Kirchheim

Das Waldhorn erhält ein modernes Fachwerk

Holzbau Das historische Ensemble am Kirchheimer Marktplatz wird durch Handwerkskunst des 21. Jahrhunderts bereichert. Richtfest ist Ende April bei Marktbetrieb. Von Andreas Volz

Das neue Waldhorn wächst in die Höhe. In gut zwei Wochen steht bereits das Richtfest an.Foto: Carsten Riedl
Das neue Waldhorn wächst in die Höhe. In gut zwei Wochen steht bereits das Richtfest an.Foto: Carsten Riedl

Das neue Waldhorn wächst Tag für Tag: Auf dem Kirchheimer Marktplatz steht die Betonkonstruktion für Keller, Erdgeschoss und rückwärtigen Giebel. Letzterer darf aus Brandschutzgründen weder Fenster noch Türen aufweisen. Die Holzkonstruktion, die den Großteil des Neubaus ausmacht, entstand 800 Meter entfernt, bei Holzbau Banzhaf. Nachdem die ersten vorgefertigten Holzteile angebracht sind, geht alles ganz schnell: Richtfest ist in 15 Tagen.

Bauherr Robert Ruthenberg legt Wert auf den lokalen Bezug des Projekts: „Alle wichtigen Gewerke sind an Kirchheimer Firmen vergeben.“ Der Bezug zur Umgebung kommt auch im Holzdachstuhl zum Ausdruck - und im Fachwerkgiebel auf der Schauseite zum Marktplatz hin. Robert Ruthenberg schätzt die Tradition, will aber trotzdem nicht auf sämtliche Techniken verzichten, die das 21. Jahrhundert zu bieten hat.

Ein Beispiel dafür ist der Gewölbekeller: Das Gewölbe steht für die Tradition, der Baustoff Beton für die Moderne. „Heutzutage mauert man einen Keller eben nicht mehr“, sagt Robert Ruthenberg. Einen alten Mauerkeller gibt es immerhin noch im Hauptgebäude des Hotels. Im Keller des Neubaus will der Bauherr den Beton gar nicht erst verstecken, auch wenn die künftigen Restaurant-Gäste fast alle einmal in den Keller gehen dürften. Dort sind nämlich die Toiletten untergebracht.

Demgegenüber wird der Beton im Erdgeschoss nach außen durchaus unter Putz versteckt. Auch im Inneren setzt Robert Ruthenberg auf eine rustikal wirkende Holzoptik statt auf kahle Betonflächen. Die Holzdecke im Erdgeschoss, die bereits eingezogen ist, spricht da schon mal für sich.

Unterschiede zum Vorgängerbau ergeben sich bei den Fenstergrößen. Aber auch da mag die Moderne ihre Berechtigung haben. Mehr Licht ist sicherlich kein Fehler. Ähnliches gilt für den ersten Stock, der mit dem Dachgeschoss eine Einheit bilden soll: „Das ist ein großer Veranstaltungssaal, für circa 90 Personen“, sagt Robert Ruthenberg. Es gibt keine weiteren Zwischengeschosse. Der Saal hat bis zum First eine Höhe von sieben bis acht Metern. Um auch ins Obergeschoss genügend Tageslicht zu bekommen, erhält der Giebel zum Marktplatz größere Fenster als das Vorgängergebäude.

„Das wird am Anfang vielleicht nicht gleich jedem gefallen“, sagt Andreas Banzhaf. Gleiches könnte auch für die modernere, nüchternere Art des Fachwerks gelten. Aber gerade der Zimmermann ist mit seinem Handwerk stark der Tradition verbunden, und deswegen hat sein Wort durchaus Gewicht, wenn er sagt: „Ich bin persönlich der Meinung, dass sich das neue Gebäude ziemlich gut in das vorhandene Ensemble einfügt.“

Dass das Erdgeschoss massiv gebaut ist, stellt für Andreas Banzhaf keine Neuerung dar. „Das war auch vorher so. Nur war es Mauerwerk, und jetzt ist es Beton.“ Das Obergeschoss ist eine besondere Konstruktion, die aber nicht unüblich sei: „Der Fachwerkgiebel ist nur aufgesetzt. So ein Blendfachwerk gibt es in der Innenstadt öfters. Die Tragkonstruktion sitzt dahinter. Auch die ist aus Holz.“

Dasselbe gilt für den Dachstuhl, der durch die hohen Fenster von außen deutlich zu sehen ist. Auch beim Dachstuhl gibt es eine Besonderheit, die eine deutliche Reminiszenz an den Vorgängerbau darstellt, wie Andreas Banzhaf berichtet: „Wir machen einen windschiefen Dachstuhl, das ist alles andere als selbstverständlich.“ Zum rechten Verhältnis von Tradition und Moderne am Beispiel des Restaurants Waldhorn zieht er folgendes Fazit: „Was dort jetzt passiert, ist ein guter Kompromiss.“

Richtfest am 28. April - Eröffnung im Herbst

Das Richtfest will der Bauherr groß feiern. Terminiert ist es deshalb auf Samstag, 28. April, 11 Uhr. Wenn das Wetter mitmacht, dürfte es um diese Zeit auf dem Marktplatz auch unabhängig vom Richtfest ein ziemliches Gedränge geben. Robert Ruthenberg verspricht „Bier und Brezeln, solange der Vorrat reicht“.

Der Baukran soll noch vor dem Richtfest abgebaut werden. Auch der Bauzaun um das neue Restaurant Waldhorn dürfte dann näher an das Gebäude heranrücken. Die Außenbewirtung in der Nachbarschaft des Waldhorns soll also nicht mehr allzu lange so eingeschränkt bleiben wie jetzt im Augenblick.

Ein genauer Termin für die Eröffnung des Restaurants steht noch nicht fest. Der Betrieb soll aber auf jeden Fall noch dieses Jahr im Herbst beginnen. Das Hotelgebäude ist von den Bauarbeiten nebenan ohnehin nicht betroffen. Der Übernachtungsbetrieb läuft von Anfang an ganz normal weiter.vol