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Ein brennendes Problem ist gelöst

Corona Die Esslinger Feuerwehr sollte 20 000 Schnelltests an Schulen und Kitas ausliefern. Weil es bei der Spedi­tion logistische Schwierigkeiten gab, holten die Einsatzkräfte die Tests selbst in Neu-Isenburg ab. Von Simone Weiß

Sie kom­men erst so rich­tig auf Tou­ren, wenn es ir­gend­wo brennt. Das ist ihr Job. Das sind sie ge­wohnt. Und das ist auch gut so. Denn sie muss­ten ein ganz be­son­ders bren­nen­des Pro­blem lö­sen: Die Feu­er­wehr Ess­lin­gen soll­te nach den Os­ter­fe­ri­en die Ver­tei­lung von et­wa 20  000 Co­ro­na-Schnell­tests an Schu­len und Ki­tas im Stadt­ge­biet über­neh­men. Doch auf­grund lo­gis­ti­scher und or­ga­ni­sa­to­ri­scher Pro­ble­me wur­den die Schnell­tests nicht recht­zei­tig an­ge­lie­fert. Da grif­fen die Brand­be­kämp­fer zur Selbst­hil­fe.

Kri­sen­ma­nage­ment macht ihm Spaß. Aber in die­sem Fall hielt sich der Spaßfak­tor von An­dre­as Gundl in en­gen Gren­zen. „Schön ist an­ders“, er­klärt der ge­stan­de­ne Feu­er­wehr­mann und Lei­ter der Stabs­stel­le „Be­son­de­re Ge­fah­ren­ab­wehr“ bei der Feu­er­wehr Ess­lin­gen. Bis Don­ners­tag ver­gan­ge­ner Wo­che hät­ten die Schnell­tests für die Schu­len und Ki­tas ei­gent­lich in Ess­lin­gen an­kom­men müs­sen. Doch am Frei­tag­mor­gen teil­te der Städ­te­tag in ei­nem Rund­schrei­ben mit, dass der Zeit­plan völ­lig durch­ein­an­der ge­ra­ten sei.

Das Land Ba­den-Würt­tem­berg hat­te ei­ne Spe­di­ti­on in Neu-Isen­burg im hes­si­schen Land­kreis Of­fen­bach mit der An­lie­fe­rung be­auf­tragt. Die­se Spe­di­ti­on hat­te ih­rer­seits ei­nen Sub­un­ter­neh­mer für die Fahrt nach Ess­lin­gen ver­pflich­tet - doch der war völ­lig über­las­tet und konn­te den Auf­trag nicht er­le­di­gen. Ei­ne Aus­lie­fe­rung der Tests wä­re da­her nur um Ta­ge ver­spä­tet und frü­hes­tens zur Wo­chen­mit­te mög­lich ge­we­sen.

Die­se Si­tua­ti­on schür­te den Ehr­geiz und heiz­te die Lo­gis­tik­ma­schi­ne der Ess­lin­ger Feu­er­wehr an: Nach meh­re­ren Te­le­fo­na­ten, in­ter­nen Ab­spra­chen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Win­kel­zü­gen schick­te die Wehr am Frei­tag ge­gen 12 Uhr ei­nes ih­rer ei­ge­nen Lo­gis­tik­fahr­zeu­ge mit zwei Eh­ren­amt­li­chen am Steu­er auf die Fahrt nach Neu-Isen­burg - zur per­sön­li­chen Ab­ho­lung der Schnell­tests. Ei­ne frü­he­re Be­nach­rich­ti­gung, so ­An­dre­as Gundl, hät­te die La­ge we­ni­ger feu­rig ge­macht und mehr Zeit für ei­ne Lö­sung ge­las­sen: „Aber wir sind es ge­wohnt, mit sowas um­zu­ge­hen.“

Schnell ka­men die Schnell­tests al­so nicht nach Ess­lin­gen. Aber sie ka­men. Und so mach­ten sich am Sams­tag­mor­gen zehn Eh­ren­amt­li­che der Ab­tei­lung Wäl­den­bronn in der Ge­schäfts­stel­le der Feu­er­wehr co­ro­nakon­form mit Ab­stand und Mas­ke ans Werk. Ih­re Auf­ga­be war es, die Schnell­tests ein­zu­tei­len, zu sor­tie­ren und zu ver­pa­cken.

Et­wa 140 Aus­ga­be­stel­len wer­den im gan­zen Stadt­ge­biet laut An­dre­as Gundl be­lie­fert - Ki­tas und Schu­len in städ­ti­scher und frei­er Trä­ger­schaft so­wie an­de­re Bil­dungs­ein­rich­tun­gen. Und für je­de ein­zel­ne An­lauf­stel­le schnür­ten die Feu­er­wehr­leu­te un­ter­schied­lich gro­ße Päck­chen - je nach An­zahl der be­nö­tig­ten Schnell­tests. Klei­ne­re Men­gen ka­men in Pa­pier­tü­ten, ei­ne grö­ße­re An­zahl wur­de in Kar­tons ver­staut. Die Ab­tei­lung Wäl­den­bronn un­ter Kom­man­dant Alf Kar­nath ist auf Be­völ­ke­rungs­schutz spe­zia­li­siert, er­klärt An­dre­as Gundl. Sie kommt et­wa bei Hoch­was­ser zum Ein­satz und konn­te nun ih­re spe­zi­el­len Fer­tig­kei­ten auch im Kampf ge­gen Co­vid-19 un­ter Be­weis stel­len. Da­für gibt es ei­ne klei­ne Auf­wands­ent­schä­di­gung. Aber schon die Ver­pfle­gung wäh­rend des stun­den­lan­gen Ar­bei­tens sei schwie­rig, so An­dre­as Gundl. Denn we­gen der Co­ro­na-Be­stim­mun­gen dürf­ten kei­ne Spei­sen und Ge­trän­ke ver­teilt wer­den. Dank des ei­ge­nen En­ga­ge­ments konnten die Eh­ren­amt­li­chen am Mon­tag­mor­gen die Schnell­tests in sie­ben Fahr­zeu­gen an die Schu­len und Ki­tas aus­lie­fern. Ver­tre­ter der Feu­er­wehr sei­en auch Mit­glie­der in der städ­ti­schen „Task­force Schnell­tests“, be­rich­tet Ge­samt­kom­man­dant Oli­ver Knör­zer. Und sie hät­ten die Ver­tei­lung für die ers­te Zeit nach den Fe­ri­en über­nom­men, weil „wir die Man­power und Fahr­zeu­ge so­wie die Lo­gis­tik da­für ha­ben“.

Al­ler­dings hofft An­dre­as Gundl, dass un­er­wünsch­te Pan­nen wie die bei der Aus­lie­fe­rung der Schnell­tests künf­tig un­ter­blei­ben: Sol­che Si­tua­tio­nen möch­te er den 40 Haupt­amt­li­chen und et­wa 250 Eh­ren­amt­li­chen der Feu­er­wehr Ess­lin­gen nicht all­zu oft zu­mu­ten. Für die­se Wo­che sei die Aus­lie­fe­rung der Schnell­tests ge­re­gelt. Doch wie es da­nach wei­ter­geht, dar­über lie­gen ihm noch kei­ne Er­kennt­nis­se vor.