Kirchheim

Die Kameradschaft ist nicht zu toppen

Ehrenamtspreis Aus einer Clique ist ein fester Bestandteil der Freiwilligen Feuerwehr Dettingen geworden. In jungen Jahren übernehmen die fünf wichtige Aufgaben und stellen ihre Freizeit hintenan. Von Iris Häfner

Lukas Bader, Michael Leins, Andreas Kast und Jonas Holder sind bei der Freiwilligen Feuerwehr Dettingen aktiv. Foto: Carsten Rie
Lukas Bader, Michael Leins, Andreas Kast und Jonas Holder sind bei der Freiwilligen Feuerwehr Dettingen aktiv. Foto: Carsten Riedl

Sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft, ein eingespieltes Team: Jonas Holder, Lukas Bader, Andreas Kast, Michael Leins und Nico Ratschinski. Alle fünf sind schon als Jugendliche bei der Freiwilligen Feuerwehr Dettingen aktiv, mittlerweile Mitglieder im Feuerwehrausschuss und haben allesamt dort zusätzliche Funktionen inne. „Das sind unsere Topleute und Vorbilder für die Feuerwehr. Sie übernehmen Verantwortung im Ehrenamt“, lobt Kommandant Jürgen Holder seine Nachwuchsgarde. Jonas Holder ist Schriftführer, Michael Leins Wirtschaftsführer, Nico Ratschinski und Lukas Bader sind als Ausbilder tätig und Andreas Kast ist Gerätewart.

Einer der fünf Freunde fehlt: Nico Ratschinski weilt in Frankreich im Urlaub. Die vier anderen sind zum außerplanmäßigen Dienst am Magazin erschienen und hören ausnahmsweise auf ein fremdes Kommando. Ohne Murren führen sie diszipliniert und ein wenig erstaunt die Anweisungen des Fotografen aus. Erstaunt sind sie auch darüber, dass sie für den Ehrenamtspreis vorgeschlagen wurden, dazu noch von Bürgermeister Rainer Haußmann. „Das ist doch alles selbstverständlich“, sagen sie unisono über ihre verantwortungsvolle Freizeitaktivität.

Bei der kann der eine oder andere schon mal an seine Grenzen kommen - und die werden von den Kameraden ausnahmslos respektiert. Wer‘s sich zutraut, springt dann für den anderen ein. Was sich in Dettingen niemand vorstellen konnte, weil solche Dinge allenfalls in Großstädten passieren, ist nun auch im Dorf Realität geworden: Eine Frau lag sechs Wochen lang tot in ihrer Wohnung. Lukas Bader gehörte zu denen, die sich freiwillig für diesen Einsatz meldeten. Bislang ist das die Ausnahme. Immer wieder muss die Feuerwehr als Türöffner ran. „Der Rettungsdienst kommt nicht rein, wir machen dann auf. Dann stellt man fest: Der Bewohner hat das Hörgerät nicht eingeschaltet und einfach die Klingel nicht gehört“, sagt Lukas Bader.

„Die Kameradschaft ist die Nummer eins“, sagt einer der vier Jungs auf die Frage, was die Motivation für diese anspruchsvolle und zeitraubende Tätigkeit ist und schaut in die Runde. Er erntet zustimmendes Kopfnicken, alle sind sich einig, viele Worte sind nicht nötig. „Man kann sich aufeinander verlassen wenn‘s hart auf hart kommt“, sagt Michael Leins. Der Karrierebeginn: Einer in der Clique ist der Jugendfeuerwehr beigetreten, die anderen zogen nach - und sind dabei geblieben weil es ihnen gefallen hat. „In der dritten Klasse wollte doch jeder Feuerwehrmann werden“, meint Jonas Holder. Allen gemeinsam: Der Vater, der Opa oder ein Onkel war oder ist aktives Feuerwehrmitglied.

Manche Monatsübung bleibt im Langzeitgedächtnis haften. Etwa die bei der Firma Motoren Diez, wo die Atemschutzträger Verletzte suchen mussten. Plötzlich kam der Alarm für einen richtigen Einsatz, ein Strommast mitten im Flecken hat gebrannt. Das hieß: schnell raus aus dem Gebäude, die Flaschen gewechselt und das Fahrzeug gerichtet. „Das war ein prägnanter Einsatz, denn es war meine eigene Straße“, erinnert sich Andreas Kast.

Die große Sonnwendfeier ist das Ding von Wirtschaftsführer Michael Leins. „Er ist Festwart und Eventmanager und sorgt dafür, dass Geld in die Kasse reinkommt“, beschreibt der Kommandant diese Funktion. Bei dem Fest sind alle gefordert. Mit der Alters- und Jugendabteilung hat die Dettinger Wehr 92 Mitglieder, die aktive Einsatzabteilung zählt 56 Köpfe.

Etwa 40 Einsätze pro Jahr muss die Wehr in Dettingen stemmen. „Mehr möchte ich nicht“, sagt der Kommandant. Meist sind es Fehlalarme in Firmen, doch das heißt für alle, die im Ort wohnen und arbeiten: alles liegen und fallen lassen, weg von der Familie, weg vom Arbeitsplatz - wobei es in Dettingen keine Probleme mit den Arbeitgebern gibt, wenn der Mitarbeiter plötzlich fluchtartig die Werkbank oder das Büro verlässt. Ärgerlich ist mancher Fehlalarm, der auf menschlicher Einfältigkeit beruht. Etwa, als zu nächtlicher Stunde ein Arbeiter in einem Wohnheim auf die Idee kam, unliebsame Mücken mit einem Insektenspray anstatt mit einem „Muggabatscher“ zu vernichten und damit die Brandmeldeanlage aktivierte.

Die vier jungen Männer ziehen trotz mancher Widrigkeiten eindeutig eine positive Bilanz: „Es ist ein gutes Gefühl, helfen zu können - und das auf dem Haben-Konto verbuchen zu können“, sagen sie.