Kirchheim. Die Einrichtung einer Fahrradstation am Bahnhof hatte der Gemeinderat bereits im Dezember beschlossen, aber bezüglich der Ausgaben auf die Bremse gedrückt. Jetzt legte die Verwaltung ein neues Konzept mit reduzierten Kosten vor. Demnach will die Stadt das alte Betriebsgebäude der Bahn bald kaufen und langfristig Mietkosten sparen.
Im Erdgeschoss soll die Fahrradstation mit Reparaturwerkstatt entstehen, betrieben von der Esslinger Beschäftigungs-Initiative. Geplant ist die Kombination mit einer Pedelec-Station. Ursprünglich sollte dies über die Geschäftsstelle „Nachhaltig mobile Region Stuttgart“ koordiniert werden. Allerdings ist bisher nach diesem Muster noch keine Station zustande gekommen, sodass die Stadt auf örtliche Händler setzt. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Erdgeschosses ist die Einrichtung einer öffentlichen Toilettenanlage, die am Bahnhof dringend gebraucht wird.
Das Obergeschoss birgt die Lösung für brennende Raumprobleme: Weil die Kernzeitbetreuung der Freihof-Grundschule Platz braucht, sucht der Kinderschutzbund eine neue Bleibe. Außerdem braucht die Familien-Bildungsstätte Räume, nachdem ihr Unterschlupf auf dem Schafhof und im Pädagogischen Fachseminar der Abrissbirne zum Opfer gefallen sind. „Die Lage ist nicht zuletzt für unsere zahlreichen abendlichen Tanzkurse, etwa Zumba, ideal, denn dort wird niemand gestört“, freut sich FBS-Leiter Christoph Tangl. Verlagert werden müssen die Pausenräume der Busfahrer.
Insgesamt belaufen sich die baulichen Investitionen auf 250 000 Euro. Die laufenden Kosten werden mit 50 000 Euro pro Jahr veranschlagt. Diesen Rahmen samt der Planung segnete der Gemeinderat ab. Bedenken gab es vor allem bezüglich der Unterbringung des Kinderschutzbundes und der FBS. „Für beide gibt es definitiv keine anderen Räume“, macht Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker klar.
Für die SPD lobte Hans Gregor, dass nun am Bahnhof mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden könnten: „Solche Gelegenheiten muss man nutzen – wer weiß, ob sie sich wiederholen“, meinte er unter Applaus aus dem Gremium. Die Grünen freuen sich nicht nur über die Förderung des nicht motorisierten Individualverkehrs, sondern auch über die Aufwertung des Bahnhofes, der nun gefühlt näher an das Zentrum rücke: „Wir holen uns den Bahnhof in die Stadt zurück“, meinte die Fraktionsvorsitzende Sabine Bur am Orde-Käß.
Von gut angelegtem Geld in eine umweltfreundliche Infrastruktur sprach Birgit Müller von der Frauenliste. Lärm, Abgase und teure Parkflächen könnten eingespart werden. Die Unterbringung der FBS und des Kinderschutzbundes entsprächen dem Anspruch Kirchheims, eine familienfreundliche Stadt zu sein. CIK-Vertreter Hans Kiefer ergänzte, dass durch die Einbindung der Beschäftigungs-Initiative sogar Kosten im sozialen Bereich gespart würden. Zudem erfahre die Stadt eine touristische Aufwertung, wobei allerdings die Pedelec-Station unbedingt sonntags geöffnet sein müsse.
Ein klares Ja zu Toilette und Fahrrad-Station kam von FDP-Fraktionschef Bernd Most. Er betonte allerdings, dass die Pedelec-Station eine private Geschichte sein müsse und bedauerte, dass FBS und Kinderschutzbund mit der Bleibe am Bahnhof nicht gerade an einer zentralen Stelle der Stadt angesiedelt seien. Auch Hagen Zweifel, Vorsitzender der Freien Wähler, signalisierte Zustimmung zur Gesamtplanung bei einer gewissen Skepsis gegenüber der Pedelec-Station. Was diese angehe, werde die Nachfrage sich dann konkretisieren, wenn zunächst die Radstation in Betrieb sei.
CDU-Fraktionschef Dr. Thilo Rose sah ebenfalls Chancen in der Planung, mahnte jedoch, die laufenden Kosten gering zu halten. Zuschüsse dürfe es nur für Dinge geben, die der Allgemeinheit nutzten. Rose vermisst ein Tourismus-Konzept. Dieses müsse der erste Schritt sein, ehe im zweiten Schritt Dinge wie eine Pedelec-Station folgen könnten.
Angelika Matt-Heidecker wies darauf hin, dass die Kirchheim-Info mittlerweile eine Fülle von Radtouren in petto habe. „Das ist ein Konzept“, betonte sie. Bürgermeister Günter Riemer unterstrich, dass Kirchheim stolz auf den Titel „fahrradfreundliche Kommune“ sei: „Wir tun mehr als andere.“ Im Herbst sollen die Umbauten abgeschlossen sein, die Radstation kann starten.