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Behindertensportverband schlägt Alarm

Mehr als jeder zweite Mensch mit Behinderung gibt an, nie Sport zu treiben. Das hat die Bundesregierung in ihrem dritten Teilhabebericht über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen veröffentlicht. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in dieser Umfrage noch gar nicht berücksichtigt. Es deutet also vieles darauf hin, dass eine erneute Erhebung noch deutlicher ausfallen würde.

Aus Sicht des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) sind diese Zahlen höchst bedenklich. Deshalb betonte Präsident Friedhelm Julius Beucher: „Wenn 55 Prozent der Menschen mit Behinderung angeben, nie Sport zu treiben, dann können und dürfen wir uns nicht zurücklehnen.“ Abgesehen von der gesundheitsfördernden Wirkung des Sports sind auch soziale Kontakte und die Möglichkeit zur Selbstentfaltung wichtige Aspekte, die vielen Menschen so verloren gehen.

Für die Gründe für die vergleichsweise geringe sportliche Betätigung von Menschen mit Behinderungen sind laut DBS verschiedene Faktoren maßgebend. Zum einen wird noch immer fehlende Barrierefreiheit an vielen Sportstätten bemängelt. „Man will doch nicht immer von jemandem getragen werden müssen“, gibt Gabi Kazmaier, Initiatorin des Bewegungszentrums Pfulb, zu bedenken. „Ein Rollstuhlfahrer benötigt ohnehin viel Unterstützung. Aber wer zum Beispiel gar nicht erst ins Schwimmbad reinkommt, der kann sich auch nicht im Wasser bewegen“, erklärt die Sonderpädagogin weiter. Die Infrastruktur ist das eine, fehlende Sportangebote das andere. „Besonders die Sportvereine, die sich noch nicht für Menschen mit Behinderung geöffnet haben, sind gefragt. Menschen mit Behinderung sind eine Bereicherung für jede Sportgruppe“, betont DBS-Präsident Beucher.

Neben dem Handbuch Behindertensport, das unter https://www.dbs-npc.de/handbuch-behindertensport.html einen Impuls für mehr Teilhabe im Sport geben soll, wurde unter www.parasport.de eine Plattform geschaffen, die sämtliche Informationen und Ansprechpartner rund um den Parasport bietet. Auch die Landes- und Fachverbände sind mit ihren regionalen Angeboten vertreten und bieten angesichts der Corona-Pandemie, die die Situation noch verschärft, auch Online-Schnupperkurse an.

In Lenningen gibt es das Bewegungszentrum Pfulb. Als gemeinnützige GmbH lebt die Organisation rund um das Team von Initiatorin Gabi Kazmaier das Motto „Gemeinsam Menschen begeistern und bewegen“. Über das Zentrum werden für Menschen mit und ohne Einschränkungen ganzjährig die Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten, zur persönlichen Weiterentwicklung und gelebter Inklusion geschaffen. Gemeinsam geht es auf dem Rad oder zu Fuß durch die Natur. Dabei bekommt jeder die Unterstützung, die er benötigt. So kommen zum Beispiel Tandems zum Einsatz, mit denen bis zu 60 Kilometer lange Touren gefahren werden. Beim Wandern gibt es neben den wöchentlichen Treffen auch mehrtägige Läufe oder Bewegungsreisen. Wegen Corona liegt derzeit alles auf EIs, nach einer Phase der Umstrukturierung startet das Zentrum jedoch neu. Infos gibt’s unter bewegungszentrumpfulb.de.sl/pm