Kirchheim

Der Wald sitzt auf dem Trockenen - vor allem Fichten leiden

Forstbericht Kirchheim erwartet für 2021 ein Defizit. Gründe sind sinkende Holzpreise und hohe Verwaltungskosten.

Symbolbild

Kirchheim. Nicht jeder teilt die Träume des Revierförsters: „Zwei oder drei verregnete Sommer, das könnten wir gut vertragen - solange es nicht gleich Starkregen ist“, sagte Benjamin Fischer im Kirchheimer Ausschuss für Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt, als er den Betriebsplan für den Stadtwald im Jahr 2021 vorstellte.

Zuvor hatte bereits der stellvertretende Forstamtsleiter Johannes Fischbach-Einhoff über die Folgen der vergangenen trockenen Sommer berichtet: „Das Waldbrandrisiko spielt für uns in Baden-Würt­temberg noch keine so große Rolle. Aber der Trockenstress für die Bäume ist ein Problem.“ Die zwei wichtigsten Baumarten im Kirchheimer Stadtwald - Buche und Fichte - bringen es gemeinsam auf 42 Prozent. Das wird sich aber in absehbarer Zeit ändern, denn die Fichte leidet als Flachwurzler besonders unter der Trockenheit. Außerdem wird sie häufiger vom Borkenkäfer angegriffen, wenn der Regen ausbleibt. Die befallenen Fichten müssen schnellstmöglich entfernt werden: „Wenn man da nur einen Baum vergisst, können innerhalb eines Jahres weitere 400 Bäume betroffen sein.“

Die Buche dagegen komme mit der Trockenheit besser zurecht, sagt der stellvertretende Forstamtsleiter: „Allerdings sterben in Kirchheim immer wieder einzelne ältere Buchen ab, wenn der Saftstrom durch die Trockenheit abreißt.“ Eine indirekte Auswirkung der Trockenheit auf die Waldbewirtschaftung sei der hohe Anfall von Schadholz - unabhängig von der Sorte: „Der Holzmarkt ist deswegen nahezu komplett zusammengebrochen. Das ist mit ein Grund für bescheidenere Betriebsergebnisse.“

Auch Kirchheim wird sich an einen Abmangel gewöhnen müssen. 2021 soll er sich auf 24 000 Euro belaufen, obwohl der Holzerlös ein Plus von rund 100 000 Euro einbringen soll. „Der Abmangel ist teils dem Holzmarkt geschuldet“, teilte Revierförster Fischer mit. Ein dicker Brocken bei den Ausgaben falle nach der Reform aber auch für die Verwaltungskosten an: „Das war vorher nur die Hälfte, wenn überhaupt.“

Im laufenden Jahr hat das Sturmtief „Sabine“ im Februar an nur zwei Tagen für 1 000 Festmeter Fichtenholz gesorgt, die so nicht geplant waren: „Mit vereinten Kräften konnten wir das relativ schnell aus dem Wald schaffen und sogar einigermaßen gut verkaufen, weil der Fichtenpreis noch etwas höher war.“ Die Brachflächen, die der Sturm zurückgelassen hat, seien nun mit hohem finanziellem Aufwand wieder aufzuforsten. Was die Trockenheit betrifft, stellt Benjamin Fischer auch positive Entwicklungen fest: „Bäume, die immer schon kämpfen mussten, scheinen damit besser zurechtzukommen.“

Als Baumart nicht mehr zu retten ist die Esche: „Sie wird nicht komplett aussterben, aber sie wird keine wirtschaftliche Bedeutung mehr haben“, konstatierte Johannes Fischbach-Einhoff. Bedauerlich sei das, weil die Esche eigentlich mit dem Klimawandel gut zurechtkommen könnte. Die Fichte, die ebenfalls weniger gute Chancen hat, könne als Nadelholz immerhin durch die Douglasie ersetzt werden. Andreas Volz