Kirchheim
Der Abi-Start wird zum Stresstest

Bildung An Kirchheims Schulen konnten freiwillig Getestete erst mit einem „negativ“ loslegen, wer einen Test ablehnte, brauchte eigene Räume. Pflicht herrschte dagegen beim Maskentragen. Von Thomas Zapp

Die Nervosität war für Kirchheimer Schülerinnen und Schüler beim Start in die Abiturphase dieses Mal besonders groß. „Das war ziemlich ungewohnt“, sagt Jakob Kiedaisch, einer von 51 Schülerinnen und Schülern, die am Schlossgymnasium ges­tern die schriftliche Abiturprüfung im Fach Deutsch abgelegt haben. Die Prüfung vor der Prüfung hatte für ihn und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus einem Covid-Antigen-Test bestanden. Mit einem „Positiv“-Ergebnis wäre der Prüfungstag für ihn beendet gewesen. Das Risiko war den meisten bewusst. „Das ist o. k., bei uns waren alle negativ und danach war es normal“, sagt Luisa Dannhauer, ebenfalls Abiturientin am Schlossgymnasium.

Die Landesverordnung für die Schulen, vor der Abi-Prüfung einen „Vor-Ort-Test“ anbieten zu müssen, kam erst in der vorigen Woche. Das brachte auch den Schulleitern enormen Stress. „Die konkrete Anweisung kam am Dienstag, wir haben dann eine Erklärung aufgesetzt, welche die Schüler bis Freitag ausfüllen mussten“, erzählt Hans-Ulrich Lay, stellvertretender Schulleiter am Schlossgymnasium. Dabei betont er, dass die Schule nur ein „Test-Angebot“ macht, verpflichten darf sie ihre Schülerinnen und Schüler nicht. Diese können einen anderen Test vorlegen, ein Attest über eine überstandene Corona-Erkrankung oder das Testen grundsätzlich ablehnen. „Von 112 Abiturienten haben sich nur 14 dagegen entschieden“, sagt Lay und lobt damit ausdrücklich seine Schülerschaft: „Sie übernehmen Verantwortung.“ Allerdings mussten die Nicht-Getes­teten separiert werden, was einen großen logistischen Aufwand bedeutete.

Am Ludwig-Uhland-Gymnasium wird das Testen einen Tag vor der Prüfung angeboten, um den Stress herauszunehmen. Von den insgesamt 124 Abiturienten haben hier 80 einen Vor-Ort-Test abgelehnt. Im LUG wird auf zwei Etagen separiert, nach Getesteten und Nicht-Getesteten, somit wird es keine Platzprobleme geben.

Es war nicht die einzige Besonderheit dieses Abi-Starts. So gab es auch die Möglichkeit einer „Maskenpause“, denn der Mundschutz war während der Prüfung Pflicht. „Im vergangenen Jahr hatten wir nur das Abstandsgebot“, erklärt Georg Braun, Schulleiter am Ludwig-Uhland-Gymnasium. Dafür wurde die Prüfungszeit um 30 Minuten verlängert, was wiederum mehr Zeit mit Maske bedeutete. „Die haben richtig etwas leisten müssen“, sagt der LUG-Leiter anerkennend und meint damit das gesamte „Stress-Paket“.

Der Neuerungen war es damit aber nicht genug: Das Fach Deutsch ist in diesem Jahr nicht mehr obligatorisch für alle Abiturienten, sondern ein Wahlfach. Angesichts der besonderen Umstände durften die Fachlehrer der Schulen zu jedem Themenbereich aus zwei Vorschlägen einen auswählen.

Die Schülerinnen und Schüler nahmen die zusätzliche Hürde in diesem Jahr aber sportlich und zeigten Verständnis. „Das war alles machbar. Vor allem sollte man kein Risiko eingehen und man trägt ja auch eine Verantwortung für die Gemeinschaft“, sagt Lillian Morgenstern vom Schlossgymnasium. Die „Reifeprüfung“ bekommt in diesem Jahr eine neue Bedeutung.