Kirchheim

Bei Unfug droht größte Gefahr

Feuerwerk Jährlich werden Unsummen für die knallende Farbenpracht zu Silvester ausgegeben. Viele wissen nicht, mit welcher Sprengkraft sie da hantieren. Von Thomas Krytzner

Auf ein farbenfrohes Feuerwerk an Silvester freuen sich viele Menschen. Feuerwerksexperte Tony Zeccola warnt aber ausdrücklich v
Auf ein farbenfrohes Feuerwerk an Silvester freuen sich viele Menschen. Feuerwerksexperte Tony Zeccola warnt aber ausdrücklich vor den Gefahren, die von den bunten Sprengkörpern ausgehen. Foto: Carsten Riedl
Ob Raketen, Batterien oder Vulkane: Der Umgang mit Feuerwerk ist nicht ohne Gefahr, wenn Sicherheitstipps nicht beachtet werden.
Ob Raketen, Batterien oder Vulkane: Der Umgang mit Feuerwerk ist nicht ohne Gefahr, wenn Sicherheitstipps nicht beachtet werden. Foto: Thomas Krytzner

Farbenfroher und lauter Jahreswechsel begeistert seit Jahrzehnten die Bürger in Deutschland. Viele Städte und Gemeinden begrüßen mit einem großen Feuerwerk das neue Jahr. Die Umsätze beim Feuerwerksverkauf steigen von Jahr zu Jahr. Für 2017 werden über 133 Millionen Euro erwartet.

Schnell kann es mit der Freude an der Knallerei vorbei sein, wenn man mit den Raketen, Böllern und Batterien nicht sorgfältig umgeht. Tony Zeccola ist ausgebildeter Feuerwerker und den Umgang mit Schwarzpulver seit Jahren gewöhnt. Feuerwerker ist kein anerkannter Beruf, doch die Ausbildung hat es in sich, wie der Experte erzählt: „Man muss 21 Jahre alt sein, nebst körperlich guter Verfassung einen einwandfreien Leumund vorweisen und einen Lehrgang absolvieren. Voraussetzung ist auch die aktive Teilnahme an mindestens 26 Feuerwerken.“ Letzteres ist für angehende Feuerwerksexperten hierzulande kaum zu schaffen: „Wer will schon die künftige Konkurrenz ausbilden?“

Zeccola wurde der Umgang mit Raketen, Böllern und Vulkanen bereits in die Wiege gelegt. Er stammt aus einer italienischen Feuerwerksherstellerfamilie. „Italien gilt als Entwickler des Feuerwerks“, behauptet er und ergänzt, „es gibt über 200 Hersteller in meinem Heimatland.“ Aus China dagegen kommen die meisten Knallartikel, doch der Trend zu qualitativ hochstehenden Produkten aus der Europäischen Union setzte sich in den vergangenen Jahren durch. Und damit auch die Sicherheit bei den Feuerwerksprodukten.

Wie gefährlich Böller sind, zeigt ein Experiment mit einem Kohlkopf. Foto: Thomas Krytzner

Tony Zeccola kauft weltweit ein und kennt die Hersteller persönlich. „Das ist Voraussetzung. Wir müssen zum einen die Vorschriften nach EU-Norm einhalten, dazu gehört auch das CE-Zeichen. Weiter gelten zusätzlich die nationalen Vorschriften in Deutschland.“

Der Feuerwerksexperte, der dieses Jahr bunte Knallerei an der Ötlinger Straße in Wendlingen verkauft, veranstaltet über 100 Feuerwerke im Jahr. Er kennt die Gefahren im Umgang mit den lauten Farbenbouquets am nächtlichen Himmel. „Bei Unfug kann selbst die kleinste Rakete zu schlimmen Verletzungen führen.“

Immer wieder berichten Medien nach der Neujahrsnacht von Verbrennungen und verlorenen Gliedmaßen, weil viele die Sprengkraft nicht einschätzen können. „Vor allem die Böller sind Sprengstoff, da ist äußerste Vorsicht geboten“, sagt Tony Zeccola. Die Sicherheit beginnt aber schon im Laden, den er jedes Jahr für einen befristeten Zeitraum neu anmietet: „Der Dezember gilt als Verkaufsmonat, und da bringt es nichts, einen Laden für das ganze Jahr zu mieten. Zudem gibt es auch strenge Lagervorschriften für Feuerwerk.“

Foto: Thomas Krytzner

Längst hilft der Experte bei der Entwicklung, Zulassung und Produktion von Feuerwerk mit. Er kennt auch den Paragrafendschungel. „Da gibt es diverse Vorschriften beim Transport und bei der Wahl des Lagers und des Verkaufsraums.“ Die Menge an zulässigem Feuerwerk hängt von der Größe des Lagers ab. „Zudem unterscheiden die Behörden, ob im Gebäude noch jemand wohnt. Das ändert die Zulassung der Menge.“

Tony Zeccola macht aber die Arbeit mit Feuerwerk Spaß. „Wenn man richtig damit umgeht, ist Feuerwerk was Tolles.“

Tipps zur Sicherheit

1. Gebrauchsanweisungen müssen in Deutsch sein, diese sorgfältig lesen.

2. Vor dem Anzünden das Feuerwerk an einem sicheren Ort aufbewahren.

3. Die Lunten vor dem Anzünden freilegen.

4. Den Abfall nach dem Abbrennen entsorgen.

5. Nur im Freien und an erlaubten Orten das Feuerwerk anzünden, dabei eventuelle Sperrzonen wie die Kirchheimer Innenstadt beachten.

6. Stabiler Untergrund ist Pflicht.

7. Niemals Feuerwerkskörper werfen.

8. Das Feuerwerk gehört beim Abbrennen nicht in die Hand.

9. Das Feuerwerk darf nicht in die Kleidung gesteckt werden.

10. Entzündetes Feuerwerk und nicht abgebrannte Feuerwerkskörper niemals erneut abbrennen.

11. Balkone und Terrassen bei Wohngebäuden sichern und brennbare Materialien entfernen. kry