Kirchheim

Ein Gebäude droht zu verrotten

Ortstermin Kirchheimer Ausschuss macht sich ein Bild vom Bauernhaus in der Alten Kirchheimer Straße in Nabern, das dringend saniert werden muss. Vorgesehen sind Wohnungen für die Anschlussunterbringung. Von Andreas Volz

Besondere Ein-, Aus- und Durchblicke haben Mitglieder des Kirchheimer Technik- und Umweltausschusses sowie des Naberner Ortschaf
Besondere Ein-, Aus- und Durchblicke haben Mitglieder des Kirchheimer Technik- und Umweltausschusses sowie des Naberner Ortschaftsrats in unmittelbarer Nachbarschaft der Zehntscheuer erhalten. Fotos: Markus Brändli
Besichtigung Gebäude Kirchheimer Str. 5 mit Ortschaftsrat und TA
Besichtigung Gebäude Kirchheimer Str. 5 mit Ortschaftsrat und TA

Nabern, die Alte Kirchheimer Straße und die Anschlussunterbringung - wer die Diskussionen seit Jahren begleitet, sieht sich mit einer „unendlichen Geschichte“ konfrontiert: Zunächst war ein Standort am Ortsrand vorgesehen, am nordwestlichen Ende der Alten Kirchheimer Straße. Dort hätte ein Neubau entstehen sollen, nach den Vorbildern im Hafenkäs, auf dem Jesinger Bolzplatz oder auf der Klosterwiese. „Das geht aber aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht“, fasst Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer zusammen, warum die grüne Wiese hier einmal zu schonen ist.

Inzwischen wurde man am anderen Ende der Alten Kirchheimer Straße fündig, mitten im Naberner Ortskern. Dort steht ein altes Bauernhaus an prominenter Stelle: zwischen der Zehntscheuer und dem Rathaus. Mit der Zehntscheuer ist das Gebäude sogar eng verzahnt. Ein Teil der Scheune dient als Erweiterung der Zehntscheuer. Das macht den Umgang mit dem leerstehenden Haus Nummer 5 nicht gerade einfacher.

Nur so viel ist klar: Im aktuellen Zustand lassen sich dort keine Wohnungen unterbringen, die wirklich bewohnbar wären. Davon hat sich jetzt auch Kirchheims Technik- und Umweltausschuss vor Ort überzeugt. Wie aber kommt man an dieser Stelle zu brauchbaren Wohnungen - und wie viele Wohnungen lassen sich überhaupt „herausholen“?

850 000 Euro für zwei Wohnungen

Architekt Frank Göbel hat das Gebäude im Auftrag der Stadt untersucht. Sein Ergebnis: Für rund 850 000 Euro ließen sich zwei Wohnungen herrichten, - mit jeweils etwa 90 Quadratmetern. Die günstigere Variante würde gut 200 000 Euro kosten, brächte dafür aber nur eine Wohnung, die 105 Quadratmeter aufweisen würde.

Zwar ließe sich noch mehr Wohnraum in dem Gebäude unterbringen, doch davon rät Frank Göbel beim Ortstermin dringend ab: „Bei mehr als zwei Wohnungen gäbe es viel zu hohe Hürden, was Brandschutz und Barrierefreiheit betrifft.“ Trotz aller Schwierigkeiten mit der Bausubstanz rät er dazu, das Gebäude zu erhalten: „Es ist ortsbildprägend. In Nabern gibt es zwar noch relativ viele Bauernhäuser dieser Art. Anderswo sind sie aber fast völlig verschwunden.“

Von einem modernen Neubau rät er aus ganz unterschiedlichen Gründen ab: „Üblich wäre etwas sehr Hohes, Steiles, mit mindestens sechs Wohnungen. Dazu käme dann ein dunkles Loch, durch das man in die Tiefgarage fährt. So etwas kann ich mir hier aber nicht vorstellen.“

Der Neubau brächte aber noch ganz andere Probleme mit sich: Da wäre zum einen die Verzahnung mit der Zehntscheuer. Zum anderen würden beim Neubau ganz andere Grenzabstände gelten. Drittens müsste die Stadt aus Kostengründen darauf warten, dass die Ortsmitte als Sanierungsgebiet ausgewiesen wird. Es gibt zwar ein Ortsentwicklungskonzept. Aber bevor das im Zusammenhang mit dem möglichen Sanierungsgebiet umgesetzt werden kann, vergehen noch weitaus mehr als fünf Jahre, wie Günter Riemer ausrechnet.

Einfach abzuwarten ist allerdings auch keine Option: In Nabern gibt es bislang noch keine Unterkunft zur Anschlussunterbringung. Man müsste also kurzfristig nach einem ganz anderen Standort dafür suchen. Außerdem muss man das Haus zwischen Zehntscheuer und Rathaus zumindest irgendwie erhalten und zu diese Zweck ohnehin Geld in die Hand nehmen. Ortsvorsteherin Veronika Holz spricht es deutlich aus: Andernfalls werde das Gebäude langsam „verrotten“.

Es bleibt also die Überlegung mit den beiden Varianten: Zwei Wohnungen nachhaltig für 850 000 Euro schaffen - oder doch lieber „nur“ die 200 000 Euro in die Hand nehmen, um für zehn bis 15 Jahre die eine Wohnung herzustellen, ohne große Nachhaltigkeit?

Dem Dilemma, hier die richtige Entscheidung zu treffen, konnte der Ausschuss vor Ort nicht entkommen. Bürgermeister Riemer schlug eine Vertagung vor: „Die Zuständigkeit für die Gebäudebewirtschaftung liegt in Nabern. Die Stadt Kirchheim würde lediglich das Geld dafür zur Verfügung stellen.“ Deshalb riet er dazu, die Haushalts-Beratungen abzuwarten. Wenn der Ortschaftsrat Nabern Gelder für eine bestimmte Variante beantragt, können Verwaltung und Gemeinderat diesen Antrag befürworten - oder auch nicht. Diese Geschichte wird also noch ziemlich lange fortgeschrieben werden.