Kirchheim

Begegnungen und Gespräche fördern den Kulturaustausch

Integration Die Abteilung Soziales der Stadt Kirchheim stellt am Beispiel Hafenkäs ihr Konzept zur Arbeit mit Flüchtlingen vor. Von Andreas Volz

Integration ist ein weites Feld. In der Stadt Kirchheim scheint dieses Feld aber wohlbestellt zu sein. Das ist der Tenor eines Pressegesprächs mit Brigitte Hartmann-Theel, Leiterin der Abteilung Soziales in der Kirchheimer Stadtverwaltung, und Christine Bald, Mitarbeiterin im Sachgebiet Soziale Lebenslagen. In den Fokus rücken sie die ersten beiden Gebäude zur Anschlussunterbringung, im Hafenkäs: Im Sommer 2017 waren sie bezogen worden. Mittlerweile hat sich dort eine „nachbarschaftliche Kontakt- und Unterstützungsgruppe“ etabliert.

„Beim Richtfest im Herbst 2016 hatten sich schon acht Personen gemeldet, die an einer Mitarbeit interessiert waren“, berichtet Christine Bald. Ein Jahr später, als die neuen Bewohner bereits eingezogen waren und eine angemessene Frist zum Ankommen in der neuen Umgebung verstrichen war, gab es das erste gemeinsame „Willkommenscafé“. Daraus entstand ein Kreis, der sich seither regelmäßig trifft: „In der Gruppe sind Nachbarn aus der direkten Umgebung, aber auch aus der Kitteneshalde - weil die wissen, dass bei ihnen ja auch gebaut wird.“

Entscheidend sei dabei auch ein Ehepaar, das zu den Seniorenwohnungen beim Henriettenstift gehört und ein Bindeglied darstellt - zwischen den eigenen Mitbewohnern und den Flüchtlingen in der Anschlussunterbringung. Die beiden können vermitteln, wenn es Beschwerden gibt wegen lauter Musik oder Fußball-Lärm. Brigitte Hartmann-Theel: „Das Fußballspielen ist eigentlich nicht ungewöhnlich. So etwas gibt es auch in anderen Quartieren. Nur hat es in diesem Fall eben einen ganz anderen Fokus, wenn es sich um die neuen Nachbarn handelt.“ Obwohl sie sehr stolz ist auf das Erreichte, will sie keineswegs verschweigen, dass es auch Schwierigkeiten geben kann: „Es läuft sicherlich nicht alles reibungslos.“

Was besonders gut läuft, sind die Begegnungen der Frauengruppe, wie Christine Bald erzählt: „Die Frauen treffen sich regelmäßig und sprechen Deutsch.“ Das trägt auch zum Kulturaustausch bei, wenn beispielsweise Anfang Dezember das Thema „Der Nikolaus“ heißt. Die Frauen bringen zu diesen Treffen auch ihre Kinder mit. Über die Kinder fällt der Austausch ohnehin viel leichter, weil sich dadurch viele gemeinsame Themen ergeben.

Derzeit finden die Treffen nicht mehr ganz so oft statt, weil viele der Flüchtlingsfrauen jetzt Integrationssprachkurse besuchen. In diesem Fall ist das mit den Kindern eine ganz andere Sache: Man kann sie ja nicht einfach zum Sprachkurs mitbringen, man kann sie aber auch nicht alleine in der Wohnung lassen. Auch hier hat man in Kirchheim eine pragmatische Lösung gefunden: „Es gibt parallel zum Kurs eine Betreuung, organisiert vom CJD.“

Wichtig ist es nach dem Integrationskonzept, das der Gemeinderat 2016 verabschiedet hat, im Gespräch zu bleiben. Dazu tragen die Sprechstunden der Sozialarbeiter vor Ort bei, die auch alteingesessene Anwohner gerne nutzen. Eine weitere Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen, ist die „Sprachpaten“-Aktion. Die Stadt sucht nach Einheimischen, die bereit sind, eine Sprachpatenschaft für Migranten zu übernehmen.

Weitere Paten werden für die Freizeit gesucht. Die „Freizeitpaten“ sollen ihre Schützlinge in Vereine einführen, was wohl am einfachsten und schnellsten bei den Sportvereinen funktioniert. Bessere Kontaktmöglichkeiten zwischen Einheimischen und Neubürgern als beim gemeinsamen Sport kann es kaum geben. Deswegen sagt Brigitte Hartmann-Theel abschließend über gelingende Integration: „Begegnung ist das Ausschlaggebende.“