Kirchheim
Ein neues Reich für lesehungrige Kinder

Eröffnung Die Kinderabteilung der Kirchheimer Stadtbücherei wurde in den vergangenen Wochen neu gestaltet. Für die jüngsten Nutzer gibt es ein Haus im Haus als Lernort – und ganz viel Lesefutter. Von Iris Häfner

Der Kontrast fällt sofort ins Auge: Die Kinderabteilung der Kirchheimer Stadtbücherei hat sich verjüngt, ist frischer geworden. In den vergangenen Wochen haben die Handwerker und Architekten ganze Arbeit geleistet und dieser wichtigen Abteilung ein neues Gesicht verliehen. Jetzt erstrahlt der hintere Teil des Erdgeschosses in neuem Glanz und kann auch gleich mit einer Besonderheit aufwarten - dem Haus im Haus. Direkt neben dem Aufzug wurde es gebaut mit Dachfenster, Sofa, Bücherregal und PC-Arbeitsplätzen. Die sind jetzt coronabedingt zwar stillgelegt und harren zwangsweise auf die wissensdurstigen Nutzer, doch irgendwann können sich an den Computern die Kinder für das nächste Referat alle Informationen aus dem Netz ziehen oder einfach nur ihren Wissensdurst stillen.

Die große Glasfassade gibt den Blick auf die alten Fachwerkhäuser in der direkten Nachbarschaft frei, derweil sich die jüngsten Leser mit ihren Eltern oder Großeltern auf den Sofas oder dem Podest gemütlich niederlassen und in (Bilder-)Büchern schmökern können. Absolute Stille herrscht hier nicht. Das ist gewollt und spiegelt einfach das Leben wider, wie es sich mit Kindern automatisch ergibt. Nicht nur der Nachwuchs kommuniziert hier ungezwungen, auch den Erwachsenen bietet sich automatisch die Gelegenheit, ins Gespräch mit den anderen Kinder-Begleitpersonen zu kommen.

„Der Anlass ist ein Freudiger - und das erste rote Bändelchen als Oberbürgermeister, das ich durchschneiden darf“, sagte Dr. Pascal Bader bei der offiziellen Einweihung der renovierten Kinderbücherei. Dabei outete er sich als regelmäßiger Besucher dieser Ins­titution. Während seine Kinder sich nach neuem Lesefutter umgesehen haben, hat er sich der Zeitungslektüre hingegeben. „Das war sehr entspannend“, sagte er rückblickend.

Die erste Nutzerin erobert die neu gestaltete Kinderbücherei in Kirchheim und geht neugierig auf Erkundungstour.Foto: Carsten Ri
Die erste Nutzerin erobert die neu gestaltete Kinderbücherei in Kirchheim und geht neugierig auf Erkundungstour. Foto: Carsten Riedl

Für den Oberbürgermeister ist es nur eine logische Konsequenz, dass nach 30 Jahren intensiver Nutzung durch Kinder und Eltern diese Abteilung saniert wurde. Sie ist der Auftakt für weitere Neuerungen der zentral gelegenen Bücherei. „Die Aufenthaltsqualität muss stimmen“, sagte der OB. Dazu gehören für ihn auch die neuen Medien. „Was hier geschieht, ist Leseförderung. Lesen und Sprechen sind elementar wichtig, hier werden die Kinder dazu herangeführt“, erklärte er. Die Kids werden beim Lernen unterstützt, auch Schulen nutzen das Angebot der Stadtbücherei. In Vor-Corona-Zeiten durfte sich jeder Schüler ein Buch aussuchen und später der Klasse vorstellen. „Solche Kooperationen sind wichtig“, so Pascal Bader. Für ihn hat das auch mit Chancengleichheit zu tun: „Integration und Partizipation ist für die Gesellschaft ein wesentliches Grundelement.“ Vermittlung von Medienkompetenz ist für ihn ebenfalls ein wichtiger Baustein, den die Kinderbücherei vermitteln kann. „27 Prozent der Büchereinutzer sind unter zwölf Jahre alt. Das ist eine gute Zahl. Die Lesekompetenz lässt immer mehr nach, dabei fördert Lesen im Gegensatz zum Fernsehen oder Internet die Fantasie“, so Pascal Bader.

„Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir die Kinderbücherei umgestalten. Sie sollte sich auch optisch vom anderen Bereich unterscheiden. Wir haben einzelne Zonen gebildet, beispielsweise den Vorlesebereich oder die PC-Plätze“, sagte Christiane Eisebraun, Leiterin der Kinderbücherei. Ihr persönliches Highlight ist das Haus im Haus. „Es ist ein Lernhaus“, betonte sie. Dabei punktet der in Betongrau gestaltete Bau durch eine gewisse Abgeschiedenheit: In dem groß geratenen Karton kann man sich wie im Kokon vom Rest der Bücherei abschotten.