Kirchheim

Die Brücke bringt kein Licht ins Dunkel

Zebrastreifen Die Kirchheimer Schöllkopfstraße soll jetzt östlich der Steingaubrücke einen Fußgängerüberweg erhalten. Die Verkehrskommission empfiehlt die Neuregelung aus Sicherheitsgründen. Von Andreas Volz

Das Queren der Schöllkopfstraße auf Höhe der Steingaubrücke soll durch einen Zebrastreifen sicherer werden. Foto: Carsten Riedl
Das Queren der Schöllkopfstraße auf Höhe der Steingaubrücke soll durch einen Zebrastreifen sicherer werden. Foto: Carsten Riedl

Zurück auf Los - das war der Arbeitsauftrag, den der Kirchheimer Technik- und Umweltausschuss noch vor der Pause der Stadtverwaltung mitgegeben hatte, als es um einen Fußgängerüberweg an der Steingaubrücke gegangen war. Der Vorschlag im Sommer hatte vorgesehen, östlich der Brücke einen Zebrastreifen anzulegen, in Richtung Auferstehungskirche.

Der Ausschuss hatte das als wenig praktikabel abgelehnt - weil die meisten Fußgänger auf dem Weg vom und zum Bahnhof direkt unter der Brücke die Schöllkopfstraße überqueren. Der Auftrag zum Umplanen ging mit der Empfehlung einher, die Lichtverhältnisse zu überprüfen, um den offiziellen Weg an den tatsächlich genutzten anpassen zu können.

Mit der Begründung, dass das Licht unter der Brücke nicht ausreicht, um als Fußgänger von den Autofahrern wahrgenommen zu werden, war diese Variante damals offiziell nicht weiterverfolgt worden. Daran hat sich auch nichts geändert, als die neue Planung dem jetzigen Ausschuss für Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt vorgelegt wurde. Bianka Wötzel, Leiterin des Sachgebiets Tiefbau, teilte mit: „Verschiedene Messungen haben ergeben, dass sich das Sonnenlicht nicht durch künstliche Beleuchtung übertrumpfen lässt.“

Die Ideallösung aus Sicht der Fußgänger ist damit wohl endgültig vom Tisch. Dafür aber hat die Stadtverwaltung eine andere Variante präsentiert, die der Ausschuss schließlich akzeptieren konnte: Der Zebrastreifen wird einfach nach Osten verschoben - weg von der BKK, hin zur AOK.

Weil der Überweg im Osten gleich weit weg ist von der Brücke, als er es nach dem alten Vorschlag im Westen gewesen, sind die Lichtverhältnisse unter der Steingaubrücke kein Problem. Und östlich der Brücke passt sich die Wegeführung besser an den „natürlichen“ Weg an. Es ist also davon auszugehen, dass die Fußgänger den neuen Zebrastreifen an der neuen Stelle annehmen werden.

Prompt gab es aber das umgekehrte Problem: Wenn erst einmal das Güterbahnhofsgelände überbaut und bewohnt ist, wo gehen dann die künftigen Anwohner über die Schöllkopfstraße? Wer von dort in Richtung Innenstadt möchte, dürfte mutmaßlich genau diesen östlichen Zebrastreifen benutzen, weil die Neubebauung ohnehin stärker in Richtung Gleise als in Richtung Schöllkopfstraße ausgerichtet ist, hieß es. Nächstes Problem: Braucht es dort überhaupt einen Zebrastreifen? Bisher funktioniert es doch auch ohne! Hier folgte die Mehrheit des Gremiums dem Hinweis von Bürgermeister Günter Riemer auf die Verkehrskommission: „Nach den Zählungen, die wir an dieser Stelle hatten, brauchen wir auf jeden Fall einen sicheren Überweg für Fußgänger.“

Gesamtkosten von 186 000 Euro

Der soll nun auch tatsächlich gebaut werden, und zwar zusammen mit dem Gehweg nördlich und östlich des Geländes der BKK Scheufelen. Die Kosten für die gesamten Bauarbeiten belaufen sich auf 186 000 Euro.

Immer noch unklar ist indessen, wie sich unterschiedliche Interessen unter einen Hut bringen lassen: die Interessen von Seh- und von Gehbehinderten. Vorgesehen sind die üblichen Aufrauhungen an der Stelle, an der der Gehweg endet und die Straße beginnt. Dadurch können Blinde mit dem Stock ertasten, wo es für sie gefährlich wird. Wer dagegen mit dem Rollator unterwegs ist, empfindet diese Stellen nicht als Hilfe, sondern als Stolperfallen. Günter Riemer sprach von „Dauerdiskussionen mit Behindertenverbänden“. Die Stadt werde sich aber bemühen, eine Lösung zu finden, die für beide Seiten praktikabel ist.

Was Günter Riemer dagegen klarstellen konnte, war die Frage, warum es unter der Steingaubrücke Fahrradabstellplätze gibt: „Das war eine gesetzliche Auflage, die die BKK Scheufelen für ihren Neubau erfüllen musste.“ Fahrradplätze müssen demnach in ähnlicher Form nachgewiesen werden wie Parkplätze für Autos. Aus eigener Anschauung fügte der Baubürgermeister aber hinzu: „Das ist sicherlich nicht gut gelungen an dieser Stelle - was sich vor allem daran zeigt, dass niemand dort sein Fahrrad abstellt.“ Die Steingaubrücke sorgt also auch weiterhin für Diskussionen, selbst wenn der Überweg jetzt auf Gegenliebe stößt.