Kirchheim

„Am wichtigsten ist das Lächeln“

Autokino Dennis Kailing berichtet rund um die Vorführung seines Films „Besser Welt als nie“ ausführlich von der abenteuerlichen Reise, die ihn und sein Fahrrad in zwei Jahren einmal um die Welt geführt hat. Von Andreas Volz

„Großer Bahnhof“ für Dennis Kailing (mit Mütze) in Kirchheim: Presse, Fernsehen und Oberbürgermeister begrüßen ihn. Foto: Markus
„Großer Bahnhof“ für Dennis Kailing (mit Mütze) in Kirchheim: Presse, Fernsehen und Oberbürgermeister begrüßen ihn. Foto: Markus Brändli

Was für ein Vergleich: Dennis Kailing setzt per Nachtfähre vom Iran auf die Arabische Halbinsel über und kommt dabei auch an Dubai vorbei, wo das höchste Gebäude der Welt steht. „Dort kann man für eine Übernachtung im Hotel so viel Geld ausgeben wie für eine Weltreise mit dem Fahrrad.“ Die Dimensionen dieser Kosten sind durchaus beachtlich - gering für eine Weltreise und hoch für eine einzige Übernachtung im Hotel.

Hotels waren aber Dennis Kailings Sache nicht: „Mit 15 Euro am Tag kann man eine gute Zeit haben“, sagt der 28-jährige Hesse im Vorgespräch, bevor sein Film „Besser Welt als nie“ im Kirchheimer Autokino startet. Hotels, die er anfangs - als er an der Donau entlang in Richtung Schwarzes Meer radelte - mitunter noch aufgesucht hatte, hätten aber nicht nur dieses Budget gesprengt, sie waren dem Weltreisenden auch schlichtweg zu langweilig. Ihm ging es darum, Land und Leute kennenzulernen.

„Als Alleinreisender ist das gar kein Problem“, hat er festgestellt. „Da wird man viel eingeladen.“ Und schon beginnen die Gedanken: Ist das nicht viel zu gefährlich? Was da alles passieren könnte! Dennis Kailing war zwei Jahre lang unterwegs. Passiert ist ihm dabei so gut wie nichts.

Dass er sich, vermutlich nach einem verdorbenen Nudelgericht, eine Woche lang ziemlich krank und ohne großen Appetit trotzdem täglich hundert Kilometer weitergeschleppt hat, zeigt sein Film eindrücklich. Er neigt nicht zum Beschönigen und zeichnet lieber ein realistisches Bild seiner Reise. Dazu gehören der Dauerregen in den Anden ebenso wie die Auswirkung der dünnen Luft in 4 500 Metern Höhe oder auch das nasskalte Wetter und der Gegenwind im australischen Winter. Auch die Eintönigkeit im Northern Territory setzt der Kameramann und Hauptdarsteller in Personalunion filmisch gut in Szene.

Dschungelcamp? In Australien? Nicht ganz, aber ähnlich: Ohne große Anzeichen von Ekel verschlingt Dennis Kailing dort ein Marmeladenbrot, auf dem sich Dutzende Fliegen niedergelassen haben. Die meisten davon isst er mit. Die Ameisen, die im Brot selbst noch stecken, sieht man nicht einmal. Das ist aber keine „Ekelprüfung“, sondern Alltag, eigentlich nicht weiter bemerkenswert: „Wenn du im Outback bist und 400 Kilometer lang nichts kommt, machst du das auch.“

Weitere Gefahren auf der Reise: Auf Bali gibt es einen Zusammenstoß mit einem Moped, der einigermaßen glimpflich verläuft. In Mittelamerika kommt das Handy abhanden. Weil Dennis Kailing aber vor Ort bleibt und sich mit einer Familie befreundet, geht die Geschichte durchs ganze Dorf, und - o Wunder - am nächsten Tag liegt das Handy auf dem Altar der Kirche: „Gott hat geholfen“, sagt die Oma der Familie.

Alles - nur kein „Gringo“

Krokodile gibt es auch noch, in Australien und in Südostasi­en. Waffengewalt und Drogenschmuggel sind die Gefahren zwischen Mexiko und Nicaragua: Dort kann es auch passieren, dass man als amerikanischer „Gringo“ beschimpft und mit Steinen beworfen wird. Zu Kolumbien immerhin kann Dennis Kailing sein Filmpublikum beruhigen: „Die Zeiten Pablo Escobars sind längst vorbei.“

Eines der Fazits, die Dennis Kailing im Film zieht, lautet: „Wir Menschen halten zusammen. Überall haben mir Unbekannte geholfen, diese Reise zu meistern.“ Wie es zu dieser Hilfsbereitschaft kommt? „Am wichtigsten ist das Lächeln.“ Ein weiteres Geheimnis war sein Verkehrsmittel, sagt Dennis Kailing, als er im Anschluss an den Film noch digital gestellte Fragen des Kirchheimer Publikums beantwortet: „Ich glaube, dass viele Leute nett zu mir waren, weil ich ein Fahrrad dabei hatte. Da kommt man nicht als der reiche Europäer daher, sondern einfach als der Typ mit dem Fahrrad, der immer ein bisschen hungrig aussieht und dem man gerne hilft.“

Dennis Kailing in Film und Fernsehen

Zwei Jahre lang radelte Dennis Kailing in Richtung Osten, bis er im Juli 2017 von Westen her wieder in seiner Heimatstadt Gelnhausen ankam. Zwei weitere Jahre hat er an seinem Film gearbeitet und ein Buch geschrieben. Kinostart war am 13. Februar. Kurz danach machten alle Kinos zu.

Ein Fernsehteam des SWR war in Kirchheim, als Dennis Kailing seinen Film vorstellte. Zu sehen ist der Beitrag am Donnerstag, 18. Juni, im dritten Programm, in der Sendung „Kunscht“. Beginn ist um 22.45 Uhr.

Das Autokino in Kirchheim wiederholt „Besser Welt als nie“ am Mittwoch, 24. Juni - allerdings ohne Live-Auftritt des Hauptdarstellers. vol