Coronavirus

Das öffentliche Leben steht still

Coronavirus Die Verordnung vom Mittwoch führt auch in Gemeinden wie Lenningen zu weiteren Einschränkungen. Restaurants dürfen nach 18 Uhr nicht mehr bewirten. Spiel- und Bolzplätze sind gesperrt. Von Anke Kirsammer

Spielplätze wie hier in Brucken sind inzwischen verwaist. Wie Bolzplätze dürfen sie seit Mittwoch nicht mehr genutzt werden. Nac
Spielplätze wie hier in Brucken sind inzwischen verwaist. Wie Bolzplätze dürfen sie seit Mittwoch nicht mehr genutzt werden. Nach der Schulschließung Anfang der Woche trafen sich dort oft größere Gruppen von Kindern und Jugendlichen. Foto: Jean-Luc Jacques

Aufgesperrte Türen, locker besetzte Tische, eine bewusst aufs Notwendigste reduzierte Verwaltungsriege und leere Zuhörerplätze - schon die Rahmenbedingungen der auf absehbare Zeit letzten Gemeinderatssitzung in Lenningen zeigen, dass das öffentliche Leben auch in kleineren Kommunen derzeit weit entfernt ist vom Normalzustand. „Mir wäre es recht, das Land würde genaue Vorgaben machen“, sagt Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht. Am Dienstagabend vermisste er noch eine Verordnung zu den einschneidenden Maßnahmen, auf die sich Bund und Länder tags zuvor geeinigt hatten.

Gestern lag nun das sofort in Kraft tretende Papier auf dem Tisch: Wie überall im Land bleiben jetzt auch in Lenningen unter anderem die Spiel- und Bolzplätze gesperrt. Restaurants haben nur noch bis 18 Uhr geöffnet, Pensionen dürfen keine Touristen mehr beherbergen. Museen, Musikschulen, Bibliotheken, Backhäuser, Schwimmbäder, Jugendhäuser und andere Einrichtungen wie Schulen und Kindertageseinrichtungen bleiben in jedem Fall bis zum 19. April geschlossen. Versammlungen und Veranstaltungen, unabhängig von der Teilnehmerzahl, sind zunächst sogar bis zum 15. Juni untersagt. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass wir einmal zu solchen Mitteln greifen“, so der Bürgermeister. Offen ist laut Michael Schlecht lediglich noch, welche Zahl an Trauergästen bei Bestattungen zugelassen wird.

Der Verwaltungschef hofft, dass die Idee der HSG Owen-Lenningen Schule macht, und noch andere Gruppierungen Hilfsangebote starten. Unter dem Motto „Gemeinsam stark gegen Corona“ kaufen die Handballer für Menschen ein, die besonders gefährdet sind oder unter Quarantäne stehen. Das Angebot soll mit der Kommune und dem Verein „Unser Netz“ koordiniert werden.

Hamsterkäufe sind für den Rathauschef indes nicht nachvollziehbar. „Wir müssen nicht verhungern“, betont er. Vielleicht sei die Lieblingswurst nicht mehr da, aber es herrschten in den Geschäften teils nicht nachvollziehbare Zustände. Er begrüßt deshalb, dass sie dazu übergehen, beispielsweise Toilettenpapier nur noch in geringen Mengen abzugeben. Um Warteschlangen zu vermeiden, sollen nur noch begrenzt Kunden in die Läden gelassen werden.

Die Corona-Krise wirkt sich auch auf den Gemeinderat aus: Sollten in den nächsten Monaten keine Sitzungen möglich sein, muss das Gremium mit Eilentscheidungen des Rathauschefs rechnen. Gegebenenfalls wird er mit seinen drei Stellvertretern tagen oder die Räte digital beteiligen. Für den Publikumsverkehr bleibt auch das Rathaus bis 19. April geschlossen. Zu sind außerdem sämtliche Sportplätze und -hallen. Derzeit träfen sich einzelne Gruppen noch woanders, um Sport zu machen, so Michael Schlecht. „Ich hoffe, dass die dynamische Entwicklung dazu führt, dass die Leute vernünftig werden.“

Gefordert war die Gemeinde am vergangenen Wochenende, als die am Freitagmittag verkündete Schließung der Schulen und Kindergärten umzusetzen und eine Notbetreuung auf die Beine zu stellen war. Ausschließlich Eltern, die beispielsweise in der Pflege, bei der Polizei oder in anderen Berufen arbeiten, die die Versorgung garantieren, dürfen ihre Kinder betreuen lassen. Vier Kinder nutzen das Angebot in Unterlenningen. In allen Einrichtungen waren die Erzieherinnen diese Woche noch anwesend, um an Konzeptionen zu feilen und sonstige Arbeiten zu erledigen. „Irgendwann werden wir sie aber heimschicken - nach heutigem Stand bei vollem Lohnausgleich“, kündigt Michael Schlecht an. Vorerst sind sie gehalten, Überstunden beziehungsweise Urlaub abzubauen.