Weilheim. Aus dem Jahr 1721 stammend, erinnert die stattliche „Stalling“ an der Lindachstraße noch heute an die einstige Bedeutung der Schäferei in der Limburgstadt. Zu ähnlichem Rang wird der neue Stall im Gewann Kurzer Wasen der Schafhaltung wohl nicht verhelfen. Er soll aber einen erheblichen Beitrag dazu leisten, Natur- und Landschaftsschutzgebiete zu sichern, indem er „vierbeinigen Rasenmähern“ wie Schafen und Ziegen den Winter über einen Unterschlupf bietet und genügend Lagerraum für Heu vorhält.
Eher selten wird ein Projekt dieses Umfangs in nur einer öffentlichen Sitzung abgehandelt. Hinter verschlossenen Türen hatten Rat und Verwaltung einen Experten hinzugezogen, um sich schlauzumachen und auf einer Erkundungstour verschiedene Schafställe besichtigt. In der Schwebe war geblieben, welches System den Zuschlag bekommen würde.
Nach den Berechnungen, die die Verwaltung dem Ratsgremium nun auf den Tisch legte, neigte sich die Waage eindeutig zugunsten eines Holzstalls. Er soll in Form einer Rundbogenhalle gebaut werden. Mit 770 000 Euro kostet er voraussichtlich nur 12 000 Euro mehr als ein Folienstall. Als Pluspunkte führte Züfle den Komfort für die Tiere, günstigere Energiekosten sowie die langfristige Wirtschaftlichkeit ins Feld. Ohne größere Diskussion befürworteten die Räte den Bau des Schafstalls inmitten von Weideflächen. Das Vorhaben wird die Stadt voraussichtlich 230 000 Euro kosten.
„Bereits 1998 gab es erste Planungen für einen Schafstall“, sagte Bürgermeister Johannes Züfle. Gerüchten entgegentretend, stellte er klar, dass die Stadt für den Stall keine finanzielle Unterstützung von der Bahn bekommt. Ein Geldhahn, aus dem hingegen Zuschüsse für das Projekt sprudeln, ist das Life+-Programm. Es übernimmt 70 Prozent der Planungs- und Baukosten, wenn der Stall bis Ende kommenden Jahres fertiggestellt ist. Im vergangenen Herbst war der Pächter der städtischen Sommerschafweide, Frank Rehm, in das Förderprogramm aufgenommen worden. Nachdem festgestellt wurde, dass sich die Schäferei am Albtrauf besonders gut zur Landschaftspflege und damit zur nachhaltigen Sicherung der Habitate eignet, soll im Vogelschutzgebiet ein Betrieb mit Schwerpunkt Landschaftspflege aufgebaut werden. Zu den Rahmenbedingungen gehört auch ein bedarfsgerechter Schafstall.
Ob Vogelschutz-, Fauna-Flora-Habitat-, Biosphären- oder Naturschutzgebiet – die Limburgstadt besitzt auf den Gemarkungen Weilheim und Hepsisau viele Grünflächen, die zur Beweidung prädestiniert sind und deren mechanische Pflege gar nicht finanzierbar wäre. Die bisherige Unterbringung von Schafen ist aus Sicht der Verwaltung indes nicht zufriedenstellend gelöst. Der vorhandene Stall „In den Gründen“ ist überaltert und zu klein für heutige Herden. Bislang kompensierte der Schäfer den Platzmangel im Stall durch die Wanderung auf eine Winterweide. Experten gehen jedoch davon aus, dass Schäfereien ohne ausreichende Ställe mittelfristig nicht überleben können.
Basierend auf 114 Hektar an Weideflächen soll der neue Stall für eine Herde mit 550 Mutterschafen und 50 Ziegen ausgelegt werden.