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Aus dem Nähkästchen geplaudert

Empfang der Gemeinde Lenningen im Feuerwehrhaus Unterlenningen zum 80. Geburtstag von Bürgermeister a.D. Gerhard Schneider - hie
Empfang der Gemeinde Lenningen im Feuerwehrhaus Unterlenningen zum 80. Geburtstag von Bürgermeister a.D. Gerhard Schneider - hier plaudert er ganz ordentlich und sehr unterhaltsam aus dem Nähkästchen

Die Papierfabrik: „Als ich 1966 Bürgermeister wurde, war die Papierfabrik Scheufelen 111 Jahre alt“, sagte Gerhard Schneider. Sie hatte damals über 2 000 Mitarbeiter: „Schichtdienst, das war für die Landwirte gut. Die Mitarbeiter kamen bis aus Grabenstetten und anderen Orten, und zwar zu Fuß.“ Zur 100-Jahr-Feier sei sogar Bundespräsident Theodor Heuss gekommen. „Das ist wohl das einzige Mal, dass ein Bundespräsident in Lenningen war.“ Anfangs hätten mehr als die Hälfte der Gemeinderäte bei der Papierfabrik gearbeitet, diese habe fast überall Grundstücke gehabt. Teils sei der Gemeinderat deshalb wegen Befangenheit nicht beschlussfähig gewesen, der Bürgermeister habe ein Baugebiet alleine beschließen müssen. Als die Fabrik ein neues Kohlekraftwerk bauen wollte, gab es Proteste, im Feuerwehrhaus standen die Kritiker bis ins Treppenhaus. Die Fabrik habe auf Gas umgestellt. „Dass dort die Lichter ausgegangen sind, erfüllt mich mit Wehmut. Aber es ist auch die Chance für eine städtebauliche Neuordnung.“

Die Kandidatur: Klaus Scheufelen saß für die CDU im Kreistag. „Das hat mich davon abgehalten, mich ebenfalls zu bewerben“, sagte Gerhard Schneider. 1984 sei dann Klaus Scheufelen zu ihm gekommen und habe gesagt, er sei nun 71 Jahre alt und werde nicht mehr kandidieren. „Ich könne jetzt, aber das müsse natürlich auf der Liste der CDU sein.“

Die Gemeindereform: Vier Jahre lang war Gerhard Schneider Bürgermeister, als der Anruf von Landrat Ernst Schaude kam: Stimme Schlattstall der Eingemeindung zu, gebe das Land eine Million Mark. In einer Bürgerversammlung gab es eine große Mehrheit für die Eingemeindung, sie kam zum 1. Januar 1971, die Million wurde komplett in die Infrastruktur des neuen Ortsteils investiert. Zum 1. Januar 1975 sollten Gutenberg und Schopfloch freiwillig folgen. Rechnerisch hätten sie im Gemeinderat jeweils 1,5 Sitze erhalten. „Wie soll man das machen, alle fünf Jahre wechseln? Sie haben dann jeweils zwei Sitze bekommen, die anderen standen zurück.“

Der 46. Geburtstag: Seinen 46. Geburtstag hat Gerhard Schneider mit der Feuerwehr gefeiert, denn am 2. Juni 1985 wurde das neue Feuerwehrhaus eingeweiht - in dem nun auch der Empfang zum 80. Geburtstag gefeiert wurde.

In Schopfloch: Mit dem Ortsvorsteher war Gerhard Schneider in Schopfloch unterwegs, wollte die Bewohner besser kennenlernen. „Als ich Grüß Gott gesagt habe, haben die Schopflocher mit „Daag“ geantwortet. Da habe ich mich angepasst und ebenfalls „Daag“ gesagt. Dann kam von den Schopflochern als Antwort ein Grüß Gott.“ Noch etwas habe er dort gelernt: Vor der Flurbereinigung hatte jeder einzelne Landwirt wunderbar fruchtbaren Boden, danach nur noch einen steinigen Acker. pd