Kirchheim
„Da ist nichts mehr zu retten“

Hagel Am gestrigen Freitagmorgen nutzten viele Gartenbesitzer die erweiterten Öffnungszeiten der Grünschnittsammelstelle und entsorgten die Überreste des Unwetters. Von Thomas Krytzner

Treffender hätte das Bild auf der Grünschnittsammelstelle in der Kirchheimer Saarstraße am gestrigen Freitagmorgen nicht sein können: Herbert Wintergerst, der die Sammelstelle des AWB seit über zehn Jahren betreut, fegte als ers- tes die Laubberge zusammen, die der Hagelsturm vom Mittwoch hinterlassen hatte. Trotz der erweiterten Öffnungszeiten ist es für ihn fast ein normaler Arbeitstag. „Es standen zwar schon viele Leute mit ihren Autos und Anhängern um 9 Uhr vor der Sammelstelle, aber das haben wir in der Schnittzeit oft, in der Regel knapp 700 Kunden“, erklärt Herbert Wintergerst gelassen. Da gäbe es immer mal wieder Stau auf der Saarstraße. Er hat das Unwetter vom vergangenen Mittwoch in einer stabilen Hütte in Oberboihingen miterlebt. „Überrascht hat mich die Gewitterzelle nicht“, sagt er, „aber es war interessant zu sehen, wie der Sturm den Regen im 45-Grad-Winkel über den Platz gefegt hat.“ Er vermutet, dass der Anfall an Grünschnitt in den nächs­ten Tagen etwas höher sei. „Das fällt aber nicht ins Gewicht.“

Diese Gelassenheit teilen jedoch nicht alle: Für Fritz Ernst, der seit über 50 Jahren auf dem Schafhof wohnt, ist der Hagelsturm ein Desaster: „Wir schauten gerade die Fußball-EM, als es plötzlich dunkel wurde“, erinnert sich der 81-Jährige. Als er das Trommeln der Hagelkörner hörte, wurde ihm klar, dass viele seiner Pflanzen dem Unwetter ausgeliefert sind. „Angst hatten wir nicht, wir waren ja im sicheren Haus. Unsere Sorge galt dem Gemüsegarten.“ Die Sorgen waren berechtigt. „Das Resultat war schrecklich. Gemüse und Obst, vieles auch kurz vor der Ernte, war vernichtet“, stellte Fritz Ernst bei der ersten Augenscheinnahme seines zerstörten Gartens fest. Es war ein Bild der Traurigkeit: „Tomaten, Johannisbeeren, alles lag am Boden und der Pflücksalat war zerstreut auf der Erde.“ Die von den Hagelkörnern zerhackten Überreste hat Fritz Ernst auf seinen Anhänger geladen und sie auf der Sammelstelle entsorgt. „Das letzte Unwetter vor acht Jahren hat acht Elemente unserer Solaranlage und Rollläden zerstört“, erinnert er sich. Trotz der schrecklichen Erlebnisse sorgt sich Fritz Ernst um die Schäden in anderen Stadtteilen: „Wenn man die Bilder aus Ötlingen sieht, sind wir im Vergleich noch gut weggekommen.“

Helmut Schad, der gerade am Nachbarsplatz seine Fuhre entsorgt, bestätigt das schlimme Ausmaß des Unwetters. „Als der Hagel einsetzte, dachte ich gleich, da ist nichts mehr zu retten.“ Er hat in seinem Garten gelbe Rüben, Himbeeren, Tomaten und Gurken angebaut. „Nun ist alles kaputt“, sagt er traurig. Für ihn besonders schlimm: „Sämtliche Apfelbäume im Garten sind zerschlagen, die ganze Arbeit, alles umsonst.“ Helmut Schad ist aber froh, dass keine Menschen verletzt wurden. Ans Aufgeben denkt er trotz des Schadens nicht: „Jetzt müssen wir halt den Garten wieder neu herrichten.“

Reger Betrieb also auf der Grünschnittsammelstelle, einige unterwegs mit großen Anhängern, manchen reichte der Kofferraum und andere kamen zu Fuß mit Bollerwagen. Und als würde das Wetter die Leidgeplagten regelrecht verhöhnen, setzte im Lauf des Freitagmorgens auch noch strömender Regen ein.

 

Info: An der Grünschnittsammelstelle in der Saarstraße kann am heutigen Samstag von 9 bis 16 Uhr angeliefert werden.