Kirchheim

Einhornmaske und etwas Traubenzucker

Pandemie Wie gehen Kinder mit den Einschränkungen durch Corona um? Lou, Leni und Finn erzählen von ihren Wünschen für den Sommer. Von Julia Nemetschek-Renz

Die Einschränkungen durch die Pandemie sind auch für Kinder kein Zuckerschlecken.Symbolfoto
Die Einschränkungen durch die Pandemie sind auch für Kinder kein Zuckerschlecken. Symbolfoto
Lou Dongus. Foto: Julia Nemetschek-Renz
Lou Dongus. Foto: Julia Nemetschek-Renz

Mittlerweile zieht es sich schon über ein Jahr, und die Nerven liegen bei vielen blank. Corona und kein Ende. Auch für Kinder und Jugendliche, obwohl selbst von der Krankheit weniger betroffen und gefährdet, ist dies alles kein Zuckerschlecken. Exemplarisch für sie erzählen Lou, Leni und Finn von ihrem Corona-Jahr.

 

Leni Salcone. Foto: Julia Nemetschek-Renz
Leni Salcone. Foto: Julia Nemetschek-Renz

Lou Dongus ist sechs Jahre alt und geht in den Carl-Weber-Kindergarten der Lebenshilfe in Kirchheim. Sie findet es schade, dass sie ihre Stoffmaske mit den Einhörnern nicht mehr anziehen darf. Die hat sie zu Weihnachten bekommen und sie fand sie richtig schön.

Und jetzt hast du so eine langweilige weiße Maske?

Lou Dongus: Nein, zwar schon eine FFP2-Maske, aber in rosa. Die ist auch ganz schön. Meine Freundin ist erst fünf, die muss noch keine Maske tragen. Ich bin aber schon sechs und muss deshalb eine Maske aufziehen. Im Herbst komme ich auch in die Schule. Ich habe schon einen Schulranzen mit einer Ballerina drauf. Mal gucken, ob da dann gleich die Notbetreuung ist. Das wäre nicht so gut.

Wie ist das denn so mit Corona?

Lou: Mir fehlen meine Freunde auf der Klosterwiese. Ich darf nur noch mit den Kindern aus der Straße spielen. Und beim Geburtstag kann man die Freundinnen nur noch hintereinander einladen. Das ist dann schon schade, aber wiederum auch nicht so schlimm. Geburtstag ist immer schön, und man sieht trotzdem alle, wenn auch nicht gleichzeitig.

Und wie ist es im Kindergarten?

Lou: Ich fand die Notbetreuung blöd, weil meine Freundinnen nicht da waren. Da musste ich mit den Jungs spielen und die machen immer so viel Quatsch. Aber jetzt sind zum Glück alle wieder da. Wir dürfen uns nur nicht mit der anderen Gruppe vermischen. Obwohl - meine kleine Schwester ist da drin und mit ihr dürfte ich mich schon treffen. Mache ich ja auch, zu Hause.

Glaubst du, das mit Corona ist irgendwann mal vorbei?

Lou: Ja, das glaube ich schon. Die Sommerferien sind ja immer recht lang. Vielleicht geht’s dann vorbei.

 

Leni Salcone ist zehn Jahre alt und geht in die vierte Klasse. Im Herbst kommt sie auf die Realschule, zusammen mit ihrer besten Freundin. Da freut sie sich schon richtig drauf.

Finn Bidlingmaier. Foto: Julia Nemetschek-Renz
Finn Bidlingmaier. Foto: Julia Nemetschek-Renz

Leni, wie läuft es mit der Schule?

Leni Salcone: Ich finde es toll, dass Schule ist. Das mag ich viel mehr, als zu Hause zu lernen. Da mussten wir immer auf Jitsi-Meeting warten, dann hat die Videokonferenz gestottert oder gar nicht funktioniert, wir kamen manchmal nicht rein oder wurden ganz rausgeschmissen. Das war irgendwie nervig. In der Schule verstehe ich alles besser, da können wir uns auch gegenseitig helfen.

