Kirchheim

Die Netze suchen Ehrenamtliche

Soziales Das betreute Wohnen zu Hause hat sich etabliert. Bei der Schulung der „Kümmerer“ arbeiten die Vereine in Kirchheim, Weilheim und Lenningen nun noch enger zusammen als bisher. Von Anke Kirsammer

Kaffeenachmittage in der Oberlenninger Seniorenwohnanlage gehören zu den gemeinsamen Angeboten von „Unser Netz“. Daran nehmen Eh
Kaffeenachmittage in der Oberlenninger Seniorenwohnanlage gehören zu den gemeinsamen Angeboten von „Unser Netz“. Daran nehmen Ehrenamtliche und Menschen, die das betreute Wohnen zu Hause nutzen, teil. Foto: Jean-Luc Jacques

Das betreute Wohnen zu Hause ist aus Kirchheim Weilheim, Lenningen und Owen nicht mehr wegzudenken. Je nach Lust und Laune oder je nachdem, wo der Schuh drückt, gehen die Ehrenamtlichen mit den Hilfebedürftigen einkaufen, machen Spaziergänge oder Brettspiele mit ihnen oder legen auch mal Rechnungen ab. Was in jedem Fall dazugehört: Sie nehmen sich Zeit für ein Gespräch. „Dass jemand da ist, der ein offenes Ohr hat, steht immer im Vordergrund“, sagt Rosemarie Bühler, Leiterin der Koordinationsstelle im Sozialen Netz Raum Weilheim. Obwohl der Verein derzeit auf gut 40 ehrenamtlich Engagierte zählen kann, fehlen genauso wie beim Kirchheimer „buefet“ und bei „Unser Netz“ in Lenningen und Owen sogenannte Kümmerer, die bereit sind, älteren Menschen regelmäßig unter die Arme zu greifen. Dabei ist die Sensibilität der Hauptamtlichen gefragt und zu erkennen, wer als Tandem zusammenpasst. Der zeitliche Aufwand der Ehrenamtlichen ist ganz unterschiedlich: Das reicht vom Fahrdienst einmal im Monat bis zu mehreren Besuchen bei verschiedenen Menschen pro Woche.

Die ehrenamtlich Engagierten werden für ihre Einsätze gut gerüstet. Schon bisher gab es jeweils vor Ort Schulungen. Jetzt stellen sich die Vereine thematisch breiter auf, und der zeitliche Umfang ist gewachsen. Um Grundkenntnisse zu erlangen, absolvieren die ehrenamtlich Engagierten 30 Stunden. „Dabei arbeiten wir noch enger zusammen“, sagt Gabriele Riecker, Leiterin der Geschäftsstelle des Vereins „Unser Netz“. Möglich ist nun, sich unter dem Dach von einem der drei Vereine schulen zu lassen. „Damit kann jeder jederzeit mit einem Grundkurs beginnen“, erklärt Rosemarie Bühler. Möchte beispielsweise jemand aus Lenningen einen dementen Menschen betreuen, und in Weilheim gibt es zu dem Thema zeitnah ein Seminar, dann bietet es sich an, dazu in die Limburgstadt zu fahren. Zudem laden die drei Netze hochkarätige Referenten wie Ärzte oder Professoren gemeinsam ein. Kenntnisse bekommen die Teilnehmer über medizinische Themen wie Erste Hilfe, Diabetes, Parkinson oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie lernen aber auch, wie sie Besuche gestalten und sich abgrenzen können. Denn auch das ist gemäß der Erfahrung der Fachkräfte wichtig, um nicht völlig vereinnahmt zu werden. „Was die Ehrenamtlichen lernen, tut ihnen oft auch fürs eigene Leben gut“, so Gabriele Riecker. Nach wie vor wird viel Wert auf gemeinsame Unternehmungen innerhalb des jeweiligen Netzes gelegt. Dazu gehören Ausflüge und Treffen, und auch die Nachschulungen, die jährlich zehn Stunden betragen, organisieren die Vereine weiterhin selbst für die Ehrenamtlichen, die unter ihrem Dach aktiv sind.

„Das betreute Wohnen zu Hause zeichnet sich dadurch aus, dass langjährige Beziehungen gepflegt werden“, sagt die Geschäftsführerin von „buefet“, Monique Kranz-Janssen. So bekommen die beiden Frauen, die in Kirchheim seit 2006 betreut werden, nach wie vor von derselben Ehrenamtlichen Besuch. Es brauche Leute, die sich den Menschen, um die sich kümmern, verbunden fühlen. Dazu gehört, zu erkennen, wenn jemand im Haushalt Hilfe benötigt oder einen ambulanten Pflegedienst braucht. Wissen sie selbst nicht weiter, können sich die Ehrenamtlichen jederzeit an die Fachkraft wenden. Einen Menschen zu akzeptieren wie er ist und wie er lebt, gehört ebenfalls dazu. Offenheit ist deshalb eine Grundvoraussetzung, um in die Betreuung eines Menschen einzusteigen.

Wer sich ehrenamtlich einbringen möchte, kann sich in Kirchheim unter der Nummer 0 70 21/ 50 23 34 an Monique Kranz-Janssen von „buefet“ wenden. Die Ansprechpartnerin in Weilheim ist Rosemarie Bühler. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 0 70 23/7 43 30 77. Interessenten aus Lenningen und Owen können unter der Telefonnummer 0 70 26/37 01 98 Kontakt mit Gabriele Riecker aufnehmen.