plant sie für die Zukunft.
Trotz aller Zuversicht blickt sie mit einem weinenden Auge zurück: „Ich habe ein super Team und viele treue Kunden, die ich nun leider zurücklassen muss.“