Kirchheim

Der Marktplatz wird „beschattet“

Pflanzaktion Die vier Kastanien, die seit Februar 2017 endgültig verschwunden sind, werden in einem halben Jahr durch zwei Silber-Linden ersetzt. Das soll den Marktplatz attraktiver machen. Von Andreas Volz

Das Podest bleibt: Die Westseite des Kirchheimer Marktplatzes soll bereits im Herbst durch zwei Silber-Linden bereichert werden,
Das Podest bleibt: Die Westseite des Kirchheimer Marktplatzes soll bereits im Herbst durch zwei Silber-Linden bereichert werden, die ab Sommer 2019 für Schatten sorgen.Foto: Carsten Riedl

Agoraphobie ist die Angst vor großen, weiten Plätzen. Der Kirchheimer Marktplatz muss nicht gleich bei jedem Innenstadtbesucher eine solche Angststörung auslösen. Aber Tatsache ist, dass er - von den drei Marktvormittagen abgesehen - überwiegend brach liegt.

Seit über einem Jahr fehlen die Bäume auf dem Platz. Lediglich um den Marktbrunnen herum sind vier kleinere Bäume gruppiert. Auf der anderen Seite dagegen gibt es zwei große Podeste, die auch gerne zum Sitzen genutzt werden. Aber im Sommer kann dort selbst das untätige Sitzen zur schweißtreibenden Angelegenheit ausarten. Neben diesen beiden Podesten möchte die Stadtverwaltung deshalb neue Bäume pflanzen. Die gegenüberliegende Seite der neuen Bäume soll jeweils durch eine Hockbank im Stil der Podeste flankiert werden.

Über die Gründe der Baumlosigkeit klärte Grünflächenamtsleiter Christoph Kerner den Ausschuss für Technik und Umwelt auf: „2015 mussten wir die erste von vier Kastanien wegen eines Kronenbruchs fällen.“ Krankheitsbedingt folgten im Februar 2017 die drei restlichen Kastanien. Alle vier Bäume waren im Herbst 1986 gepflanzt worden - „nach dem damaligen Stand der Technik“.

Das Problem: Der Betonring um die Wurzeln wirkte eher wie ein Blumentopf. Die Kastanien konnten sich also im Erdreich nicht richtig entwickeln. Außerdem staute sich permanent das Wasser, sodass die Wurzeln ständig durchnässt waren. Oft genug handelte es sich dabei nicht nur um Regen-, sondern um Salz- und Schmutzwasser.

Außerdem reiche der Standort für vier Bäume nicht aus. Sie würden sich in ihrer vitalen Entwicklung gegenseitig beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollen jetzt nur noch zwei neue Bäume gepflanzt werden. Christoph Kerner schlägt Silber-Linden vor. „Bei Linden gibt es oft ein Problem mit Honigtau. Das ist zwar auch bei der Silber-Linde nicht auszuschließen. Aber die Unterseite ihrer Blätter sind filzig, und das mögen die Läuse, die den Honigtau absondern, nicht so sehr.“ Gepflanzt werden sollen die Bäume im Herbst. Die Gesamtkosten dafür sind mit knapp 60 000 Euro veranschlagt - einschließlich der notwendigen Umbauten auf und unter dem Marktplatz.

Der Ausschuss war sich alles andere als einig. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Thilo Rose forderte ein Gesamtkonzept für die Umgestaltung des Platzes, bevor mit neuen Bäumen Tatsachen für eine Teillösung geschaffen werden. Peter Bodo Schöllkopf (SPD) erschien der Aufwand für zwei Bäume als zu groß. Außerdem scheint er definitiv nicht an Agoraphobie zu leiden, denn er stellte fest: „Auch ein völlig freier Platz hat seinen Reiz.“

Ganz anders sieht das die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Bur am Orde-Käß: „Der Marktplatz ist eine tote Asphaltfläche. Es fehlen die Bäume, und es fehlt der Schatten.“ Außerdem werde sich baulich so schnell nichts ändern: „Mit den neuen Bäumen kann das die nächsten 20 bis 30 Jahre so bleiben.“ Hans-Peter Birkenmaier (Freie Wähler) hofft auf die Belebung des Marktplatzes, zu der außer dem neuen Waldhorn mit Außenbewirtung auch die Silber-Linden beitragen: „Das sollte uns diese 60 000 Euro wert sein.“

Christoph Kerner erklärte, dass das gewünschte Gesamtkonzept keinesfalls unter den beiden Silber-Linden zu leiden hätte: „Zur Aufgabenstellung eines Wettbewerbs gehört es, die Bestandsbäume zu integrieren.“

Weil der Gemeinderat die große Umgestaltung des Marktplatzes aus finanziellen Gründen ohnehin weit zurückgestuft hat, lehnte der Ausschuss Thilo Roses Antrag ab, wenn auch ziemlich knapp: mit sieben zu zehn Stimmen. Folglich gibt es im Herbst zwei neue Bäume. Aber zwischen diesen Bäumen und dem Marktbrunnen ändert sich so schnell nichts.