Kirchheim

„Dieses Thema betrifft uns alle“

Arbeitsmarkt In Pflegeberufen ist der Fachkräftebedarf enorm. Die Rahmenbedingungen müssen sich verbessern, damit sie attraktiver werden. Von Heike Siegemund

Die Zahl der Pflegebedürtigen steigt, die Attraktivität des Pflegeberufs lässt zu wünschen übrig.Symbolfoto: DAK
Die Zahl der Pflegebedürtigen steigt, die Attraktivität des Pflegeberufs lässt zu wünschen übrig.Symbolfoto: DAK

Die Agentur für Arbeit schlägt zum morgigen Tag der Pflege Alarm: Der Fachkräftemangel in den Pflegeberufen ist enorm, trotz steigender Ausbildungszahlen kann der Bedarf an Personal nicht gedeckt werden - „und diese Entwicklung wird weitergehen“, sagte Thekla Schlör, Chefin der Agentur für Arbeit in Göppingen. Im Göppinger Agenturbezirk, der die Landkreise Esslingen und Göppingen umfasst, beschäftige man sich deshalb intensiv mit diesem Themenbereich und habe sich die Pflege in diesem Jahr „als Thema gesetzt“ - zum einen, „weil die Pflegeberufe keinen Verband haben, der diese Thematik nach vorne bringt“, und zum anderen, weil es Aufgabe der Arbeitsagentur sei, freie Arbeitsplätze zu besetzen.

In den vergangenen drei Jahren sei die Beschäftigung in Pflegeberufen überdurchschnittlich gewachsen: in den Kreisen Esslingen und Göppingen um insgesamt 500 Beschäftigte. Dabei spiele Teilzeitbeschäftigung eine große Rolle, was damit zusammenhänge, dass überwiegend Frauen diese Berufe ausüben: Im Kreis Göppingen sind 86 Prozent der Beschäftigten weiblich, im Kreis Esslingen 74 Prozent. Das Beschäftigungswachstum sei aber auch stark geprägt von Menschen aus dem Ausland, ergänzte Thekla Schlör. So sei in den beiden Landkreisen seit 2014 jede zweite neue Stelle mit einer Pflegekraft mit ausländischen Wurzeln besetzt worden.

Durch die demografische Entwicklung und den medizinischen Fortschritt werden auch in Zukunft Pflegekräfte gefragt sein, betonte die Agenturleiterin: Die Zahl der Pflegebedürftigen werde bundesweit von 2,9 Millionen im Jahr 2015 auf über 4 Millionen Menschen in 31 Jahren steigen. 70 Prozent des Personalbedarfs liege in der Altenpflege - Tendenz steigend. „Es ist ein Thema, das uns alle betrifft“, verdeutlichte Thekla Schlör.

Aktuell lernen fast 1 600 junge Leute im Agenturbezirk einen Pflegeberuf: 1 000 im Kreis Esslingen und 600 im Kreis Göppingen. Davon sind Zweidrittel in der Altenpflege tätig; ein Drittel arbeitet im Bereich Krankenpflege. Pro Jahr schließen zwischen 500 und 600 junge Menschen die Ausbildung ab. „Arbeitslose Pflegekräfte haben wir nicht viele“, informierte Thekla Schlör weiter: Derzeit seien es 220, von denen jedoch ein Viertel gesundheitliche Probleme habe. Demgegenüber stehen 500 offene Stellen im Pflegebereich. Der Zuwachs des Personalbedarfs sei enorm, was sich nur teilweise in den gemeldeten Stellen widerspiegle.

100 000 Pflegekräfte seien bundesweit in den vergangenen zehn Jahren in andere Berufe abgewandert, nannte die Agenturchefin eine erschreckende Zahl. Es müsse gelingen, die Rahmenbedingungen zu verbessern, damit die Pflegeberufe wieder attraktiver werden. Thekla Schlör ist hier optimistisch, auch weil die Politik auf die Herausforderungen in der Pflege reagiere. „Es wird an vielen Stellen gearbeitet“, sagte sie. Die Arbeitsagentur informiere und berate und gehe auch an die Öffentlichkeit: So veranstaltet sie am Mittwoch, 22. Mai, eine Messe zum Thema mit 40 Ausstellern aus beiden Landkreisen.

Thekla Schlör
Thekla Schlör