Kirchheim

Eingesperrt, verprügelt - und keiner weiß warum

Menschenrechte Mehrere Fälle aus Aserbaidschan, Kirgistan und dem Iran empören Amnesty International.

Kirchheim. Die Kirchheimer Gruppe von Amnesty International hat dazu aufgerufen, sich in Briefen für Menschen einzusetzen, die weltweit unter Menschenrechtsverletzungen leiden. Im November stehen drei Fälle aus Aserbaidschan, Kirgistan und dem Iran im Mittelpunkt.

Die Studenten Giyas Ibrahimov und Bayram Mammadov aus Aserbaidschan sind Amnesty International zufolge seit Mai 2016 wegen eines Graffitis inhaftiert, das sie in den sozialen Medien veröffentlichten. Das politische Graffiti hatte Giyas Ibrahimov auf das Denkmal des ehemaligen Präsidenten und Vaters des jetzigen Präsidenten Ilham Aliyev gesprüht. Die beiden Aktivisten wurden zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach der Festnahme waren die Gefangenen nach eigenen Angaben verprügelt worden. Dennoch ist bislang nicht bekannt, dass die Foltervorwürfe untersucht worden wären. Die Behörden begründeten die Festnahme der beiden Studenten mit vermeintlichen Drogendelikten. Die Drogen, die man bei ihnen fand, waren ihnen jedoch allem Anschein nach untergeschoben worden.

Der Menschenrechtsverteidiger Azimjan Askarov verbüßt in Kirgistan eine lebenslange Haftstrafe. Er war 2010 in einem Prozess, der nicht den internationalen Standards entsprach, wegen Munitionsbesitzes und Beihilfe zu Mord in zwei Fällen angeklagt worden. Nach Ansicht von Amnesty International sind die Anschuldigungen gegen Azimjan Askarov konstruiert und zielen darauf ab, seine Menschenrechtsarbeit zu unterbinden.

Mehrtägige Gewaltwelle

Der Mord an einem Polizisten, an dem er beteiligt gewesen sein soll, wurde im Juni 2010 begangen, als der Süden Kirgisistans eine mehrtägige Gewaltwelle erlebte. Azimjan Askarov ist ethnischer Usbeke und Direktor der unabhängigen Menschenrechtsorganisation Vozdukh. Er filmte und fotografierte damals die Gewalt, die Tötungen und die Brandanschläge, von denen zum Großteil die Häuser ethnischer Usbeken betroffen waren. Seinen Angaben zufolge wurde er in den ersten drei Tagen der Haft brutal geschlagen, um ihn zu zwingen, den Mord an einem Polizisten „zu gestehen“. Die Foltervorwürfe sind bis heute nicht zielführend untersucht worden.

Vier befreundete Menschenrechtsverteidiger werden im Iran von den Behörden schikaniert: Atena Daemi, Arash Sadeghi und Golrokh Ebrahimi Iraee sind gewaltlose politische Gefangene im Teheraner Evin-Gefängnis. Omid Alishenas wurde am 15. Juli unter Auflagen freigelassen, könnte aber jederzeit wieder inhaftiert werden. Alle sehen sich mit unfairen Verfahren und fadenscheinigen Vorwürfen konfrontiert, wie „Beleidigung des Obersten Religionsführers“ oder „Verbreitung von Propaganda gegen die Regierung“. pm

Info Lust zu helfen? Vorformulierte Briefe können im Weltladen in der Dettinger Straße in Kirchheim abgeholt werden.