Kirchheim

„Das Beste ist gerade gut genug“

Gesellschaft Der Diakonieladen in der Kirchheimer Hindenburgstraße hat sich herausgeputzt und zeigt sich den vielen Gästen bei der Wiederöffnung in neuem, hellem Glanz. Von Cornelia Wahl

Viele Kirchheimer nutzten die Gelegenheit um bei der Wiedereröffnung des Kirchheimer Diakonieladens einen Blick in die renoviert
Viele Kirchheimer nutzten die Gelegenheit um bei der Wiedereröffnung des Kirchheimer Diakonieladens einen Blick in die renovierten Räume zu werfen.Foto: Cornelia Wahl

Bunte Luftballons, in grüne Manschetten gehüllte Blumentöpfchen, Süßigkeiten auf den Biertischen: So begrüßte der Diakonieladen seine Gäste zur Wiedereröffnung am Samstag. Als Annette Weißenstein vor ein paar Monaten die Leitung des Geschäfts übernahm, kam der Wunsch auf, die Räume nach mehr als zehn Jahren zu renovieren. Löcher in den Wänden wollten gestopft, abgeschlagene Ecken repariert werden. „Wie es halt so ist, wenn viele Jahre in einem Haus richtig gelebt und gearbeitet wird“, erzählt sie. Es folgte eine spannende Vorbereitungszeit. Man hat gemeinsam überlegt, verworfen, überlegt, entschieden und renoviert. Ein wichtiges Ziel war es, einen hellen, freundlichen Ort der Begegnung zu schaffen, wo Spender auf Kunden treffen. Ihr persönlich lag es am Herzen, dass die weniger betuchten Menschen würdig einkaufen dürfen. „Ich denke für den Personenkreis, der besonders belastet ist, ist das Beste gerade gut genug.“

Da ist er fast schon sinnbildlich, der pastellige grüne Farbton - grün steht für Hoffnung, der die Wände bedeckt. Und so zart sind vielleicht auch die Hoffnungen derer, die dort nach Bezahlbarem suchen, weil sie „nicht auf dem üblichen Weg in den Laden gehen können, die Kreditkarte an die Kasse legen und alles kaufen, was ihnen gerade gefällt“, sagt Kirchheims Erster Bürgermeister, Günter Riemer. Doch nicht nur hier leiste man eine sehr wertvolle Arbeit. „Darüber hinaus versorgen sie Langzeitarbeitslose mit Aufgaben.“ Da gehe es auch darum, diesen Menschen das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden. Last, but not least, bietet die Einrichtung einen Beitrag zum Recycling in einer Welt, wo die Rohstoffe endlich seien.

Die Bedeutung des Ladens für Kirchheim zeigt sich an den Zahlen. 13 Prozent der Kinder in der Stadt leben an oder unterhalb der Armutsgrenze. Und pro Jahr hat der Diakonieladen 30 000 Kunden. Eine stattliche Zahl, wenn man bedenkt, dass Kirchheim Ende 2017 40 446 Einwohner zählte. „Wir verkaufen hier im Laden für 120 000 Euro Kleidung pro Jahr, das Stück ab 1,50 Euro“, sagt Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbandes im Kreis Esslingen

Doch nicht nur das Finanzielle steht im Vordergrund, wie Diakoniepfarrerin Margarete Oberle findet. „Sie haben den Diakonieladen damals ins Leben gerufen, weil es ihnen um die Menschen geht, die hier ein- und ausgehen.“ Die größte Freude sei es, wenn sich andere beteiligen, damit der Laden mit Leben erfüllt wird und ein gutes Miteinander erlebt wird, von Menschen aller Generationen, von Fremden, Alteingesessenen, von Betuchten und weniger Betuchten, und wenn die Kunden hier freundlich empfangen werden. Das gebe denen, die hier im Laden aktiv sind, Lebenssinn und eine Struktur in ihrem Alltag. „Das Schönste aber finde ich in diesem Laden, dass er ein Ort der Begegnung ist, wo Menschen sich kennenlernen, wo sie miteinander ins Gespräch kommen, einander von ihren Freuden und Nöten erzählen und ein Stück weit Wegbegleiter sind und sich Lebenshilfe geben. Dies ist für mich der höchste Wert.“

Für die Unterhaltung der Gäste sorgten Gerhard Thrun mit der Band „Blanchy sei friends“ und Hermine & Wallewusch von den „Clowninnen Wonderfidz“. Für die Kinder hatte das Kirchheimer Brückenhaus zudem eine Spielstraße eingerichtet.

Neue Öffnungszeiten

Der Diakonieladen in der Hindenburgstraße 4 in Kirchheim hat neue Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags von 10 bis 14 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr. Das Angebot umfasst unter anderem Kleidungsstücke, Hausrat und Möbel.cw