Kirchheim

Auf die Kinderstube kommt es anZur Person

Miteinander statt gegeneinander: Eine Hundetrainerin gibt Tipps für die Erziehung

Ob groß oder klein: Jeder Hund sollte gewisse Anstandsregeln kennen. Gehorsam sorgt bei Vierbeinern wie Haltern für schönere Stunden in der Natur.

Anton (rechts) und Eddie haben bei Veronika Fuchs ihren Platz gefunden. Probleme mit Nachbarn kennen die drei nicht. Fotos: Hauß
Anton (rechts) und Eddie haben bei Veronika Fuchs ihren Platz gefunden. Probleme mit Nachbarn kennen die drei nicht. Fotos: Haußmann/Bächle (oben)

Region. Arthur Schopenhauer brachte es auf den Punkt: „Höflichkeit ist wie ein Luftkissen, es mag wohl nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens“. Respekt, Wertschätzung und Rücksichtnahme spielen nicht nur im menschlichen Zusammenleben eine Rolle. Sie sind auch die Grundlage für das Miteinander von Hund und Halter. Gutes Benehmen steht und fällt mit einer konsequenten Erziehung die Konflikten vorbeugt und dafür sorgt, dass Spaß und Erholung im Vordergrund stehen.

Jagt des Menschen bester Freund beim Gassigehen Joggern und Radfahrern nach, knurrt er Gäste an, die sein Halter eingeladen hat, attackiert er Artgenossen, stellt er regelmäßig Wildtieren nach und schert es ihn wenig, ob Herrchen und Frauchen sich die Kehle aus dem Hals schreien, liegt die Schuld laut Trainerin Veronika Fuchs nicht beim Hund, sondern beim Halter, dem es an Führungsqualitäten mangelt. Denn Hunde sind soziale Lebewesen. In der Natur würden sie mit ihrer Familie in einem Rudel leben, in dem die Elterntiere den Ton vorgeben und aufmüpfigen Mitgliedern Grenzen aufzeigen.

„In menschlicher Obhut müssen Herrchen und Frauchen die Funktion des Alphatiers übernehmen“, erklärt Fuchs. „Auch im menschlichen Rudel sucht der Hund seinen Platz. Der Halter sollte ihm den zuweisen.“ Passiert das nicht, kann es zu Problemen zwischen Hund, Familienmitgliedern und Außenstehenden kommen. Jedes Tier ist unterschiedlich: Viele wollen allerdings der Boss sein, um dadurch ihren eigenen Handlungsspielraum zu erweitern.

Auch wenn der Besitzer demokratisch denkt – der Hund tut es nicht. Eine Laissez-faire-Mentalität sei in der Hundeerziehung deshalb ebenso fehl am Platz, wie Kasernenhofton und harte Dressur. Vielmehr geht es laut Veronika Fuchs darum, ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Grenzsetzung und Nachsicht zu finden. „Der Hund sollte gut an seine Familie und Lebensumstände angepasst sein und trotzdem eine fröhliche, freundliche Persönlichkeit entwickeln“, betont sie.

Der Vergleich zum Arbeitsplatz liegt nahe: „Jeder Vorgesetzte leitet seine Mitarbeiter an, gibt ihnen eine Orientierung, einen Fahrplan und eine Struktur für ihr Handeln vor“, führt Fuchs aus. „Die Beschäftigten wissen damit genau, was von ihnen erwartet wird. Um nichts anderes geht es bei der Hundeerziehung.“

Deshalb sei es unabdingbar, dass Halter ihre Führungsposition auch wahrnehmen. Erst wenn der Hund wisse, was von ihm erwartet wird, könne er sich entsprechend verhalten und integrieren. Voraussetzung dafür ist, dass sich der Mensch auf das Tier einlässt, es in seinem Verhalten und vor allem auch in seiner Körpersprache zu verstehen lernt.

Hunde kommunizieren nicht nur mit der Rute, sondern auch mit den Augen, den Ohren und ihrer ganzen Körperhaltung. Diese Signale muss der Besitzer verstehen, um Stimmungen des Vierbeiners und Situationen richtig einzuschätzen. Nur dann könne der Halter auch adäquat reagieren. Veronika Fuchs rät Hundehaltern, achtsam zu sein: „An Körpersprache und Verhalten ist lange vorher erkennbar, dass er eine Witterung aufgenommen hat, dass er auf einen Artgenossen kritisch reagiert oder dass er Angst hat."

Zurück zum Vergleich mit dem Arbeitsplatz: Drohen Probleme, besteht Anlass zur Sorge, gibt es Querelen? In solchen Fällen wendet sich der Beschäftigte im Büro an seinen Chef, der Lösungen anbietet oder Konflikte regelt. Und das tut laut Fuchs auch der Hund, wenn er seinem Halter vertraut, weil der ihm Sicherheit gibt. „Er muss lernen, dass ihn ein anderer Artgenosse nicht zu kümmern braucht, denn die Entscheidungsgewalt liegt bei seinem Chef“, sagt sie. „Wenn der Chef nichts macht, besteht wegen einem anderen Hund, einem Spaziergänger oder einem Besucher, der an der Haustüre klingelt keinerlei Grund, irgendetwas zu verteidigen.“

Manchen Haltern sei außerdem nicht bewusst, dass sich auch ihre eigene Stimmung auf das Tier überträgt. „Sind Herrchen und Frauchen ruhig und entspannt, dann ist auch der Hund ausgeglichen“, sagt Fuchs. „Nervosität und Hektik hingegen vermitteln Schwäche und signalisieren Gefahr. Dementsprechend ist auch der Hund alarmiert.“ Das sollte im Umgang mit den Vierbeinern berücksichtigt werden, dann sei schon viel gewonnen.

Veronika Fuchs ist Hundetrainerin und die Inhaberin des „Team HNB“– einer Hundeschule mit Sitz in Nürtingen. Die Trainer bieten verschiedene Seminare, Workshops und Kurse für Hunde und ihre Halter an. So können die Tiere auf dem Trainingsplatz und in freier Wildbahn lernen, wie sie sich verhalten müssen. Veronika Fuchs selbst lebt in Lenningen.