Kirchheim

Die Brückensanierung geht immer mehr ins Geld

Kostenexplosion Aus ursprünglich 250 000 Euro werden bei Bauarbeiten in der Kirchheimer Bohnau 430 000 Euro.

Symbolbild

Kirchheim. Wer kennt sie nicht, die Kostenexplosion? So sehr man aus Erfahrung damit rechnen müsste, so ärgerlich ist es jedesmal, wenn eine Nachforderung ins Haus flattert. Noch ärgerlicher ist es, wenn nach dem ersten Nachschlag irgendwann noch ein zweiter kommt. Verständlich also, dass der Ausschuss für Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt (IWU) des Kirchheimer Gemeinderats nur zähneknirschend zur Kenntnis nehmen wollte, wie sich die Kos­ten bei einer Brückensanierung in der Bohnau entwickeln.

War ursprünglich von rund 250 000 Euro die Rede gewesen, folgten inzwischen zwei saftige Erhöhungen - erst um 80 000 Euro, jetzt um weitere 100 000 Euro. Die Gesamtkosten liegen nun also bei 430 000 Euro, die Steigerung ist durchaus beachtlich: 72 Prozent.

Die Gründe lieferte Bianka Wötzel, die Leiterin des Sachgebiets Tiefbau: „Bei der Betonsanierung war von außen nicht zu erkennen, wie groß der tatsächliche Aufwand sein wird.“ Erst im Lauf der Sanierungsarbeiten habe sich herausgestellt, dass die Schäden erheblicher waren als anfangs gedacht. Zunächst einmal war die Brücke zu vermessen und betontechnologisch zu untersuchen, weil die Konstruktionspläne fehlten. Später zeigte sich, dass die Stabilität der Brücke nur durch erheblich größeren Aufwand bei der Sanierung zu gewährleisten war.

Aufgeben statt sanieren?

Die Brücke, die neben den stillgelegten Bahngleisen über den Gießnaubach führt - von der Ecke Hermann-Löns-Weg / Gießnauweg in Richtung Öschweg -, ist aber nicht nur eine wichtige Verbindung für Fußgänger und Radfahrer. In das Bauwerk integriert sind zudem zwei wichtige Leitungsrohre. Auch deswegen kann die Stadt diese Brücke nicht einfach aufgeben.

Letzteres ist für manche Brücke und für manche Wegeverbindung die Alternative zur Instandhaltung, wie Bürgermeister Günter Riemer im Ausschuss erläuterte: „Nicht alles muss erneuert werden - vor allem, wenn es gar nicht so intensiv genutzt wird, wie es einmal gedacht war.“ Als Beispiel dafür nannte er den Gehweg an der Auffahrtsstraße vom Schlossgymnasium zum Schafhof: Da genüge über kurz oder lang der breite Geh- und Radweg auf der rechten Straßenseite. Der Gehweg auf der anderen Seite werde eines Tages also eher aufgegeben als saniert.

Zurück zur Brücke in der Bohnau: Die Ratsmitglieder wollten wissen, ob vielleicht noch mit einem dritten Nachschlag zu rechnen sei und wie sich solche Kos- tensteigerungen in Zukunft vermeiden lassen. Nach Einschätzung von Bianka Wötzel dürfte es bei den 430 000 Euro bleiben: „Es fehlt nur noch das Geländer. Deswegen haben wir jetzt noch keine Schluss­abrechnung vorliegen.“

Für die Zukunft gebe es vor allem die Möglichkeit, das Ingenieurbüro zu wechseln, sagte Bürgermeister Riemer. Die Gesamtkos­ten wären dadurch zwar nicht unbedingt geringer geworden. Aber vielleicht hätte man schon früher darüber Bescheid gewusst: „Wir haben dem Büro jetzt einen sehr deutlichen Brief geschrieben, mit der Bitte um sorgfältigere Planung.“ Andreas Volz