Im Nagerzimmer tummeln sich Kaninchen und Ratten, ein paar Türen weiter wohnt ein Chinchilla-Pärchen neben zwei Tauben, und im Außengehege tollt eine ganzes Knäuel Baby-Kätzchen umher. Wo die Vereinsmitglieder eigentlich ihren Tee kochen, residieren derzeit eine Schildkröte und Farbmäuse. „Wir haben so viele verschiedene Tierarten wie noch nie zuvor“, sagt Gabriele Holder, Vorsitzende des Kirchheimer Tierschutzvereins. Das „Katzenheim“ war einmal - Kirchheim hat jetzt ein richtiges Tierheim.
Pflegeplätze gesucht
Seit März nimmt der Tierschutzverein in seinem Neubau in den Kirchheimer Siechenwiesen Tiere auf, die in Not geraten sind. Fertig ist die Anlage aber bei Weitem nicht. „Vor allem im Außenbereich müssen wir noch einiges tun“, sagt Gabriele Holder. So sollen die Katzen ein zweites Außengehege bekommen, der Auslauf am Hundezimmer fehlt noch komplett, und auch die Hasen brauchen ein Gehege im Freien. „Wir suchen Leute, die uns unterstützen“, sagt Sabine Lauffer, die neue Zweite Vorsitzende des Vereins. Gefragt sind sowohl Menschen mit handwerklichem Geschick, die beim Bau der Außenanlagen helfen, als auch ehrenamtliche Mitarbeiter, die Tiere füttern und pflegen möchten. Eine Jugendgruppe hat der Verein bereits initiiert. „Sie ist gut angelaufen“, so Holder.
Ganz dringend benötigt werden Pflegestellen, denn schon wenige Monate nach der Eröffnung wird der Platz in dem neuen Tierheim knapp - und das, obwohl der Neubau allein im Inneren mehr als doppelt so viel Fläche bietet wie das alte Heim. „Wir brauchen Stellen, an die wir Tiere weitergeben können“, sagt Gabriele Holder. Noch besser: Ein neues festes Zuhause. „Wir suchen ganz besonders für unsere Chinchillas und unseren Kater Lui nette Menschen, die sie aufnehmen“, sagt Andrea Roller, die sich künftig um die Öffentlichkeitsarbeit im Verein kümmern wird.
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Dass das Tierheim so schnell seine Kapazitätsgrenzen erreichen würde, hätte Gabriele Holder nicht gedacht. „Aber es werden einfach viel mehr Tiere bei uns abgegeben als früher.“ Wildtiere wie Bussarde und Tauben, Reptilien wie Agamen und Kornnattern, oder die alte Ziege, die derzeit im Garten des Tierheims grast, landeten früher erst gar nicht beim Tierschutzverein. Jetzt rückt das Tierheim immer mehr ins Bewusstsein der Menschen - nicht zuletzt auch deshalb, weil viele Spaziergänger und Radler vorbeikommen.
Mit dem Standort neben dem Kirchheimer Kleintierzuchtverein ist Gabriele Holder rundum zufrieden, die Nachbarschaft läuft einwandfrei. Jahrelang hatte der Verein nach einem geeigneten Platz für einen Neubau gesucht, der zwar im Außenbereich gelegen, aber stadtnah genug für junge Ehrenamtliche ohne Führerschein sein sollte. Lediglich Hunde darf der Tierschutzverein aufgrund der Nähe zum Wohngebiet nur zwei aufnehmen. Weitere Hunde müssen anderswo untergebracht werden.
Ohnehin arbeitet der Tierschutzverein Kirchheim daran, sich ein engmaschiges Netzwerk aufzubauen. Denn in vielen Fällen brauchen die Tierschützer einfach Hilfe von außen - wie zum Beispiel bei den Ratten. Fünf der Nager wurden im Tierheim abgegeben. „Aber zwei waren trächtig, sodass wir ganz schnell 13 Ratten hatten“, berichtet Sabine Lauffer und betont: „In so einer Situation geht es ohne die Zusammenarbeit zwischen den Tierheimen im Raum und anderen Tierorganisationen nicht.“
Neues Finanzierungsmodell
Finanziell ist der Neubau ein Mammutprojekt für den Tierschutzverein. Einen großen Teil konnte er aus seinem Vermögen schultern. „Aber wir sind weiterhin auf Spenden angewiesen“, sagt Rechnungsprüferin Kristl Denzin. So muss der Verein nun für das Gelände auch eine Erbpacht zahlen. Früher hatte die Stadt den Tierschützern das Gebäude in der Boschstraße umsonst überlassen. Gabriele Holder ist aber guten Mutes: „Wir konnten die Finanzierung auf neue Beine stellen.“ Alle zehn Gemeinden, für die das Kirchheimer Tierheim zuständig ist, zahlen künftig einen Pauschalbetrag. Das bringt mehr Sicherheit. „Bei den Verhandlungen hat uns die Stadt Kirchheim sehr unterstützt“, freut sich die Vereinsvorsitzende. Klar ist für sie damit auch: „Fundtiere aus unseren zehn Gemeinden haben für uns absolute Priorität.“
Den Neustart möchte der Tierschutzverein natürlich groß feiern - allerdings erst im Herbst: „Es wäre schön, wenn unsere Außenanlagen bis dahin fertig wären“, sagt Gabriele Holder.