Kirchheim

Brand verwüstet das „Incanto“

Großeinsatz Über 50 Helfer haben bis Mittwoch um 4 Uhr morgens ein Feuer bekämpft, das am Vortag um 23 Uhr in der Kirchheimer Kornstraße ausgebrochen war. Der Schaden soll mehrere hunderttausend Euro betragen. Von Irene Strifler

Großeinsatz in der Kornstraße.
Großeinsatz in der Kornstraße. Foto: SDMG/Kohls

Manch ein Gast hatte sich schon aufs Mittagessen gefreut: Rinderhüfte in Gorgonzolasauce, Penne di Mare mit frischem Thunfisch, Pizza und hausgemachtes Champignon-Curry waren im Internet auf der Seite des „Incanto“ angekündigt. Doch wer gegen Mittag das beliebte italienische Lokal in der Kirchheimer Stadtmitte betrat, traf nicht etwa auf geschäftige Kellner, von Essensduft keine Spur. Statt dessen stieg einem in der Kornstraße Rauchgeruch in die Nase, im Haus mit der Nummer 1 war die Kripo zugange. Die Spezialisten suchten nach der Ursache für den Brand, der das „Ristorante“ im historischen Fachwerkhaus auf unbestimmte Zeit lahmgelegt hat.

Die DRK-Rettungskräfte wurden zum Glück nicht überstrapaziert.
Die DRK-Rettungskräfte wurden zum Glück nicht überstrapaziert. Foto: SDMG/Kohls

Was war passiert? In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch saß das Personal nach getaner Arbeit noch beim Essen, als gegen 23 Uhr plötzlich Rauch bemerkt wurde. Umgehend alarmierte das Team die Feuerwehr. Kurz darauf steuerten fast zwei Dutzend Autos und 50 Helfer die Innenstadt an. Brände dort sind besonders gefürchtet, denn die enge Bebauung und die alten Gebäude machen es den Flammen leicht und den Helfern schwer. Gemeldet war zunächst ein „Küchenbrand“. Von der Küche hatte sich der Rauch über den Lüftungskanal ins ganze Haus ausgebreitet. „Das größte Problem in den alten Gebäuden sind die Zwischendecken“, weiß Stadtbrandmeister Roland Schultheiß, der den gestrigen Einsatz geleitet hat. Im Hohlraum zwischen Erdgeschoss und erstem Stock begannen die betagten Balken bereits zu glimmen. Doch die Feuerwehr riss die Verkleidung herunter und konnte so den Brand löschen. Personen hielten sich nicht mehr im Gebäude auf. Zwar wurde eine 25-jährige Angestellte mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Ansonsten aber wurde die Hilfe des Notarztes, der ebenso wie einige Rettungswagen vor Ort war, nicht benötigt.

Starker Rauch drang aus dem Fachwerkhaus.
Starker Rauch drang aus dem Fachwerkhaus. Foto: SDMG/Kohls

Den Wirten steht der Schrecken noch ins Gesicht geschrieben. Alexander Beutelschiess ist am Mittwoch erst aus dem Urlaub zurückgekommen. Seit zwei Jahren führt er das Incanto gemeinsam mit Alberto Gabos, dem die Tränen in den Augen stehen. „Das Lokal lief so gut“, bedauert er. Während Beutelschiess im Incanto arbeitet, betreut Gabos das Fass in der Dettinger Straße. Dass das kulinarische Angebot dort ähnlich ist und für manche Incanto-Kunden eine Alternative darstellt, ist für ihn kein Trost.

Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun.
Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun. Foto: SDMG/Kohls

Immerhin wurden die Wohnungen im Dachgeschoss gestern wieder freigegeben. Am Ristorante baumelt jedoch ein „Geschlossen“-Schild. Der Schaden am Haus liegt wohl bei mehreren 100 000 Euro. Wie der Eigentümer, der sich gestern Mittag ein Bild von den Verwüstungen machte, verlauten ließ, haben nun die Versicherungen das Sagen. Bis die nächste Rinderhüfte in Gorgonzola über die Theke geht, werden wohl noch Monate ins Land ziehen.

„Ein Rauchpilz stand über der Altstadt“

Einige Feuerwehrleute hatten ein Déjà-Vu, als sie den Brand im „Incanto“ löschten: An einem Aprilsonntag vor 37 Jahren war die Feuerwehr zu einem angeblichen „Zimmerbrand“ in demselben Gebäude mit der Adresse Kornstraße 1 gerufen worden. Als die Retter am späten Nachmittag eintrafen, schlugen schon Flammen aus dem Dach. „Ein Rauchpilz stand über der Altstadt“ ist der Artikel im Teckboten vom 18. April 1983 überschrieben. 45 Feuerwehrleute gaben damals ihr Bestes, um den Brand zu löschen, teils unter schwerem Atemschutz. Die größte Herausforderung bestand darin, ein Übergreifen der Flammen auf die benachbarten Gebäude zu verhindern. Zum Feuer war es gekommen, nachdem Bewohner im zweiten Stock ihren Ölofen gereinigt und wieder mit Heizöl aufgefüllt hatten. Offenbar war dabei Öl ausgelaufen und hatte sich entzündet. „Im Vergleich zu 1983 ist der aktuelle Brand viel glimpflicher abgelaufen“, bilanziert Stadtbrandmeister Schultheiß, der damals ebenfalls unter den Helfern war.ist