Keine Kontaktsportarten - ist der Tenor des Sportunterrichts in Kirchheim. Heißt, alle Sportarten bei denen Körperkontakt nicht vermieden werden kann, dürfen nicht stattfinden.
„Wir haben ein Hallenwegekonzept entwickelt“, sagt Hans-Ulrich Lay, stellvertretender Schulleiter des Schlossgymnasiums in Kirchheim und Sportlehrer. In der Schule dürfen sich die Jugendlichen nur in ihrer Kohorte, also in ihrer Gruppe, bewegen und betreten und verlassen die Halle über verschiedene Eingänge. Auch in Umkleidekabinen darf sich jeweils nur eine Gruppe aufhalten.
In der Teck-Realschule werden die Klassen in den Umkleidekabinen noch mal aufgeteilt: „Es dürfen maximal zehn Schüler in einer Umkleidekabine sein - der Rest wird auf andere Kabinen aufgeteilt“, erklärt der Sportlehrer und stellvertretende Schulleiter der Teck-Realschule, Marlon Lamour.
Genauso getrennt geht es auch in der Sporthalle zu: „Jede Klasse hat ihre eigene Halle zum Trainieren“, sagt Volker Blankenhorn von der Alleenschule in Kirchheim.
Die Hallenkapazität der Freihof-Realschule in Kirchheim ist jedoch nicht ausreichend, sodass manche Schüler nur alle zwei Wochen Sport haben. Rektor Clemens Großmann erklärt es folgendermaßen: „Wir haben Klassen mit über 30 Schülern, da haben wir uns jetzt entschieden, sie aufzuteilen.“ Nur so könne er die Gesundheit der Lehrer und Schüler gewährleisten. Außerdem hat die Freihof-Realschule gemischte Sportgruppenklassen wieder zur Ursprungsklasse zurückgeführt. Auch das Konzept des geschlechtergetrennten Unterrichts in der siebten Klasse kann nicht mehr stattfinden. Ebenso wie der Schwimmuntericht. Im Schlossgymnasium findet jedoch auch Schwimmunterricht statt, weil die Elft- und Zwölftklässler sich drei Sportarten zur Spezialisierung aussuchen dürfen, und dort ist beispielsweise neben Geräteturnen, Leichtathletik und Gymnastik auch Schwimmen dabei. „Alles, was im Sportabi abgefragt werden kann, muss auch unterrichtet werden“, sagt Hans-Ulrich Lay. Er lässt seinen Sportkollegen die Freiheit, auch Kontaktsportarten wie Fußball oder Basketball anzubieten: „Die Verantwortung liegt beim Lehrer. Wenn er ein Konzept entwickelt hat, wie man kontaktfrei die Sportart ausüben kann, warum sollte man das nicht anbieten können?“
Bei den meisten anderen Schulen in Kirchheim sind Fußball sowie Basketball und Handball erst mal gestrichen. Dafür dominiert jetzt eine andere Sportart in den Hallen: Volleyball. „Da kann man gut den Abstand einhalten“, erklärt Hans-Ulrich Lay.
Doch eins steht bei den Jugendlichen jetzt neben dem Aufwärmen immer auf dem Plan - Hände desinfizieren. „Die Schüler müssen sich vorm Umziehen die Hände desinfizieren“, sagt Marlon Lamour. Auch in den Hallen wird darauf nicht verzichtet. „Es ist schließlich einfacher, am Anfang die Hände als immer die Bälle zu desinfizieren. Sonst hätten wir am Ende des Schuljahrs gar keine Bälle mehr“, sagt Hans-Ulrich Lay lachend. „Die ganzen Maßnahmen sind mühsam, aber besser so als gar kein Sport“, sagt Marlon Lamour.
Eltern sind ein wichtiges Vorbild
Dass Bewegung an den Schulen wichtig ist, darüber sind sich die Rektoren einig. „Da die Kinder ja nicht mehr in den Vereinen spielen können, ist es jetzt umso wichtiger, dass der Sport an den Schulen stattfindet“, betont Clemens Großmann. Gerade auch weil er an der Freihof-Realschule eine Tendenz bemerkt: „Ich sehe viele Schüler, die übergewichtig sind“, sagt er. Er vermutet, dass auch Handys ein Grund dafür sein könnten: „Viele Schüler sagen mir schon vor der Pandemie, dass sie nach der Schule lieber am Handy mit Freunden schreiben, als sich live mit ihnen zu treffen.“ Dabei nimmt er auch die Eltern in die Kritik: „Eltern sind ein wichtiges Vorbild, was Sport anbelangt. Ist ihnen Bewegung schon nicht wichtig, kommt es bei den Kindern auch nicht an.“ Ähnliches bemerkt auch Volker Blankenhorn: „Die Kinder befinden sich in einer Rücksitzgeneration.“ Damit meint der Schulleiter, dass beispielsweise die Motorik der Schüler nicht mehr so ist wie früher.
Einen anderen Eindruck, was die Sportbegeisterung der Schüler anbelangt, hat Marlon Lamour: „Durch die vielen Angebote, die die Kinder haben, verlagert sich die Bewegung außerhalb des Unterrichts“, sagt Marlon Lamour. Neue Trendsportarten wie Par- kour, Frisbee oder American Warriors sind bei den Schülern immer beliebter. Bei Letzterem müssen die Teilnehmer schwierige Hindernisse überwinden, bis sie ins Ziel kommen.
Auch Hans-Ulrich Lay findet, dass die Schüler des Schlossgymnasiums genauso fit sind wie früher. „Klar gibt es mal sportlichere Schüler, aber ich kenne auch viele, die bei „Strava“ registriert sind und sich in ihren Freizeit darüber mit ihren Mitschülern messen.“ „Strava“ ist ein soziales Medium, gezielt für sportliche Aktivitäten, in dem die Registrierten ihre Laufstrecken, Erfolge und Misserfolge mit den anderen teilen. „Ich finde das super, wenn meine Schüler da mitmachen. So lernen sie, mit Erfolgen und Niederlagen umzugehen. Das ist sehr wichtig im Sport“, betont Hans-Ulrich Lay.