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Die „tolle Orgel“ ist auf CD zu hören

Musik Im Lockdown hatten vier Organisten der Dettinger St. Georgskirche die Idee, die Königin der Instrumente auf besondere Weise erklingen zu lassen. Die Freude über die „neu-gebrauchte“ Orgel ist groß. Von Iris Häfner

Die vier Organisten Tobias Trostel, Daniel Trostel, Manfred Häfele und Reinhold Sander (von links)Foto: Marin Braun
Die vier Organisten Tobias Trostel, Daniel Trostel, Manfred Häfele und Reinhold Sander (von links)Foto: Marin Braun

Wer an den Himmel, das Gute und die Zukunft glaubt, dem kann auch kein noch so unvorhergesehener und unwillkommener Lockdown was anhaben. Einfach das Beste aus der Situation machen - das dachten sich vier Dettinger Organisten und beschlossen, eine CD mit diesem „himmlischen“ Instrument zu produzieren.

Lange mussten die Dettinger auf eine wohlklingende Orgel warten. Ihr vom Tübinger Orgelbauer Hans Rudigier im Jahr 1769 erbautes Instrument wurde in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs durch einen Bombenangriff zerstört. Beim Bau der neuen Orgel ging in der Nachkriegszeit einiges schief, weder Organisten noch Gemeinde waren glücklich mit dem Klang im Kirchenraum. Ein schwergängiges Traktursystem, das die Verbindung zwischen Spieltisch und Pfeifen herstellt, war eine Herausforderung für die Organisten.

Premiere am vierten Advent

Umso größer ist jetzt die Freude über das neue, gebrauchte Instrument von Rudolf Beckerath Orgelbau in Hamburg. Das war pragmatisch gelebte Ökumene im besten Sinne. Die Orgel wurde 1983 in der katholischen Gemeinde St. Josef-Scholven in Gelsenkirchen eingeweiht und erschallte wegen des Kirchenabrisses am Pfingstmontag 2018 dort zum letzten Mal. So konnte sich die evangelische Dettinger St. Georg-Gemeinde einen langehegten Wunsch erfüllen, indem sie diese Orgel ausschließlich aus Spendengeldern erstand und wiederaufbauen ließ. Am vierten Advent 2018 war sie zum ersten Mal offiziell zu hören.

„Die Orgel bewährt sich jetzt sehr gut - vor allem in den Gottesdiensten“, freut sich Pfarrer Daniel Trostel über „die tolle Orgel“. Er weiß, wovon er spricht, denn er ist einer der Organisten, der die Gemeinde regelmäßig musikalisch begleitet. Mit einem Benefizkonzert weihte Bezirkskantor Ralf Sach das Instrument im Januar 2019 ein, die Lust auf viele weitere Orgel-Leckerbissen war geweckt. Doch dann kamen recht schnell die Corona-Lockdowns und das neue, wohlklingende Instrument verstummte zwangsweise.

Das wollten vier der insgesamt sieben Dettinger Organisten nicht so einfach hinnehmen - zumal heuer die Orgel Instrument des Jahres ist, viele Veranstaltungen dazu geplant waren - und wegen der Pandemie ausfallen mussten. Manfred Häfele, Reinhold Sander, Daniel Trostel und Sohn Tobias Trostel beschlossen, eine CD zu produzieren. Eine Stunde Orgelmusik sollte darauf erklingen, somit hatte jeder für eine Viertelstunde Musik zu sorgen. „Das Repertoire konnte jeder frei auswählen, es ist eine gute Mischung geworden. Jeder konnte seine Lieblingsstücke spielen, oder solche, die ihm etwas bedeuten - vom Können musste man es auch hinbekommen. Wir sind ja alle keine Profimusiker, jeder hat seinen Beruf “, erzählt Daniel Trostel. Von Barock über Klassik und Romantik bis hin zu Popstücken ist alles vertreten. Die Reihenfolge der Stücke richtet sich nach dem „Jahrgang“ der Musikstücke. So kommt es, dass der jüngste Organist, Tobias Trostel, das A und O ist: Mit ihm beginnt das CD-Konzert - und endet mit einer Eigenkomposition.

„Jeder musste ordentlich üben, die Orgel war im März und im April ziemlich belagert“, verrät Daniel Trostel. An einem Samstag Ende April wurden dann die Aufnahmen gemacht. „Das klingt jetzt wirklich schön“, freut sich der Pfarrer über das Ergebnis, mit dem alle Beteiligten zufrieden sind. Dazu zählen auch Dän Klein und Marin Braun, die für die Aufnahme zuständig waren. 200 Scheiben wurden in der ersten Charge gepresst, keine einzige davon kann man kaufen. Sie werden entweder verschenkt oder können gegen eine Spende im Pfarrbüro abgeholt werden. Die Öffnungszeiten: montags von 9 bis 11 Uhr, dienstags von 9.30 bis 12 Uhr, mittwochs von 9 bis 12 Uhr und freitags von 11 bis 13 Uhr.

Das Booklet mit dem Titel „Orgelklänge unter der Teck - Dettinger Organisten spielen in der St. Georgskirche“ ist ebenfalls schön geworden. Darin steht viel Wissenswertes. Die vier Organisten werden vorgestellt, ebenso die Beckerath-Orgel, und es findet sich ein Auszug aus der Predigt zum Gemeindefest im Juli 2018, in der die Orgel mit einer Gemeinde verglichen wird.

Von Hamburg über Gelsenkirchen nach Dettingen: Die Beckerath-Orgel erfreut mit ihrem Klang nicht nur die evangelische Kirchengem
Von Hamburg über Gelsenkirchen nach Dettingen: Die Beckerath-Orgel erfreut mit ihrem Klang nicht nur die evangelische Kirchengemeinde St. Georg. Foto: Carsten Riedl