Kirchheim

Das große Bibbern macht alle gleich

Kälte Der schlechte bauliche Zustand sorgt an der Teck-Realschule und an der Teck-Grundschule trotz Heizung für niedrige „Betriebstemperaturen“. Von Andreas Volz

Elektrische Heizkörper und neue Thermostate sollen mehr Wärme in die Teck-Realschule und in die Teck-Grundschule bringen. Ansons
Elektrische Heizkörper und neue Thermostate sollen mehr Wärme in die Teck-Realschule und in die Teck-Grundschule bringen. Ansonsten helfen nur Mützen, Schals und Handschuhe.Fotos: Jean-Luc Jacques

Der Begriff „Schulgemeinschaft“ wird an der Kirchheimer Aichelbergstraße gerade völlig neu definiert: Unter einem gemeinsamen Dach hausen dort die Teck-Realschule und die Teck-Grundschule. Beide Schulen bilden derzeit eine „Notgemeinschaft“. Sie teilen nämlich ihre Not. Die Kältewelle mit zweistelligen Minusgraden sorgt in Verbindung mit der schlechten Bausubstanz dafür, dass die Raumtemperaturen ziemlich niedrig sind. Lehrerinnen an der Grundschule beispielsweise berichten von 15, mitunter aber auch nur von 13 Grad Celsius.

Das Kollegium der Teck-Grundschule hat den Schülern Handzettel mitgegeben, mit der dringenden Empfehlung an die Eltern: „Ziehen Sie Ihre Kinder bitte warm an.“ Die Begründung dafür wird gleich mitgeliefert: „Obwohl unsere Heizung auf Hochtouren läuft, kühlt das Schulhaus immer mehr aus, vermutlich durch die großen Fensterflächen.“ Ähnliche Empfehlung gibt auch die Teck-Realschule an die Schüler weiter. „Wir sagen, zieht eure Skiunterwäsche an“, berichtet Schulleiter Dr. Ralf Streicher vom derzeitigen Alltag an seiner Schule.

Mit am schlimmsten trifft es den Musiksaal der Teck-Realschule. Er ist ungewöhnlich hoch, nur durch eine Faltwand vom Foyer getrennt und zudem mit einer langen Fensterfront versehen. Die Fenster sind tatsächlich das große Problem, weil sie überaus groß sind und weil ihre Alurahmen alles andere als wärmedämmend wirken. Genau in diesem Musiksaal musste Ralf Streicher gestern Abend eine Veranstaltung abhalten - mit 50 Eltern und vier Referenten. Sein Problem: „Ich habe keinen anderen Raum, der groß genug ist für so viele Leute.“

Selbst wenn die Heizkörper so heiß sind, dass man nicht lange „Hand anlegt“, reicht ihre Energie nicht aus, die Räume richtig aufzuwärmen. Zu viel Kälte dringt durch die Fenster ein. In einem Grundschulklassenzimmer sind die dicken Vorhänge dauerhaft vorgezogen - und sogar durch Klebeband miteinander verbunden, damit sie auch ja blickdicht schließen. Auf den Blick kommt es dabei aber nicht an. Es geht einfach nur darum, die Kälte so gut wie möglich auszusperren.

Bei der Stadt Kirchheim ist das Problem bekannt. Es tritt jeden Winter auf, aber selten so massiv wie in diesen eisigkalten Januartagen des Jahres 2017. Hochbauamtsleiter Wolfgang Zimmer sagt dazu: „Es liegt nicht direkt an der Heizung. Die läuft volles Programm. Aber wegen der schlechten Isolierung und wegen der schlechten Fenster geht die ganze Wärme nach draußen.“

Die aktuellen Niedrigtemperaturen würden ihren Teil zur Verschärfung der Lage beitragen: „Wenn wir um die null Grad hätten, oder wenn es sogar noch ein bisschen wärmer wäre, dann wäre das alles nicht ganz so schlimm.“ Durch behelfsmäßige Zusatzisolierungen ließe sich Wolfgang Zimmer zufolge kaum ein bemerkenswerter Effekt erreichen: „Styroporplatten zwischen Heizkörpern und Wänden wären vielleicht gut fürs Auge. Aber sie bringen nichts, wenn die Fensterrahmen eiskalt sind.“

Die Stadt will jetzt versuchen, für etwas mehr Wärme zu sorgen, und zwar durch zusätzliche elektrische Heizkörper. Sollte das nicht ausreichen, sei über den Einsatz von Baulüftern nachzudenken. Das Problem an sich kann Wolfgang Zimmer durchaus nachvollziehen: „Bei uns war kürzlich auch die Heizung im Büro ausgefallen, das ist sehr unangenehm.“

Wirkliche Lösungen gibt es allenfalls mittelfristig: Wenn die Teck-Realschule auf den Rauner-Campus umzieht, kommt sie in einen Neubau, der energetisch auf dem aktuellsten Stand sein wird. Dann geht es auch darum, die verbleibenden Gebäude der Teck-Grundschule am bisherigen Standort zu sanieren, was Wolfgang Zimmer in Aussicht stellt.

Bis dahin aber hilft wohl nur abwarten - und handeln, wo es geht. Der Hausmeister beispielsweise war gestern dabei, Thermostate auszuwechseln, sodass sich möglichst alle Heizkörper auf Hochtouren bringen lassen. Wirkliche Abhilfe schaffen aber nur wärmere Außentemperaturen. Und die Aussicht auf bessere bauliche Bedingungen in zwei bis drei Jahren hilft Lehrern und Schülern momentan nicht wirklich weiter: Sie bilden vorläufig weiterhin eine ganz große Schulgemeinschaft - vereint durch das Tragen dicker Kleidung.

Winterjacken, Mützen, Schals und Handschuhe gehören an der Aichelbergstraße zur Grundausstattung in allen Räumen, seien es Rektoratsräume, Lehrer- oder Klassenzimmer: Das große Bibbern macht hier alle gleich.