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Dem Owener Posaunenchor gelingt der perfekte Spagat

Konzert Die Owener Bläser begeistern ihr Publikum nicht nur mit sakralen Werken, sondern auch mit Popmusik. Von Rainer Kellmayer

Owen. Seit mehr als 100 Jahren musiziert der Posaunenchor im CVJM Owen „Gott zur Ehre - den Menschen zur Freude“. Der christliche Auftrag ist geblieben, verändert hat sich über die Jahre jedoch die Literatur. Dass heute neben sakralen Werken auch die Unterhaltungsmusik Einzug genommen hat, demonstrierte das Owener Ensemble bei einem Bläserkonzert in der vollbesetzten Teckhalle.

Ebenso beeindruckend wie das optische Bild der über 60 Musizierenden waren die imposanten Klänge, die von der Bühne herabschallten. Schon beim eröffnenden „Fantastica“ von Martin Scharnagel spürte man: Hier wird mit Herzblut musiziert. Gewaltige Blechbläserfanfaren standen neben gesanglichen Partien, und die verschiedenen Passagen erstrahlten im Glanz differenziert gesetzter Klangfarben.

Die stilistisch divergierenden Vorträge zwischen Anton Bruckners weich intonierter Motette „Locus iste“ und fetzigen Melodien aus der Filmmusik „The Greatest Showman“ verrieten eine sorgfältige Vorbereitung durch den Chorleiter Rainer Däschler: Dynamisch wurde differenziert gestaffelt, das Zusammenspiel war gut austariert, und auch in puncto Intonation blieben kaum Wünsche offen.

Dass - trotz der unterhaltenden Note des Programms - die sakrale Musik im Fokus des Posaunenchors steht, wurde deutlich, als Tobias Götz in einem geistlichen Impuls die Textinhalte von drei als „Praise Medley“ zusammengefassten Lobpreisliedern in einen theologischen Kontext stellte. Und auch die vom Publikum mitgesungenen Lieder „Wunderbarer König“ und „Möge die Straße“ unterstrichen den christlichen Auftrag des Posaunenchors.

Besondere Akzente setzte der junge Trompeter Marvin Essig. Er zeichnete sich in der Solopartie von „Under the Boardwalk“ nicht nur durch weiche Flügelhornklänge aus - der begabte Musiker stellte sich auch als veritabler Komponist vor. Nachdem er sein Opus „Fanfarenruf“ dirigiert hatte, dankten ihm die Zuhörenden mit langanhaltendem Applaus.

Kaum hatte der Moderator Friedemann Graf die Musik zur Fantasy-Serie „Game of Thrones“ angekündigt, gab es eine Panne: Sein Mikrofon streikte. Sogleich war eine zünftig gekleidete Handwerkerschar zur Stelle, doch deren Reparaturversuche mittels Meterstab, Wasserwaage und Vorschlaghammer scheiterten. Was hingegen bestens funktionierte, war ihre Percussion-Show, die zeigte, dass man aus einigen Werkzeugkästen treffliche rhythmische Muster zaubern kann. Das Publikum war begeistert und sparte nicht mit Beifall.

Pep mit Luis Fonsi-Song

Dem Popsong „Échame la culpa“ des puerto-ricanischen Sängers Luis Fonsi gab die Rhythmusgruppe des Posaunenchors den nötigen Pep, und beim Lied „Frieden finden“ von Hans-Joachim Eißler entpuppten sich die Bläserinnen und Bläser als stimmgewaltiger Chor.

Mühelos schafften die Akteure den Spagat zwischen musikalischem Anspruch und unterhaltender Leichtigkeit. Als im Finale die urigen Seemannslieder der norddeutschen Band Santiano verklungen waren, gab es viel Beifall und eine Zugabe. Der Posaunenchor Owen verabschiedete sein Publikum mit dem wunderbaren Brahms-Lied „Guten Abend, gut‘ Nacht“.