Und wie ist das mit den Masken für dich?

Leni: Ich hab ja eine Hörbehinderung und Cochlea-Implantate. Wenn alle Masken aufhaben, kann ich den Mund der anderen nicht sehen und nicht auf die Lippen schauen. Das ist manchmal gar nicht so einfach. ‚Dem‘ und ‚den‘ kann ich zum Beispiel dann nicht so gut unterscheiden.

Warum?

Leni: Naja, vom Klang ist das nur ein kleiner Unterschied. Aber an den Lippen sieht man sofort: Bei ‚dem‘ ist der Mund geschlossen, bei ‚den‘ geöffnet. Deshalb ist es auch so toll, dass die Schule wieder offen ist, da kann ich einfach besser nachfragen.

 

Und ist da sonst alles wie immer?

Leni: Sport machen wir nur noch draußen. Wir machen Dehn- übungen, und ich turne am Reck mit meinen Freundinnen. Felgaufschwung kann ich richtig gut, den mache ich dann wieder und wieder, denn das macht Spaß. Eigentlich bin ich in jedem Sommer beim 24-Stunden-Schwimmen in Wendlingen dabei. Da schwimmt man immer wieder und nach 24 Stunden wird die Strecke gemessen. Ich habe 2800 Meter geschafft.

Das ist aber weit!

Leni: Ich bin halt ein Fisch. Es wäre schön, wenn die Schwimmbäder wieder aufmachen würden. Was aber auch noch lustig ist in der Schule: Wir werden da jetzt getes- tet. Das ist nicht schlimm, es kitzelt nur ein bisschen, und danach gibt es immer einen Traubenzucker. Bis jetzt waren alle negativ.

 

Finn Bidlingmaier ist 16 Jahre alt und geht auf die Esslinger Rohräckerschule - eigentlich. Gerade bleibt er zu Hause. Eine Woche lang trifft er niemanden. Denn schon bald hat er seinen ersten Impftermin und da will er auf jeden Fall hin und will nicht vorher in Quarantäne geschickt werden müssen.

Du hast einen Impftermin?

Finn Bidlingmaier: Ja, das finde ich richtig cool. Den hat mein Papa organisiert, mitten in der Nacht. Ich freue mich schon auf die Impfung, dann kann ich meinen bes­ten Kumpel wieder sehen, gerade schreiben wir uns nur. Und ich kann auch wieder in die Schule gehen, nachdem ich jetzt eine Woche zu Hause war.

Und wie war das für dich?

Finn: Naja, ich kenne das schon. Ich war im Oktober schon mal in Quarantäne. Das ging ganz gut. Ich habe Filme geguckt und Hausaufgaben gemacht. Aber ich gehe viel lieber in die Schule.

Wie ist es da im Moment?

Finn: Also die Masken sind auf jeden Fall schon nervig und dass wir so weit auseinander sitzen müssen, selbst beim Mittagessen. Das ist irgendwie nicht so gemütlich - wir können nicht mal kurz miteinander reden, außer in der Pause. Wir haben jetzt einen eigenen Schulhof für unsere Kohorte, wo wir etwas Quatsch machen können. Da haben wir alles, was wir brauchen.

Und nach der Schule?

Finn: Da bin ich früher eigentlich immer zum Lebenshilfe-Schwimmen gegangen, zum Turnen und zum Rolli-Sport. Aber das geht grad alles nicht. Ich gehe dafür oft mit dem Handbike raus. Das ist ein mit den Armen angetriebenes Fahrrad, wofür man richtig viel Kraft braucht. Aber die habe ich ja.

Was wünschst du dir für den ­Sommer?

Finn: Ich würde so gern an Pfings- ten nach Italien fahren können auf den Campingplatz. Da gibt es eine Eisdiele und einen großen Spielplatz. Aber das klappt wahrscheinlich nicht. Aber ich glaub, wenn wir alle bald geimpft werden, auch meine Lehrerinnen, dann geht das wenigstens mit den Masken in der Schule vorbei.

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