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DDR-Nostalgie auf Rädern

Mobilität Sie sind nicht umweltfreundlich, aber das Herz der Fahrer hängt an ihren Zweitaktern. Die meisten Gefährte, die nach Denkendorf tuckerten, waren früher auf den Straßen in der DDR unterwegs. Von Ulrike Rapp-Hirrlinger

Knatternd und qualmend biegen Trabis und Wartburgs in den Parkplatz im Denkendorfer Heerweg ein. Auf dem geschotterten Areal steht bereits eine ganze Reihe historischer Zweitakt-Fahrzeuge - hauptsächlich aus dem Osten, einige wenige Oldtimer sind auch westdeutscher Herkunft. Rund 300 Autos und Zweiräder sowie etwa 490 Besucher werden es am Ende sein. Rund 1800 Kilometer war ein Team mit seinem Lada aus der Ukraine angereist. Eingeladen zum dreitägigen Treffen der Zweitakter hat der Denkendorfer Verein Zweitakterz Süd.

Auch wenn die Autokennzeichen meist auf den süddeutschen Raum verweisen, ist ostdeutscher Zungenschlag allgegenwärtig. So verwundert es nicht, dass viele der Auto-Enthusiasten nostalgische Gefühle oder Kindheitserinnerungen als Beweggrund für ihr Hobby nennen. Auch Thomas Meinicke, zweiter Vorsitzender des Vereins und in Sachsen-Anhalt geboren, erinnert sich noch gern an den Wartburg seiner Eltern. „Der hat meine Jugend geprägt.“ Das Familienfahrzeug sei zwar 1996 verschrottet worden, doch die Liebe zu den Ostfahrzeugen blieb bestehen. „Irgendwann kaufte ich mir selbst einen Wartburg, dann kamen weitere Zweitakter dazu“, erzählt er. Meinicke fasziniert die einfache und robuste „Vorkriegstechnik“. Vieles könne man selbst reparieren. Wenn es dann doch komplizierter wird, springt der Vereinsvorsitzende Klaus Hornung in die Bresche. Er ist gelernter Werkzeugmacher. Alexander Baitz ist mit seinem damastgrünen Trabi „Walter“ - benannt nach dem ehemaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht - aus der Schweiz angereist. Das Fahrzeug Baujahr 1961 verfügt über eine außen über der Windschutzscheibe angebrachte grüne Sonnenblende und Klapp-Seitenfenster. Kugelporsche, Rennpappe, Murmel oder Duroplastbomber habe man dieses Modell genannt, erzählt der frühere Potsdamer.

Thomas Sälzle, im Verein der Schriftführer, hat es vor allem das Design der Ostautos angetan. Der gebürtige Neu-Ulmer ist Auto-Designer. Auch bei ihm begann alles mit einem Wartburg. Heute nennt er fünf Ostfahrzeuge sein eigen. Meistens fahre er allerdings ein Elektroauto. Denn den Umweltschutz habe man durchaus im Blick. Und so nutzen die meisten ihre gepflegten Schmuckstücke nicht im Alltag. „Das ist auch eine Frage der Sicherheit“, sagt Meinicke. Sicherheitsgurte und Kopfstützen sieht man nur selten und die Karosserie ist aus dünnem Blech oder Duroplast, einem Gemisch aus Baumwolle und Kunstharz.

Trabants unterschiedlicher Baujahre dominieren den Platz. Doch auch Marken wie Wartburg, IFA, Skoda, Lada, UAZ, DKW Auto Union sind vertreten. Grau- und Beigetöne sind zu sehen, aber auch Hellblau, Mintgrün, Blassgelb oder Senfgelb. Edel daher kommt eine schwarze russische Limousine der Marke „Wolga“. Auch ein „Krankenfahrzeug“ auf der Basis eines Zweirads ist zu bestaunen und ein ehemaliges Auto der Volkspolizei. Mit ihrer Leistung von 23 bis 50 PS schaffen die meisten der Autos gerade mal 100 Stundenkilometer - „mit Rückenwind“, scherzt ein Teilnehmer. Doch einige historische Campinganhänger - klein, kompakt und vor allem leicht - zeugen davon, dass sie durchaus auch Lasten ziehen können.