Kirchheim

Engagierte Bürger kämpfen für die Kornstraße

Beratung Die „Initiative historisches Kirchheim“ möchte, dass der historische Stadtkern erhalten bleibt.

Das Haus Kornstraße 4 soll laut der Initiative nicht das gleiche Schicksal erleiden wie das Waldhorn.
Das Haus Kornstraße 4 soll laut der Initiative nicht das gleiche Schicksal erleiden wie das Waldhorn. Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Eine schon für das Frühjahr geplante und coronabedingt verschobene Zusammenkunft der „Initiative historisches Kirchheim“ mit der Rathausspitze, Oberbürgermeister Dr. Bader und Bürgermeister Riemer, konnte nun im großen Sitzungssaal des Rathauses stattfinden.

In den längst überfälligen Weiterbau der Bruckmühle scheint Bewegung zu kommen, haben sich doch Investor und die Stadt Kirchheim auf ein Konzept verständigt. Einziges Hindernis ist die erfolgreiche Suche nach einem Pächter, was in der zurzeit bedrängten Lage der Gastronomie nicht einfach wird.

Ein zentrales Anliegen der Initiative ist die Erhaltung des Kirchheimer Stadtbildes, wie es nach dem verheerenden Stadtbrand 1690 entstanden ist. Kirchheim wurde damals in kurzer Zeit und mit Qualitätsbewusstsein wiederaufgebaut. Das ist der Grund dafür, dass die Stadt über ein einzigartig geschlossenes Stadtbild verfügt - ein regelrechter Glücksfall für Kirchheim. Der zweite Glücksfall ist die Verschonung durch den Bombenkrieg des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt entging knapp dem Schicksal benachbarter Städte wie Reutlingen, Göppingen, Ulm, Stuttgart oder gar Pforzheim.

Leider hat dieses Stadtbild in letzter Zeit Lücken erfahren. Schon vor längerer Zeit ist zum Beispiel das ehemalige Gasthaus „Storchen“ durch einen Neubau ersetzt worden. In der jüngsten Vergangenheit fielen auch das Haus Marktstraße 19, ein Bürgerhaus von 1691, und das Restaurant „Waldhorn“ am westlichen Marktplatz der Spitzhacke zum Opfer.

Die Stadt rühmt sich auf ihrer Homepage: „Die Innenstadt von Kirchheim, das sind pralle Historie, liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser und lauschige Plätze.“

Es geht nicht darum, die Altstadt unter eine Käseglocke zu stellen, sie mit einer Veränderungssperre zu belegen, sondern verantwortungsvoll mit ihr umzugehen. Und da sind Stadt, Verwaltung und Gemeinderat gefragt, mit gutem Beispiel voranzugehen. Oberbürgermeister Bader drückt das so aus: „Wir können nichts von den Bürgern fordern, was wir selbst nicht umsetzen wollen.“

Große Sorge bereitet der Initiative der geplante Verkauf des Hauses Kornstraße 4. Das Gebäude ist ein wesentlicher Teil des Wiederaufbaus nach 1690, neben Rathaus, Kornhaus, Spital und Dekanat. Das Haus war ein Wirtschaftsgebäude des Spitals und ist seit 1895 in städtischem Besitz. Im denkmalpflegerischen Werteplan des Regierungspräsidiums heißt es: „ Das aufwendig gestaltete Gebäude hat mit seinen typischen und noch ins 17. Jahrhundert verweisenden Elementen dokumentarischen Wert für die anspruchsvolle Bauweise des wohlhabenden Spitals in Kirchheim. Es ist neben dem Haus Max-Eyth-Straße 18 letzter Rest des Spitalhofes in Kirchheim und damit Zeugnis der Geschichte der sozialen Fürsorge in der Stadt. Zudem stellt es einen wichtigen Bestandteil des im historischen Stadtbild sehr geschlossen wirkenden Straßenraums der Kornstraße dar.“

Die Initiative verweist auf andere Städte, wo mit großem Engagement der Verödung der Innenstadt entgegengewirkt wird. Die Stadt kauft dort bedrohte Gebäude, saniert sie und gibt sie dann wieder auf den Markt. Und die Stadt Kirchheim erwägt den umgekehrten Weg: Ein in städtischem Besitz stadtbildprägendes Gebäude, ein Juwel der Fachwerkstadt Kirchheim, soll verkauft werden. Die Initiative möchte nicht, dass das Gebäude in der Kornstraße 4 das gleiche Schicksal trifft wie das Waldhorn. Sie ist der Ansicht, dass herausragende historische Gebäude in städtischem Besitz für die Stadt eine besondere Verpflichtung darstellen müssten und sie sollte privaten Besitzern von denkmalgeschützten Gebäuden ein Vorbild sein. pm