Kirchheim

Bürger wollen schnelles Internet

Surfen Der Kreis plant den Ausbau von einem übergeordneten Glasfasernetz. Die Kommunen stehen damit aber vor einem Problem, denn sie sind für die Hausanschlüsse zuständig. Von Uwe Gottwald

Archiv-Foto: Carsten Riedl
Archiv-Foto: Carsten Riedl

Digitalisierung und schnelles Internet sind in aller Munde. Das notwendige Glasfasernetz weist jedoch noch zu viele Löcher auf. Die Kupfertechnik der Telekom zeigt sich dabei nicht nur als Übergangslösung. Es gibt Kritik, sie hemme sogar den Glasfaserausbau, den mancher Fachmann als Technik der Zukunft bezeichnet.

Der Kreis treibt den Ausbau des sogenannten Backbone-Glasfasernetzes voran. Dabei handelt es sich um ein regionales Leitungsrückgrat, an das die Kommunen Anschluss finden sollen. Das haben sich die fünf Kreise im Regionalverband und die Landeshauptstadt auf die Fahnen geschrieben.

Für den Kreis Esslingen sind Kosten von 17,8 Millionen Euro für etwa 250 Leitungskilometer prognostiziert. Ihn schrecke das nicht, so Landrat Heinz Eininger im Technik- und Umweltausschuss, sieht er doch zum Ausbau des schnellen Glasfasernetzes keine Alternative. Diese Infrastruktur sei ein wichtiger Standortfaktor. Außerdem stünden ungefähr 11,7 Millionen Euro an Fördermitteln in Aussicht. Auch Thilo Kübler, Breitband-Beauftragter des Landes, betonte bei seinem Zwischenbericht, dass die Zukunft der Glasfaser gehört. Er gab allerdings zu bedenken: „Rund 40 Prozent aller Gewerbegebiete im Kreis Esslingen sind noch unterversorgt.“

Geteilte Meinungen zum Ausbau

Beim Ausbau müssten möglichst viele Kommunen an einem Strang ziehen, das könne laut Landrat Eininger in einer kommunalen Anstalt des öffentlichen Rechts geschehen.

Bis jetzt jedoch ist die Begeisterung bei den 44 Kreiskommunen noch geteilt. Breitband-Koordinatorin Ann-Kathrin Sous hat das Interesse an einer Beteiligung abgefragt. Demnach äußerten sich 25 Kommunen positiv, doch es gibt auch kritische Haltungen. Martin Funk, SPD-Kreisrat und Ohmdener Bürgermeister, gab zu bedenken, dass für die Hausanschlüsse die Kommunen sorgen müssten, weil es dafür keine privaten Anbieter mit Glasfasertechnik gebe. Zu vertretbaren Kosten sei dies aber nur möglich, wenn Straßen wegen Leitungssanierungsarbeiten ohnehin aufgegraben werden.

Außerdem gibt es auch solche Kommunen, die bereits selbst seit einigen Jahren mit dem Ausbau des Netzes auf eigene Kosten unterwegs sind. So bestätigt Nürtingens Stadtwerke-Geschäftsführer Volkmar Klaußer: „Wir verlegen seit 15 Jahren bei jeder Tiefbaumaßnahme Leerrohre für Glasfaserkabel mit.“ In Nürtingen habe jedes Gewerbegebiet seit 2012 Glasfaseranschluss. Das gelte auch für die Neubaugebiete. Außerdem sei man dabei, im Zuge von Tiefbaumaßnahmen Privathaushalten direkten Glasfaseranschluss anzubieten. „Das könnte auch die Telekom, lehnt aber einen Glasfaserausbau ab, deshalb haben wir es selbst gemacht“, sagte Klaußer. Offensichtlich will die Telekom ihr Netz so lange wie möglich für Internet-Angebote nutzen. Dafür baut sie zurzeit verstärkt das Netz zwischen ihren Verteilerpunkten mit Glasfaser aus, doch von dort aus geht es mit den Kupferkabeln des Telefonnetzes in die Häuser.

Für Glasfaser vorbereiten

Allerdings stören sich die einzelnen Fasern des Kupferkabels gegenseitig, was die Übertragungsgeschwindigkeit wieder mindert. Mit der sogenannten Vectoring-Technik sollen diese Signale entstört werden. Für Landrat Eininger wie auch für Breitbandberater Kübler ist das allenfalls eine Übergangstechnik. Schon bald aber werde nach höheren Übertragungsgeschwindigkeiten gefragt, das Vectoring stößt dann an Grenzen. CDU-Fraktionschef Martin Fritz wies in der Ausschusssitzung jedoch auf den Zeitfaktor hin: „Manche rennen mir schon die Rathaustüre ein mit dem Wunsch nach schnellerem Internet.“ Der Großbettlinger Bürgermeister sehe sich fast gezwungen, auf private Anbieter zu setzen. Auch in seiner Gemeinde werden Tiefbaumaßnahmen genutzt, um alles für die Glasfaser vorzubereiten. Das sei relativ günstig. Müsste aber, um Lücken zu schließen, doch eigens gegraben werden, komme das teuer. Und dafür gebe es keine Fördermittel. Auch sei die Wechselbereitschaft zu Glasfaserangeboten bisher noch gering.