Kirchheim

Betrüger verkaufen wertlose Fonds für rund 332 000 Euro

Gericht Vier Versicherungsvertreter aus Kirchheim sind wegen mehrerer Betrugsdelikte angeklagt.

Vier Versicherungsvertreter aus Kirchheim müssen sich unter anderem wegen Insolvenzverschleppung vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Symbolbild: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Bankrott, Insolvenzverschleppung, falsche eidesstattliche Versicherungen und mehrfacher Betrug - das wird einem 42-jährigen Anlagen- und Versicherungs-Unternehmer sowie drei weiteren Firmenmitgliedern aus Kirchheim vorgeworfen. Die vier Angeklagten, die sich nun vor der Wirtschaftskammer des Stuttgarter Landgerichts verantworten müssen, sollen mit einem Firmengeflecht mit Sitz in Kirchheim und Esslingen gutgläubige Anleger um mehr als 300 000 Euro geschädigt haben.

Die Straftaten gehen bis in die Jahre 2007 bis 2012 zurück. Dabei sollen der 42-Jährige und die mitbeschuldigten Beratungsfirmen gleich mehrere Gesellschaften mit beschränkter Haftung mit jeweils 25 000 Euro Stammkapital gegründet haben - zur Vermittlung von Versicherungen, Immobilien und Fahrzeugvermietungen, Bauspar- und Vermögens-Beratungen.

Urteil wird im April erwartet

Bereits im August des Jahres 2011 soll sich auf dem Konto der ersten Gesellschaft lediglich noch ein Guthaben von 74 Euro befunden haben, wie die Stuttgarter Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstraftaten in der viele Seiten umfassenden Anklageschrift betont. Man habe trotz Zahlungsunfähigkeit keinen Insolvenzantrag gestellt.

Schon damals, so die Anklage, habe der Geschäftsführer es versäumt, rechtzeitig einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht zu stellen, nachdem mehrfach Lastschriften von der Bank nicht eingelöst wurden und die Kreditlinie deutlich überschritten war. Das Unternehmen sei schlichtweg nicht mehr in der Lage gewesen, seine Rechnungen zu bezahlen.

Ähnlich auch die zuvor gegründeten sechs weiteren Gesellschaften im Bereich der Vermögensberatung, Werbung und Bauspar-Versicherungen. Der Vorwurf der Staatsanwältin: Die jeweils eingezahlten 25 000 Euro Stammkapitalsummen sollen heimlich von den Angeklagten kurz nach der Gründung wieder zum großen Teil in bar abgezogen worden sein. Dadurch war man zahlungsunfähig. Forderungen des Esslinger Finanzamts in Höhe von rund 12 000 Euro Umsatzsteuer seien nicht bezahlt worden. Im September 2012 hätte der Geschäftsführer die eidesstattliche Versicherung über sein Vermögen abgegeben, wobei er auch hier laut Anklage falsche Angaben gemacht habe.

Der schwerste Vorwurf hingegen sind betrügerische Geldanlagen: Beispielsweise ein Fond mit dem Versprechen einer sechs bis sechseinhalb prozentigen Rendite. Zehn gutgläubige Anleger seien um Einzelsummen zwischen 2 000 und 40 000 Euro betrogen worden - insgesamt geht es dabei um einen Betrag von rund 332 000 Euro, der in dem Firmengeflecht verschwand.

Zwei der Beschuldigten wollen zu den Vorwürfen vorerst in dem auf 13 Prozesstage terminierten Verfahren keine Angaben machen. Allerdings zeichnete sich bereits am ersten Verhandlungstag ab, dass man zumindest einen Großteil der Vorwürfe zugeben will. Dazu bitten die Verteidiger die Strafkammer um ein „Gespräch“, in dem man vorab über mögliche Straf-Obergrenzen diskutieren will. Ein Urteil soll allerdings erst am 1. April verkündet werden. Bernd Winckler