Kirchheim

Der Sinkflug bei Graupner geht weiter

Traditionsfirma Das Kirchheimer Modellbauunternehmen Graupner stellt Insolvenzantrag. Die südkoreanische Muttergesellschaft vollzieht die Restrukturierung und verlagert die Produktion zurück in die Zentrale. Von Iris Häfner

Der Standort Kirchheim hat für die Firma Graupner ausgedient.  Foto: Jean-Luc Jacques
Der Standort Kirchheim hat für die Firma Graupner ausgedient. Foto: Jean-Luc Jacques

Keine guten Nachrichten kurz vor der Adventszeit erreichten die knapp 45  Mitarbeiter der Graupner/SJ GmbH in Kirchheim. Die Firma hat einen Antrag auf Einleitung des Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt. Der Grund: Die südkoreanische Muttergesellschaft der Firma stellt den Geschäftsbetrieb in Kirchheim ein. Das teilt die Graupner/SJ GmbH mit. Geschäftsführer Hannes Runknagel teilt außerdem mit: „Das heißt, wir sind nicht insolvent. Rechnungen, Löhne und Gehälter wurden und werden bezahlt. Allerdings ist es absehbar aufgrund der Entscheidungen unserer Gesellschafter, dass sich dies in Zukunft ändern könnte, also absehbar eine drohende Zahlungsunfähigkeit eintreten kann.“

Geschlossen wird auch der Fertigungsbetrieb der Graupner-Produkte in China. Das Unternehmen begründet den Schritt unter anderem mit einer extrem angespannten Marktsituation sowie der Insolvenz vieler Kunden. Steigende Löhne, Steuern und Kosten einer Fertigung in China sowie Nachahmerprodukte und Direktimporte erschwerten zudem die Situation. Weitergeführt werden sollen in der Zentrale in Seoul Ladetechnik, Servos und weitere RC-Elektronik. Im Rahmen der Verlagerung und Neuausrichtung werde es neue Vertriebswege geben, sodass Graupner in Kirchheim nicht mehr Teil der Vertriebskette ist. Der Geschäftsbetrieb sei mit seiner Lagerkapazität, dem Personal und der Kostenstruktur nicht mehr wettbewerbsfähig. Ohne die Lieferung von Waren und Unterstützung habe Graupner in Kirchheim keine Zukunft.

Viele Modellbauer in der Region macht die Nachricht betroffen. Sie finden es bedauerlich, dass nun das Ende der Traditionsfirma wohl endgültig eingeläutet ist. „Es fehlt halt auch der Modellbau-Nachwuchs, das spielt alles wohl mit hinein“, vermutet der Inhaber der Firma Weixler Schreibwaren, Modellbau in Kirchheim. Auch für diese Branche gelte: Es ist nicht mehr so wie früher. „Heute streicheln die jungen Leute lieber ihre Handys, anstatt was händisch zu machen. Das Interesse ist stark zurückgegangen“, ist von der Firma Weixler zu hören. Das würde jedoch auch für die ganze Hobby-Branche zutreffen. „Der Modellbau schwächelt seit etwa acht Jahren.“

Wie es konkret in nächster Zukunft weitergeht, ist noch nicht klar. Die Mitarbeiter wissen bislang nichts, ein Insolvenzverwalter ist noch nicht in der Firma aufgetreten.