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Das Los der Kleinen

Kommentar von Bernd Köble

Es ist Äpfel mit Birnen verglichen, auch wenn in beiden Fällen die Bälle rund sind. Wenn Elchingens Sportdirektor Dario Jerkic den Vergleich von Basketball mit dem Fußball bemüht, indem er die stringenteren Verhaltensregeln der weit lukrativeren Nummer eins im bezahlten Sport herbeisehnt, dann mag er recht haben, dass dort andere Gesetze gelten. Allerdings weniger, was Moral und Anstand betrifft, als vielmehr Finanzströme, die vertraglich verankert sind. Für einen Spielerwechsel bei noch laufendem Kontrakt werden selbst im zweitklassigen Fußball horrende Ablösesummen fällig. Für kleinere Vereine, die erfolgreich ausbilden, ist das die Luft, die das Schlauchboot im Fahrtstrom der großen Kreuzer über Wasser hält. Ähnliches ist im deutschen Basketball die Ausnahme und auch dann nur zu vergleichsweise lächerlichen Tarifen.

Jerkics Frust mag verständlich sein. Mit seinem Plan, da­raus einen Tagesordnungspunkt bei der nächsten Ligasitzung zu stricken, wird er freilich nur ein müdes Lächeln ernten, solange daran keine klaren Forderungen nach einem gerechten Transferausgleich verbunden sind. Was er mit dem Ausverkauf einer Mannschaft mit vielen talentierten Spielern zurzeit erlebt, ist Liga-Alltag - nicht mehr und nicht weniger. Ein Alltag, den man nur an wenigen Standorten besser als in Kirchheim kennt. Unbekannte Spieler kommen, erfolgreiche gehen - das ist das Los der Kleinen, die auf den richtigen Riecher statt aufs dicke Portemonnaie setzen müssen. Eine Regel, die quer durch alle Spielklassen gilt. Das kann man bedauern, es als moralisch verwerflich darzustellen, ist bestenfalls unprofessionell.

Umgekehrt lässt sich feststellen: Knights-Sportchef Chris Schmidt und sein Headcoach Mauricio Parra beweisen, dass sie als Team prächtig harmonieren. Geräuschlos, effizient und mit Ergebnissen, die Hoffnung machen, dass der Zweitliga-Standort Kirchheim auch im kommenden Jahr konkurrenzfähig sein wird. Sportlichen Erfolg garantiert das alles nicht, denn das ist eine ganz andere Geschichte.