Ganz oder gar nicht. Vor dieser Wahl stehen viele Eltern, wenn ihre Kinder eingeschult werden. Denn immer mehr Grundschulen in Kirchheim werden zu Ganztagsschulen nach neuem Recht. „Dort bieten wir kein paralleles Betreuungsprogramm mehr an“, sagt Michaela Göhler-Bald, Abteilungsleiterin Bildung bei der Stadt Kirchheim. Das heißt: Entweder das Kind muss verpflichtend an drei oder vier Tagen bis 15 oder 16 Uhr die Schule besuchen, oder es bekommt über den Unterricht hinaus keine Betreuung mehr.
Damit sind etliche Eltern unzufrieden. „Die alten Ganztagsmodelle und die Kernzeitenbetreuung waren maximal flexibel“, sagt Julia Schäfer, Elternbeiratsvorsitzende der Konrad-Widerholt-Grundschule. „Dieses System ist nun weg, und es fallen all diejenigen durchs Raster, die ihr Kind nicht für die Ganztagsschule anmelden.“
Kinder bis 13 Uhr betreut
„Unser Anliegen ist es, dass Halbtagskinder bis 13 Uhr an der Schule betreut werden“, sagt Matthias Goll. Er gehört einer Kirchheimer Elterninitiative an, die auch eine Umfrage durchgeführt hat. Das Ergebnis: Fast die Hälfte der Eltern wünschen sich Zusatzbetreuung zum Regelunterricht. „Es gibt Eltern, die sich bewusst dafür entschieden haben, ihre Kinder nachmittags selbst zu betreuen, und trotzdem einer Halbtagstätigkeit nachgehen“, so Goll.
Diese Position kann Michaela Göhler-Bald zwar nachvollziehen. Aktuell sieht sie aber keine Lösung: „Eine Mittagsbetreuung für Halbtagsschüler lässt sich nicht sinnvoll in das Ganztagsangebot integrieren“, ist sie sich mit den Schulleitern einig. Eine Unterbrechung der klar strukturierten und pädagogisch durchdachten Ganztagsangebote sei nicht denkbar. „Man bräuchte also ein separates Betreuungsangebot. Das wäre aber eine räumliche und logistische Herausforderung und würde viel Geld kosten.“
Keine Fördermittel
Fördermittel vom Land gibt es für eine Extra-Betreuung derzeit nicht. Aber genau darauf wollen die Kirchheimer Eltern hinaus: „Wir fordern, dass sich das Land an den Kosten für die Mittagsbetreuung von Halbtagsschülern beteiligt“, sagt Stefanie Rau, Beisitzerin der Elternbeiratsvorsitzenden an der Alleenschule. Dazu läuft landesweit eine Online-Petition. Die Kirchheimer Eltern haben sich damit zudem in einem Brief an die Landtagsabgeordneten gewandt. In ihm fordern sie auch die optionale Teilnahme von Regelschulkindern am Mittagessen. Letzteres hat die Stadt der Alleenschule übrigens schon zugesichert. Auch sonst, so verspricht Michaela Göhler-Bald, werde man mit den Eltern im Gespräch bleiben und nach einer Lösung suchen.
Erste Signale gibt es. So hat das Land die flexible Mittagsbetreuung in seine neuen Leitlinien aufgenommen. Laut dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Andreas Schwarz, sind dafür im neuen Haushalt zwar noch keine Mittel vorgesehen. „Aber wir wollen mit den Kommunen einen Pakt für gute Bildung und Betreuung schließen.“ Im Herbst komme das Thema wieder auf den Tisch.