Kirchheim

Das Autokino ist vorbei - es lebe das Kino

Abbau Reimund Fischer und sein Team räumen das Kirchheimer Güterbahnhofsgelände und bereiten sich aufs Sommernachtskino im August vor. Von Andreas Volz

„Ausverkauf“ im Autokino: Nach dem letzten Filmabend konnte man sich am Montag kostenlos mit Sand eindecken. Foto: Markus Brändl
„Ausverkauf“ im Autokino: Nach dem letzten Filmabend konnte man sich am Montag kostenlos mit Sand eindecken. Foto: Markus Brändli

Das Kirchheimer Autokino ist Geschichte. Und es ist hoffentlich eine Geschichte, die sich niemals wiederholt: Voraussetzung dafür, dass es wieder ein Autokino in der Teckstadt geben könnte, wäre nämlich eine weitere Pandemie oder die vielfach befürchtete zweite Corona-Welle. Und das kann keiner wirklich wollen.

Wenn das Autokino aber eine einmalige Geschichte war und bleibt, dann ist es auf jeden Fall eine Erfolgsgeschichte. Kino-Betreiber Reimund Fischer zeigt sich mehr als zufrieden damit: „Wir sind da mit viel größerem Engagement und auch mit viel größerem Aufwand rangegangen als sonst, wenn wir nur Sommernachtskino machen. Aber das Gute ist, dass wir am Ende - mit Autokino plus Sommernachtskino - in diesem Jahr mehr Kontaktzahlen bekommen als sonst. Und das freut mich ganz besonders für unsere Sponsoren und Förderer.“

Immer wieder betont er, dass das Autokino nur mit der Unterstützung seiner vielen Mäzene möglich war. Der finanzielle Aufwand ist wesentlich größer als die Einnahmen durch den Verkauf von Tickets: „Ohne Kultur-Sponsoring läuft da gar nichts. Das Autokino wäre ohne die finanzielle Unterstützung unserer Förderer nicht möglich gewesen.“

Auch von der Resonanz in der Bevölkerung ist Reimund Fischer überwältigt: „Die Akzeptanz war riesig. Von vielen Zuschauern haben wir ganz tolles Feedback erhalten. Ich denke, dass wir viele Menschen begeistern konnten.“

Viel Sand - aber nicht im Getriebe

Begeistert waren auch diejenigen, die sich am Montag noch mit Sand eindecken konnten. Die 90 Tonnen Sand vor der Leinwand hatte die Firma Feeß gestiftet. Einen Teil davon haben nun also Privatleute aus Kirchheim und Umgebung am Güterbahnhofsgelände aus eigener Kraft in Eimer und auf Anhänger geschippt und kostenlos abtransportiert. „Ich wollte mir schon lange mal Sand für meine Wiese besorgen“, sagte einer der Sandschöpfer, bevor er knitz hinzufügt: „Und wenn man ihn gratis kriegt, ist es umso besser.“

Muskelkraft war auch beim abschließenden Film gefragt: Margot Flügel-Anhalt und Johannes Meier stellten sich und ihren Film „Über Grenzen“ persönlich vor. Die Motorradreisende, die sich zu Beginn des Ruhestands im Sommer 2018 einen großen Traum erfüllt hat - eine Rundreise vom nordhessischen Thurnhosbach zum Pamir Highway an der tadschikisch-chinesischen Grenze und wieder zurück -, wollte die Leistung ihrer strapaziösen Tour nicht überbewerten: „Ich habe viele Fahrradfahrer getroffen, und vor denen habe ich größten Respekt. Die machen alles mit Muskelkraft und müssen viel mehr Proviant mit sich rumschleppen als ich.“

Sie selbst konnte mit ihrer Enduro immerhin bis zu 360 Kilometer zurücklegen, bevor sie wieder auftanken musste. Das war nicht immer leicht, weil es oft gar keine Tankstellen gab: „Manchmal kommt der Sprit auch in einem Kanister oder in einem Eimer.“ Viele Menschen standen ihr hilfreich zur Seite - ob bei technischen oder bei medizinischen Problemen. Eine ihrer wichtigsten Erfahrungen: „Engel kommen immer dann, wenn man sie braucht.“

Ihre Erkenntnisse zur allgemeinen Lebensreise bringt Margot Flügel-Anhalt im Film ebenfalls auf den Punkt: „Der Aufbruch ist das Schwierigste. Das Unterwegssein ist leicht und schön. Man muss sich nur verzaubern lassen von der Schönheit des Weges.“

„Schwarmintelligenz“ ist im Kinosommer gefragt

Das Filmprogramm fürs Sommernachtskino steht noch nicht endgültig fest. Sicher ist aber, dass es am Donnerstag, 6. August, mit dem Dankeschön­abend fürs ehrenamtliche Engagement beginnt - und mit „Schwarmsingen“ vor dem Film. Die Bürger können dabei auf eine ganz neue Art ihren Gemeinsinn beweisen: Die Corona-Bestimmungen verlangen, dass zwischen zwei festen Gruppen immer zwei Plätze frei bleiben müssen. Je größer also eine Gruppe (bis zu 20 Personen), desto mehr Zuschauer können insgesamt auf dem Martinskirchplatz unterkommen. Stadtverwaltung und Kinobetreiber bitten deswegen jetzt schon alle ehrenamtlich Engagierten, möglichst große, feste Vereinskontingente zu bestellen und gemeinsam zu erscheinen. vol