Kirchheim

Das Fällen soll möglichst lange hinausgezögert werden

Ausschreibung Die Stadt Kirchheim lässt ihre Bäume neu begutachten. Fast jeder einzelne Fall wird genauestens mit den Naturschutzverbänden abgesprochen. Von Andreas Volz

Die Säge soll bei städtischen Bäumen in Kirchheim nicht mehr ganz so schnell und oft zum Einsatz kommen.Symbolbild: Jean-Luc jac
Die Säge soll bei städtischen Bäumen in Kirchheim nicht mehr ganz so schnell und oft zum Einsatz kommen.Symbolbild: Jean-Luc jacques

Kirchheim nimmt sich Zeit für jeden einzelnen Baum. Derzeit werden die „Straßenbäume“ erfasst und in ein Kataster eingetragen. Es gibt aber noch eine ganze Reihe weiterer Kriterien, die Bäume je nach Standort einzustufen: Die Stadt listet außerdem noch „Parkbäume“ auf sowie „Bäume an Gewässern“ und „Bäume auf privat-städtischen Grundstücken“. In den beiden letztgenannten Kategorien schreibt die Stadt Kirchheim jetzt Gutachterleistungen für die Baumkontrolle aus. Zunächst werden sämtliche Bewerber auf ihre Eignung überprüft. Fünf von ihnen sollen dann noch im Januar dazu aufgefordert werden, ein Angebot abzugeben. Die Vergabe soll bereits im März erfolgen.

Damit aber nicht genug: Städtische Mitarbeiter haben auch dem Büro, das bisher für die Gutachten zuständig war, „Baum für Baum“ nachgearbeitet. So ähnlich zumindest hat es Eberhard Müller, der zuständige Mitarbeiter im Sachgebiet Grünflächen, dem Gemeinderat gegenüber beschrieben: „Wir haben alle Bäume noch einmal angeschaut und nachkontrolliert.“

Ergebnis: Immer wieder sollen Bäume, die bereits zur Fällung anstanden, noch über ein paar Jahre hinweg gerettet werden oder zumindest eine Gnadenfrist erhalten. Betrachtet wird dabei auch ihr ökologischer Wert als Habitatbäume. Gegengerechnet wird der Grad der Wahrscheinlichkeit, dass der Baum von selbst umfällt oder dass auch „nur“ starke Äste abbrechen und herunterfallen könnten.

Konkrete Beispiele nannte Eberhard Müller vom Kegelesbach: „Da gibt es an einer Stelle drei große Eschen, die alle vom Eschentriebsterben betroffen sind.“ Bei allen drei Bäumen empfiehlt das Gutachten, sie zu fällen - weil sie nicht mehr dauerhaft zu retten sind. Nun aber hat Eberhard Müller in Abstimmung mit seinen Kollegen einen Kompromiss gefunden: „Nur die mittlere Esche müssen wir auf jeden Fall entfernen.“ Bei den anderen beiden ist das Eschentriebsterben noch nicht ganz so weit fortgeschritten. „Wir wollen jetzt versuchen, sie durch entsprechende Rückschnitte noch eine Zeit lang zu erhalten.“

Bäume erhalten, heißt die Devise

Nächstes Beispiel: vier Weiden, die aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden sollten. Weil es sich aber um besonders wertvolle Habitatbäume handelt, sollen sie jetzt noch ein zweites Mal auf ihre Standsicherheit hin begutachtet werden. Eberhard Müller meint dazu: „Wenn es geht, wollen wir die Weiden noch ein paar Jahre halten.“

Das Vorgehen der Stadt ist mit den Umweltverbänden abgestimmt, möglichst Baum für Baum. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zeigte sich im Gemeinderat überzeugt davon, dass dieses Vorgehen das richtige ist: „Mehr Transparenz geht nicht mehr.“ Stellvertretend für das gesamte Gremium stellte Dr. Christoph Miller, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, fest: „An diesem Punkt ist die Stadtverwaltung ausdrücklich zu loben. Die Sitzung mit den Naturschutzverbänden war so einvernehmlich, wie ich es selten erlebt habe. Ich hoffe, dass das alles jetzt in ein ruhigeres Fahrwasser kommt.“

Bäume an Gewässern werden in Kirchheim neu begutachtet, ob sie sich vielleicht noch für einige Zeit erhalten lassen.Foto: Carste
Bäume an Gewässern werden in Kirchheim neu begutachtet, ob sie sich vielleicht noch für einige Zeit erhalten lassen.Foto: Carsten Riedl