Coronavirus

Ein schwaches Zeichen der Hoffnung

Corona Ein Drittel der Erkrankten im Kreis ist inzwischen gesund. Landrat Heinz Eininger appelliert an die Disziplin der Bevölkerung, jetzt nicht nachzulassen. In Pflegeheimen gibt es die ersten Infizierten. Von Bernd Köble

Seit Mittwoch ist die Fieberambulanz in Nürtingen in Betrieb. Mit vier Patienten hielt sich der Andrang am ersten Tag in Grenzen
Seit Mittwoch ist die Fieberambulanz in Nürtingen in Betrieb. Mit vier Patienten hielt sich der Andrang am ersten Tag in Grenzen. Foto: Holzwarth

Es ist ein schwacher Lichtschimmer am immer noch dunklen Horizont: Die Zahl der Menschen im Landkreis, die nach einer Erkrankung an Covid-19 wieder vollständig gesund sind, steigt deutlich schneller als die Zahl der Neuinfektionen. Ein Drittel der Infizierten ist aktuellsten Zahlen des Landratsamtes zufolge wieder gesund. Gestern waren das 336 Personen. „Das macht uns etwas Hoffnung, bedeutet aber keine Entwarnung“, betont Landrat Heinz Eininger. Schließlich gab es auch gestern ein weiteres Opfer zu beklagen. 23 Menschen im Kreis sind inzwischen an den Folgen des Virus verstorben.

„Vor der Lage sein“ - Das ist die Maxime, die für Eininger und alle Mitarbeiter in den Krankenhäusern, Arztpraxen und Behörden gilt. Deshalb schmieden die führenden Köpfe in den drei Medius-Kliniken schon jetzt den Plan für die nächste Stufe: Ein Corona-Notkrankenhaus für 300 Patienten in Halle 9 der Fildermesse, für das im Moment Personal rekrutiert wird (siehe Info). Falls die regulären Bettenkapazitäten nicht mehr ausreichen sollten, werden hierhin Corona-Patienten verlegt, die nicht mehr zu Hause behandelt werden können, aber auch noch keine Beatmung benötigen. So ist der Plan.

Die Zahl der Beatmungsplätze in den drei Kreiskrankenhäusern wurde inzwischen von 29 auf 54 erhöht. 45 weitere Geräte seien bestellt, sagt Eininger. „Wir hoffen, dass Anfang der Woche die ersten hier eintreffen werden.“ Die Behelfsklinik in der Messe soll mit vier Beatmungsgeräten für den Notfall ausgestattet werden. Darüber hinaus soll jede der geplanten Zwei-Bett-Zellen über künstlichen Sauerstoff verfügen. Die dafür nötige Technik stellt Festo kostenlos zur Verfügung. Das Unternehmen mit Stammsitz in Esslingen-Berkheim ist zurzeit mit zehn Ingenieuren in der Halle.

Eininger ist überzeugt: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Das Vorsorge-Netzwerk funktioniere immer besser. „Die Strukturen werden klarer.“ Die Versorgung mit Schutzausrüstung bleibt dagegen schwierig. Vor allem an Schutzkitteln fehlt es im Moment. In den vergangenen Tagen hat der Landkreis Bestellungen im Wert von acht Millionen Euro aufgegeben. „Wir nutzen alle verfügbaren Kanäle“, sagt Eininger, „weil wir uns aufs Land im Moment nicht verlassen können.“ Als Erste kommen die Pflegeheime zum Zug, die zurzeit einen Brennpunkt darstellen. Eine ähnlich dramatische Situation wie auf der Ostalb, wo sich in einem Heim in Giengen 26 Bewohner mit dem Virus angesteckt haben, gibt es im Landkreis Esslingen zwar nicht. Doch auch hier wurden kreisweit sieben Personen unter Bewohnern und Pflegepersonal inzwischen positiv getestet und isoliert.

Dass überhaupt weiterhin ausreichend getestet wird, dafür sorgen die Schwerpunktpraxen der Kreisärzteschaft und die beiden Corona-Abstrichzentren (CAZ) in Nürtingen und an der Messe, die seit dieser Woche zwei Fieberambulanzen zur Seite gestellt bekommen. Dort landeten bei der Eröffnung in Nürtingen gestern nur vier Patienten. Die auf den Fildern soll erst am Montag in Betrieb gehen.

Dafür wird in den CAZ so viel abgestrichen wie sonst nirgends im Land: mehr als 7 000 Tests in den vergangenen beiden Wochen. Das soll auch so bleiben. „Dass wir weiter testen, ist wichtig“, sagt Eininger. Er stellt aber auch klar: Umfassende Tests könne es nicht geben, „weil wir dafür nicht genügend Testmaterial und Laborkapazitäten zur Verfügung haben“.

200 Mitarbeiter für Notklinik gesucht

Für die Covid-19-Klinik in der Halle 9 der Fildermesse, mit der sich der Kreis für eine mögliche Verschärfung der Lage wappnet, werden 200 Fachkräfte aus dem Medizin- und Pflegebereich benötigt. „Das ist zusätzliches Personal, das nicht aus unseren Kliniken kommen kann“, stellt Landrat Heinz Eininger klar.

Bei der Suche unterstützt wird der Kreis von der Ärztekammer. Darüber hinaus gibt es eine Meldeplattform. Unter der Mail-Adresse bewerbung@covid19-klinik-es.de können sich Freiwillige mit entsprechenden Fachkenntnissen registrieren. Klar ist: „Wir können die Klinik erst anfahren, wenn wir genügend Personal haben“, sagt Eininger. bk